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Will die Lufthansa voran bringen: Airline-Chef Carsten Spohr.

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Business-Frühstück mit Lufthansa-Chef Spohr: Eine Airline und ihre Baustellen

„Zur Not fliege ich Sie selbst.“ Lufthansa-Chef Carsten Spohr kann den Hauptgeschäftsführer der Berliner IHK beruhigen.

„Zur Not fliege ich Sie selbst.“ Lufthansa-Chef Carsten Spohr kann den Hauptgeschäftsführer der Berliner IHK beruhigen. Der Urlaubsflug nach Seattle, den Jan Eder bei der Lufthansa für den kommenden Sommer gebucht hat, wird nicht wegen eines Pilotenstreiks ausfallen. Nicht zum ersten Mal bringt der ausgebildete Pilot Spohr am Donnerstagmorgen den Saal zum Lachen. Der Lufthansa- Chef ist zu Gast beim traditionellen Business-Frühstück des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) und der IHK. Dabei witzelt Spohr eigentlich über ein ernstes Thema: An elf Tagen lief 2014 nichts bei der größten deutschen Airline, weil die Piloten streikten. Millionen hat das die Lufthansa gekostet – und der Ärger mit der Gewerkschaft VC Cockpit ist noch nicht vorbei. Spohr spricht unmissverständlich von „Besitzstandswahrung“ der „uniformierten Kollegen“ im Cockpit, die ihre Vorruhestandsbezüge verteidigen. Ein „Wendepunkt“ sei aber nun für die gut bezahlten Piloten erreicht. Der harte Wettbewerb in der Luft verlange andere Kostenstrukturen. Spohr: „Das ist sonst nicht zu machen.“ Eine verlässliche Prognose, dass es 2015 keine Streiks geben wird, kann er nicht geben. Im Gegenteil. Nach einem gescheiterten Schlichtungsversuch seien neue Arbeitsniederlegungen „möglich und wahrscheinlich“, drohte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit am Donnerstag.

Spohr hat sichtlich Spaß daran, zu erläutern, wie er die Lufthansa "zukunftsfähig" machen will

Die frühe Stunde beim VBKI macht dem Lufthansa-Chef nichts aus – trotz eines großen Empfangs für Lufthansa-Kunden im Konzerthaus am Vorabend. Spohr hat sichtlich Spaß daran zu erläutern, wie er die Lufthansa „zukunftsfähig“ machen will. „Ihr Veränderungstempo ist enorm“, lobt ihn BVG-Chefin Sigrid Nikutta bei der Begrüßung. Seit Mai 2014 ist Spohr Lufthansa-Chef. Der Pilotenstreik ist nur eine Baustelle – Manager sprechen gerne von Herausforderungen –, auf der Spohr derzeit arbeitet. Die Luftverkehrssteuer, die Nachtflugverbote, der europäische Emissionshandel sind drei weitere. „Alle vier können wir schwer gleichzeitig und alleine managen“, sagt der Diplom-Wirtschaftsingenieur, der seit 20 Jahren bei der Lufthansa arbeitet. Oft sei er in Berlin unterwegs, um „immer die gleiche Leier“ in Ministerien und Behörden abzuspielen: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die profitablen Luftverkehr in Europa möglich machen.“ Dass dies selbst für die Lufthansa, die 2014 eine Milliarde Euro verdient haben dürfte, immer schwieriger geworden ist, liegt vor allem an den staatlich protegierten Airlines aus der Golf-Region und Asien, die an die europäischen Drehkreuze drängen. „Ich träume nicht von einem solchen Rückenwind, aber der Gegenwind muss weg“, fordert Spohr.

Privatkunden werden für die Lufthansa immer wichtiger

16 000 Fluggäste pro Tag fliegt die Airline auf 45 Destinationen von und nach Berlin. „Wir haben ein bisschen zu spät erkannt, dass wir mehr Menschen in die Stadt bringen können“, sagt Spohr. Privatkunden werden immer wichtiger auf Strecken jenseits der großen Drehkreuze wie Frankfurt am Main oder München. Deshalb startet Lufthansa den Billigflieger Germanwings neu. „Was BMW mit Mini gemacht hat, machen wir jetzt mit Germanwings“, sagt Carsten Spohr.

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