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Kann mit den Bankentürmen in Frankfurt nicht ganz mithalten: Die Konzernzentrale von Delivery Hero in Berlin .

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Ein zweites Dax-Unternehmen aus Berlin: Delivery Hero ersetzt Wirecard im deutschen Leitindex

Wegen der Insolvenz fliegt Wirecard zum 24. August aus dem Dax. Nachfolger wird ein Berliner Unternehmen, das in Deutschland kaum tätig ist: Delivery Hero.

Der Essenlieferdienst Delivery Hero steigt in den Deutschen Aktienindex (Dax) auf. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin übernimmt im Leitindex den Platz des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, wie die Deutsche Börse am Mittwochabend in Frankfurt mitteilte. Der Finanzdienstleister scheidet demnach bis zum 24. August aus dem Dax aus.

Nachdem über Jahre hinweg kein einziges Unternehmen im deutschen Leitindex Dax aus Berlin kam, sind es jetzt schon zwei.

Wobei - Delivery Hero hat zwar seine Konzernzentrale in Berlin in der Oranienburger Straße. Sein Geschäft macht das Unternehmen allerdings ausschließlich im Ausland. In über 40 Ländern betreibt Delivery Hero Online-Plattformen, auf dem Kunden Essen aus Restaurants bestellen können. Insgesamt beschäftigt die Firma 25.000 Mitarbeiter, 1300 davon in Berlin.

Lieferando wurde verkauft

Sein Deutschland-Geschäft hat Delivery Hero Ende 2018 für knapp eine Milliarde Euro an den niederländischen Konkurrenten Takeaway verkauft. Die im Berliner Stadtbild sichtbaren Angebote von Lieferando und Pizza.de gehören daher nicht mehr dem künftigen Dax-Konzern. In diesem Zuge verschwand auch die Marke Foodora und ging in Lieferando auf.

Dennoch wächst Delivery Hero rasant. Vor allem in den Regionen des Nahen Osten, in Asien und in Nordafrika ist das Unternehmen mit verschiedenen Marken stark vertreten. In Europa lediglich in nord- und osteuropäischen Ländern. Im Westen sieht Konzernchef Niklas Östberg zu wenig Wachstumspotential.

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Mit Delivery Hero wird auch eine Rocket-Internet-Beteiligung in den Dax aufrücken. Allerdings ist der Essenslieferant keine Gründung der Berliner Start-up-Schmiede. Zwischenzeitlich hielt Rocket allerdings 38,5 Prozent, hat den Großteil dieser Anteile inzwischen aber wieder verkauft und hatte auch keinen Sitz im Aufsichtsrat.

Noch keine schwarzen Zahlen

Ein Problem gibt es aber noch bei Delivery Hero noch: Der Konzern macht keinen Gewinn. Im laufenden Jahr rechnet man zwar mit Umsätzen zwischen 2,6 und 2,8 Milliarden Euro. Schwarze Zahlen sind aber nicht in Aussicht. Einzig im Vorjahr gab es einen Gewinn, der allerdings nur dem Verkauf des Deutschland-Geschäfts geschuldet war.

Zunächst peilt die Geschäftsführung allerdings wohl auch gar keinen Break-Even, also eine Gewinnschwelle, an. Erst im Juli wurde eine neue Wandelanleihe in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro für weiteres Wachstum angekündigt. Eine Strategie, die bei schnell wachsenden jungen Unternehmen indes nicht ungewöhnlich ist.

Die Anleger glauben daran, dass diese Entwicklung auch eintritt. Die Aktie ist von rund 38 Euro im Oktober des vergangenen Jahres auf aktuell rund 100 Euro angestiegen. Auch den baldigen Dax-Eintritt goutierten die Börsianer. Das Papier gewann schon in den ersten Handelsstunden am Donnerstag über drei Prozent an Wert.

Deutsche Börse ändert Regeln, um Wirecard loszuwerden

Eigentlich hätte Wirecard erst im September aus dem Dax fliegen können. Doch die Deutsche Börse hat ihre Aufnahmekriterien überarbeitet, um den Skandal-behafteten Konzern aus Aschheim schon früher loszuwerden.

Demnach gilt ein Insolvenzantrag nun als Grund für einen Ausschluss aus dem Kreis der Top-30-Börsenwerte in Deutschland binnen zwei Tagen. Die Regeln treten laut Deutscher Börse am 19. August in Kraft. Zwei Tage später dürfte daher der Aufstieg von Delivery Hero anstehen.

Vor Wirecard hatte aber auch nie ein Dax-Unternehmen Insolvenz angemeldet. Bislang gab es lediglich vierteljährliche, routinemäßige Überprüfungen der Dax-Zusammensetzung. In diesem Zyklus hatte Wirecard im September 2018 die Commerzbank aus dem Dax verdrängt.

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