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A man walks past a Wall Street marking outside the New York Stock Exchange (NYSE) building on Tuesday following Monday’s broad sell off in New York City, U.S., March 11, 2025. REUTERS/Shannon Stapleton

© REUTERS/Shannon Stapleton

„Selbst verschuldeter wirtschaftlicher Atomwinter“: Titanen der Wall Street gehen gegen Trumps Zollpolitik auf die Barrikaden

Nach Amtsantritt von Donald Trump hielten sich viele Superreiche mit ihrer Kritik auffällig zurück. Mit seinem Zollpaket bringt er nun aber mehr und mehr Investoren und Fondsmanager gegen sich auf.

Stand:

Donald Trumps Zollpaket hat ein weltweites Börsenbeben ausgelöst. Während sich die Wirtschaftsbosse bisher mit Kritik an der neuen Regierung zurückgehalten haben – und viele wie etwa Mark Zuckerberg nach dem Wahlsieg sogar auf Trump-Linie eingeschwenkt sind –, äußern jetzt erste Investoren offen ihre Unzufriedenheit.

Am prominentesten war wohl die Kritik von Trump-Berater Elon Musk, der am Samstag eine Freihandelszone zwischen den USA und Europa ins Spiel brachte.

Doch der Tesla-CEO ist nicht der einzige. Jamie Dimon, CEO der Investmentbank JPMorgan und einer der einflussreichsten Menschen an der Wall Street, hat eine deutliche Warnung ausgesprochen: „Die jüngsten Zölle werden wahrscheinlich die Inflation erhöhen“ und „sie werden das Wachstum verlangsamen.“ In seinem jährlichen Brief an Aktionäre schrieb Dimon: „Je schneller dieses Thema gelöst wird, desto besser, weil einige der negativen Effekte sich mit der Zeit verstärken und schwer rückgängig zu machen wären.“

Bill Ackman, Gründer und CEO von Pershing Square Capital Management, hatte lange die Demokraten unterstützt, sich zuletzt aber Trump zugewandt. Dennoch äußerte er nun Kritik an Trumps Wirtschaftspolitik und forderte ungewöhnlich direkt eine 90-tägige Zoll-Pause, um bestehende „asymmetrische Zollabkommen neu zu verhandeln“. Ansonsten drohe ein „selbst verschuldeter wirtschaftlicher Atomwinter“. Ackman fügte hinzu: „Der Präsident verliert gerade das Vertrauen von Wirtschaftsbossen auf aller Welt.“

Warren Buffett, CEO von Berkshire Hathaway und einer der legendärsten Wall-Street-Investoren, sagte: „Zölle sind tatsächlich … eine Art kriegerischer Akt.“ Dem schloss sich auch Steve Cohen an, Gründer des Fonds Point72 Asset Management: „Zölle können nicht positiv sein“. Er warnte vor einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.

Auch Stanley Druckenmiller, einer der einflussreichsten Hedgefonds-Manager der USA, schloss sich der Kritik seiner Kollegen an und veröffentlichte auf X eine ungewöhnlich klare politische Positionierung: „Ich unterstütze keine Zölle über 10 %.“

„Test dafür, ob die Regierung sich von Urteilsvermögen oder Ideologie leiten lässt“

Ken Griffin ist Gründer und CEO des Hedgefonds Citadel und einer der größten politischen Geldgeber innerhalb der US-Wirtschaftselite. Politisch wirtschaftsliberal positioniert, sagte er über Trumps Zölle: „Die Unsicherheit und das Chaos, die durch die Zolldynamik zwischen uns und unseren Verbündeten entstehen, sind ein Hindernis für Wachstum.“

Auch Wall-Street-Legende Howard Marks von Oaktree Capital äußerte sich alarmiert: „Wir haben uns vom freien und globalen Handel entfernt – hin zu einem System, das auf weitreichende Handelsbeschränkungen in alle Richtungen hinausläuft und die USA in Richtung Isolation führt.“

Hedgefonds-Manager Dan Loeb fügte hinzu: „Es gab konzeptionelle und praktische Fehler in der letzten Woche angekündigten Politik. Es wird ein Test dafür sein, ob die Regierung sich von Urteilsvermögen oder Ideologie leiten lässt.“

Dass die Manager von Fonds, die in den vergangenen Tagen Milliarden verloren haben, unzufrieden ist, kann kaum überraschen. Und dennoch zeigt es, dass Trump mit seiner Politik viele Mächtige gegen sich aufbringt, die auf seine Amtszeit bisher neutral oder sogar optimistisch geblickt haben – und ihren Unmut zunehmend öffentlich äußern. (Trf)

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