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Wirtschaft: „Eine gute Beziehung muss Streit aushalten“

Der deutsche Regierungsbeauftragte Gloser zeigt Verständnis für die französische Haltung

Die Kanzlerin will mit Jacques Chirac über die Airbus-Krise sprechen. Funktioniert deutsch-französische Zusammenarbeit wirtschaftlich nur auf höchster Ebene?

Nein, wir haben viele andere Projekte auch beim letzten Ministerrats-Treffen besprochen, etwa die bilaterale Erforschung von Krebserkrankungen. Auch in Konsortien, die auf beiden Seiten existieren, wird versucht, Probleme gemeinsam zu lösen. Die Situation bei Airbus sollten wir nicht auf andere, gute Zusammenarbeit übersetzen.

Belastet das Gerangel um Airbus denn die deutsch-französischen Beziehungen?

Nein. Beide Länder waren bei diesem Projekt von Anfang an sehr engagiert. Und natürlich will jeder für sich Arbeitsplätze und Infrastruktur sichern und ist den eigenen Arbeitnehmern Rechenschaft schuldig. Aber es ist gut, noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken, wie die Erwartungen beider Länder etwa im Hinblick auf zukunftsorientierte Arbeitsplätze berücksichtigt werden können. Gespräche auf höchster Ebene sind ein Beleg dafür, dass beide Seiten die Wichtigkeit dieses Themas erkannt haben. Und im Übrigen glaube ich, eine Beziehung kann man immer nur als gut bezeichnen, wenn sie auch im Streitfall besteht.

Erschwert der französische Wahlkampf die Gespräche über die Airbus-Sanierung?

Bei uns wäre das doch auch nicht anders, wenn Wahlen anstehen und gleichzeitig bestimmte Entscheidungen fallen. Es ist nachvollziehbar, wenn Frankreich sich auch für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzt. Aber ganz unabhängig davon muss es angesichts der Konstruktion bei diesem gemeinsamen Projekt auch immer eine Balance geben. Es darf keine einseitigen Maßnahmen geben. Das war immer die Grundlage von EADS.

Ist Frankreich erfolgreicher mit seiner national orientierten Wirtschaftspolitik?

Frankreich hat sicher in Teilen einen anderen, zentraleren Aufbau. Das zeigt sich bei den Energiemärkten. Aber bestehen kann man meines Erachtens nur mit offenen Märkten und gemeinsamen Regeln.

Deutschland ist nicht per se weltoffener?

Wir haben doch auch einen Diskussionsprozess hinter uns und gemerkt, dass wir nicht auf einer Insel leben. Dass wir zum vierten Mal nacheinander Exportweltmeister wurden, kommt ja auch nicht von ungefähr. Wir sollten nicht immer Ängste haben, wenn von außen jemand auf die eigenen Märkte kommen will.

Brauchen wir eine starke Industriepolitik?

Wir müssen Felder identifizieren, wo es zukunfts- und technologieorientierte Arbeitsplätze gibt, nicht nur auf nationaler, sondern auch auf bilateraler oder europäischer Ebene. Hierzu kann auch die Politik einen Anschub geben.

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