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Dienstleistungskonzern kommt gut durch die Krise: Dussmann kauft ein
Das Berliner Unternehmen kommt gut durch die Pandemie und stärkt den technischen Bereich. Bruttogewinn steigt leicht.
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Catherine von Fürstenberg- Dussmann kann es nicht lassen. Alle Jahre wieder im Mai feuert die Mehrheitseigentümerin der Dussmann Gruppe anlässlich der Vorstellung der Jahreszahlen Feuerwerkskörper ab. Rhetorisch, versteht sich. Trotz Pandemie sei der Dienstleistungskonzern gut durch das vergangene Jahr gekommen, „unsere Rakete ist eine SpaceX-Rocket und keine chinesische Rakete“, sagte die Witwe des Unternehmensgründers Peter Dussmann am Dienstag in Berlin. Umsatz und Mitarbeiterzahl gingen zwar 2020 leicht zurück, doch die Bruttomarge erhöhte sich leicht von fünf auf 5,1 Prozent. Geld ist genug da: „Wir können einkaufen gehen“, sagte Catherine Dussmann.
Akquisition in Wien
Vor allem im Bereich der technischen Dienstleistungen verstärkt sich das Unternehmen. Doch auch im klassischen Reinigungsgeschäft gab es gerade eine Akquisition. Die Janus-Gruppe aus Wien gehört mit 1300 Mitarbeitern seit März zum Konzern. Janus ist spezialisiert auf das Gesundheitswesen und reinigt unter anderem das Wiener Universitätskrankenhaus AKH.

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Gut 60 000 Mitarbeiter in 21 Ländern gehörten Ende vergangenen Jahres zum Unternehmen, das sind 4500 weniger als vor einem Jahr. Der Rückgang erklärt sich mit dem Verkauf des Geschäfts in China und Hongkong sowie den Folgen der Pandemie insbesondere für den Cateringbereich, der 2020 ein Fünftel des Umsatzes verlor, da viele Kantinen schließen mussten. Das Catering gehört zum Facility Management. Das ist der größte Bereich der Gruppe mit Dienstleistungen rund ums Gebäude, der im vergangenen Jahr um gut zwölf Prozent auf 1,36 Milliarden Euro abrutschte. Der stetig wachsende technische Anlagenbau steuerte 233 Millionen Euro zu den Erlösen bei. Hier hat sich Dussmann über die Jahre immer mehr Kompetenz eingekauft: Auf die Dresdner Kühlanlagenbau folgte eine Fahrstuhlfirma aus dem Sauerland, der irische Elektroanlagen-Spezialist STS und seit ein paar Monaten ein Kälte- und Klimatechnikunternehmen aus dem Bayerischen Wald.
Ladesäulen für E-Autos
„Der Gruppe geht es gut“, fasste Vorstandssprecher Wolf-Dieter Adlhoch das Geschehen im Konzern zusammen. Tatsächlich fiel der Umsatz 2020 trotz Corona nur leicht von 2,13 auf 2,08 Milliarden Euro. „Den Rückgang im Catering- Geschäft haben wir größtenteils kompensiert, zum Beispiel durch desinfizierende Spezialreinigung sowie Aufträge im technischen Anlagenbau“, sagte Adlhoch und kündigte weitere Akquisitionen an. „Wir wollen die Stärken des schuldenfreien Familienunternehmens nutzen und in unseren Geschäften zum Innovations- und Qualitätsführer werden.“ Gemeinsam mit dem Energieversorger Mainova installiert und betreibt Dussmann Ladesäulen für E-Autos.
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Todesfälle im Altenheim
Die Dussmann-Sparte Care & Kids, zu der 116 Senioreneinrichtungen sowie eine Handvoll Kindergärten gehören, wuchs 2020 um sechs Prozent auf 459 Millionen Euro Umsatz. In einem Dussmann-Altenheim in Berlin-Lichtenberg waren im Herbst 15 Bewohnerinnen und Bewohner im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.
Das Berliner Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße, in den Jahren vor Corona umfangreich renoviert und aufgehübscht, verlor trotz Online-Bestellungen fast ein Drittel seiner Erlöse und kam noch auf 25 Millionen Euro.
Keine Coronaprämie
Wie immer bedankte sich Catherine Dussmann bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – „unseren Corona- Helden“, will ihnen aber keine Prämie für die spezielle Pandemiebelastung zahlen. Die Margen im Reinigungsgeschäft seien „zu dünn“, als dass man zusätzliches Geld zahlen könnte, sagte Frau Dussmann. Die Chefin empfahl ihren Mitarbeitern Ausbildung, Weiterbildung und Aufstieg im Konzern; dann steige auch das Gehalt. Der Mindestlohn für die rund 700 000 Gebäudereiniger hierzulande beträgt derzeit 11,11 Euro; vom kommenden Jahr an gibt es 11,55 Euro und ab 2023 dann zwölf Euro.
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