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Wirtschaftsforschung: DIW zieht sich aus Washington zurück

Das Berliner Wirtschaftsinstitut bekommt neue Struktur. In den neuen Abteilungen soll es Forschungsschwerpunkte geben zu Konjunktur, Klimapolitik, Bildung sowie Entwicklung und Sicherheit.

Berlin - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin beendet seine Zusammenarbeit mit der umstrittenen Dependance DIW DC in Washington. Dessen wissenschaftliche Arbeit sei nicht genügend mit der des DIW vernetzt, begründete das Kuratorium in einer Erklärung vom Freitag den Schritt. Die Kritik des Landesrechnungshofs an den DIW-Finanzen Ende 2009 hatte sich auch am DIW DC entzündet.

Im Zuge der Affäre hatte der damalige Präsident Klaus Zimmermann seinen Posten räumen müssen, Leiter des größten deutschen Wirtschaftsinstituts  ist nun der Ökonom Gert Wagner. Das Washingtoner Büro sollte der internationalen Vernetzung der DIW-Forscher dienen. Der Nutzen sei aber übersichtlich gewesen, hieß es nun im Institut – und das angesichts von Kosten im sechsstelligen Bereich pro Jahr. „Das war vor allem ein teures Hobby Zimmermanns“, sagte ein Mitarbeiter. Die Kooperation mit dem DIW DC lag bereits seit März auf Eis. Vergangene Woche hatte das DIW für Aufsehen gesorgt, weil Wissenschaftler politisch brisante Zahlen zur Kinderarmut deutlich nach unten hatten korrigieren müssen.

Zugleich beschloss das Kuratorium, das einem Aufsichtsrat gleichkommt, eine Umorganisation des Hauses. Die Forschung wird statt in sechs künftig in vier Abteilungen stattfinden: Gesamtwirtschaftliche Analyse und Weltwirtschaft, Nachhaltigkeit, Industrieökonomie sowie Öffentliche Finanzen und Lebenslagen. Die einzelnen Bereiche werden also größer. Dies erlaube eine bessere Spezialisierung der Mitarbeiter auf Forschung einerseits und Beratung andererseits und wirke sich „qualitätssteigernd aus“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende und Ex-Wirtschaftsweise Bert Rürup. Hintergrund: Ex-Chef Zimmermann hatte von seinen Leuten verlangt, sowohl in der Forschung als auch in der Politikberatung stark zu sein. Diese Strategie war aber umstritten, sie erforderte einen regelrechten Spagat von den Mitarbeitern. Man wolle „klar kommunizieren, was unser Profil ausmacht“, erklärte Rürup nun.

In den neuen Abteilungen soll es Forschungsschwerpunkte geben zu Konjunktur, Klimapolitik, Bildung sowie Entwicklung und Sicherheit. Um in Zukunft wieder im Kreis der Konjunkturgutachter der Regierung vertreten zu sein, soll es mehr Stellen für dieses Thema geben. Ziel des Umbaus dürfte auch sein, sich mit Blick auf die Evaluierung im kommenden Jahr besser aufzustellen. Von der Überprüfung durch den Wissenschaftsrat  hängt auch die finanzielle Zukunft des Instituts ab.

Das Kuratorium beschloss zudem, dass Rürup für zwei weitere Jahre der Vorsitzende des Gremiums sein soll. Die bisher vakante Position des Stellvertreters übernimmt Joachim Schwalbach, Management-Professor an der Berliner Humboldt-Universität.

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