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Durch überflüssige Meetings und Aufgaben : Beschäftigte verschwenden neun Stunden pro Woche
Mehr als ein ganzer Arbeitstag geht Beschäftigten durch eigentlich überflüssige Arbeiten verloren. Viele sind deswegen frustriert: Fast 70 Prozent sehen sich aktuell nach einem neuen Job um.
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Ausschweifende Telefon-Konferenzen statt einer kurzen E-Mail, redundante Meetingstrukturen, zeitaufwendiges Befüllen von Excel-Tabellen, die kaum jemand je liest. Für viele Beschäftigte gehören solche Tätigkeiten zum Arbeitsalltag – vor allem in Büros. Einer am Montag von der Jobbörse Stepstone veröffentlichten Umfrage zufolge verschwenden Arbeitnehmende in Deutschland mehr als einen Arbeitstag pro Woche durch solche ineffiziente Tätigkeiten.
Im Schnitt verbringen sie nach eigenen Angaben 8,7 Stunden ihrer Arbeitswoche mit wenig produktiven Tätigkeiten wie unnötigen Meetings oder redundanten Aufgaben. Zugleich gibt mehr als jeder Zweite (58 Prozent) an, dass zu komplexe Prozesse die eigene Arbeitsleistung beeinträchtigen.
Arbeitsproduktivität seit Jahren rückläufig
Anderen Untersuchungen zufolge könnte der Anteil sogar noch höher sein: Der Softwareanbieter Slack, dessen Chatplattform Firmen weltweit für die Kommunikation unter ihren Beschäftigten nutzen, hat vergangenes Jahr über 18.000 Arbeitnehmende auf der ganzen Welt befragt, wie sie ihre Arbeitszeit nutzen. Das Ergebnis: In Deutschland – aber auch anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien – gaben Befragte an, 30 Prozent ihrer Zeit für Aufgaben aufzuwenden, die nicht direkt auf die Ziele des Unternehmens oder Teams einzahlen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der seit Jahren rückläufigen Produktivität wider. Während die Arbeitsproduktivität – also das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt und den geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigem – seit der Wiedervereinigung fast kontinuierlich zugenommen hat, ist sie seit Beginn der Corona-Pandemie rückläufig.

© Rita Boettcher
Beschäftigte wünschen sich bessere Führung und mehr Weiterbildung
„Wenn Menschen ihre Arbeitszeit nicht sinnvoll einsetzen können, ist das eine Verschwendung kostbarer Zeit und wertvoller Ressourcen – gerade, wenn aufgrund des demografischen Wandels mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden als nachrücken werden“, sagt Stepstone-Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann.
Den Beschäftigten zufolge spielen mehrere Faktoren eine Rolle, um die Leistung am Arbeitsplatz zu steigern: 46 Prozent wünschen sich eine klarere Kommunikation ihrer Führungskraft, 37 Prozent einfachere Prozesse. Darüber hinaus würden mehr Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (30 Prozent) sowie Investitionen in bessere Technologien und Werkzeuge (25 Prozent) einen effektiveren Arbeitsalltag unterstützen.
„Moderne Technologien können helfen, repetitive Aufgaben zu übernehmen, damit sich Menschen sinnhaften und produktiven Tätigkeiten widmen können, die zu ihren Kompetenzen passen“, sagte Zimmermann. Unternehmen, die gezielt auf Automatisierung setzen, Beschäftigte entsprechend aus- und weiterbilden und damit bessere Jobs schaffen, würden nicht nur produktiver, sondern auch attraktivere Arbeitgeber.
Fast die Hälfte (45 Prozent) der Befragten gibt an, unzufrieden mit dem Einsatz der eigenen Talente im Job zu sein. Ein Drittel dieser Menschen (32 Prozent) vermutet, sie könnten an anderer Stelle mehr leisten. Besonders hoch ist der Anteil beispielsweise in den Berufsgruppen Kundenservice (46 Prozent) sowie IT (46 Prozent). Fast die Hälfte aller Befragten ist den Angaben nach unzufrieden mit dem Arbeitgeber. 68 Prozent davon sind aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. (mit Reuters)
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