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Wirtschaft: „Ein Rechtsruck schreckt ab“ Firmenberater Peikert über den Markt in Polen

Herr Peikert, hat der Ausgang der PräsidentschaftsStichwahl an diesem Sonntag Auswirkungen auf die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen? Oh ja, die Wahlen sind ein dickes Problem.

Herr Peikert, hat der Ausgang der PräsidentschaftsStichwahl an diesem Sonntag Auswirkungen auf die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen?

Oh ja, die Wahlen sind ein dickes Problem. In der Wahrnehmung deutscher Unternehmer war der Wirtschaftsstandort Polen bisher positiv besetzt. Polen ist mit rund 40 Millionen Menschen ein großer Absatzmarkt für die Deutschen, gilt als sehr offen für ausländische Investitionen, ist liberal und politisch stabil. Das könnte sich schnell ändern, wenn der Nationalkonservative Lech Kaczynski die Wahlen gewinnt.

Und warum?

Ein Sieg Kaczynskis, der von den erzkonservativen und ultrarechten Kräften unterstützt wird, wird den Rechtsruck weiter festigen. Das schreckt viele deutsche Unternehmer ab. Schon jetzt mehren sich besorgte Anrufe bei den Industrie- und Handelskammern. Das Vertrauen, das Polen in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, könnte wieder verloren gehen. Und der deutsche Mittelstand damit Exportchancen verpassen.

Wie wichtig ist Polen für deutsche Unternehmer?

Polen müsste eigentlich das Paradies für deutsche Mittelständler sein. Es gibt stabile Rahmenbedingungen, einen wachsenden Markt, eine Verwaltung, die zwar kompliziert, aber nicht korrupt ist und ein sehr arbeitgeberfreundliches Klima. Von der Bedeutung her ist das Land vergleichbar mit Frankreich.

Was ist für deutsche Unternehmen wichtiger: der große Markt oder die günstigen Produktionskosten?

Beides ist wichtig. Aber der tatsächliche Lohnvorteil in Polen ist aus deutscher Sicht nicht so groß, wie viele denken. Ein Facharbeiter verdient dort zwar durchschnittlich nur ein Viertel von dem, was ein deutscher Facharbeiter bekommt, aber in Bulgarien, der Ukraine oder der Ostslowakei sind die Löhne noch viel billiger. Außerdem wird der Lohnkostenvorteil in Polen durch hohe Produktionskosten zum Teil wieder aufgefressen. Trotzdem entscheiden sich viele Mittelständler für Polen, weil sie die dort hergestellten Produkte auf dem großen polnischen Markt wieder verkaufen können. Das ist ein großer Vorteil. Für Unternehmer aus dem Großraum Berlin kommt die Nähe dazu: Sie können in einem Tag mit dem Zug an den wichtigen Messestandort Posen und wieder zurückfahren.

Stefan Peikert ist geschäftsführender Partner der Berliner Beratungsagentur Ecopol. Er berät deutsche Mittelständler auf dem Weg nach Osteuropa.

Das Gespräch führte Maren Peters.

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