
© dpa/Sebastian Gollnow
Eine Stunde kürzer als 2011: Beschäftigte in Vollzeit arbeiten heute weniger – in Teilzeit hingegen mehr
Zu viel Teilzeit, zu wenige Stunden und abnehmende Produktivität – oft gehörte Klagen über den deutschen Arbeitsmarkt. Doch ganz so einfach ist es laut einer neuen Statistik nicht.
Stand:
Zahlreiche Branchen klagen über Fachkräftemangel, Politiker und Konzernlenker mahnen immer wieder, die Deutsche müssten länger arbeiten. Doch nach Erkenntnissen aus dem jüngsten Mikrozensus geht die Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten zurück.
Im Jahr 2023 arbeiteten Menschen in einem Vollzeitjob demnach 39,8 Stunden pro Woche. Das ist eine knappe Stunde weniger als im Vergleichsjahr 2011, als im Schnitt noch 40,7 Stunden anfielen.
Auf der anderen Seite hat die geleistete Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten deutlich zugenommen: um drei Stunden von 18,2 auf 21,2 Stunden in der Woche. Im Durchschnitt aller Beschäftigter verringerte sich die Wochenarbeitszeit um eine halbe Stunde auf 34,1 Stunden.
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In dem beobachteten Zeitraum ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit einer Zunahme um 30,1 Prozent deutlich schneller gestiegen als die der Vollzeit-Jobber (+8,7 Prozent). Die Teilzeitquote wuchs so auf 30,9 Prozent. Während bei den Männern nur ein kleiner Teil einem Teilzeitjob nachgeht, waren Teilzeit und Vollzeit bei den erwerbstätigen Frauen mit jeweils gut 9,4 Millionen Menschen fast gleichmäßig verteilt.
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Laut Statistik hängt das jedoch nicht mit einer Abnahme von Vollzeitstellen zusammen. Tatsächlich sei die Zahl der Beschäftigten in beiden Kategorien seit 2011 deutlich gestiegen, so die Statistiker. Während gut 2,8 Millionen Menschen mehr in Teilzeit arbeiteten, stieg auch die Zahl der vollzeitarbeitenden Männer und Frauen um rund 2,2 Millionen auf 27,2 Millionen. Es sei also nicht so, dass in großem Maße Vollzeit- durch Teilzeitbeschäftigte ersetzt würden, heißt es.
„Teilzeitbeschäftigte zu motivieren, mehr zu arbeiten, stellt eine Möglichkeit dar, zusätzliches Potenzial am Arbeitsmarkt zu erschließen“, erklären die Statistiker. „Gleichzeitig kann eine Teilzeitbeschäftigung die Aufnahme einer Beschäftigung erst ermöglichen, etwa weil auf diese Weise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser oder überhaupt gewährleistet werden kann.“
Laut Mikrozensus ist zudem die Produktivität gewachsen. Pro geleisteter Arbeitsstunde wurde 2023 nach Preisbereinigung ein um 9,1 Prozent höheres Bruttoinlandsprodukt gemessen als zwölf Jahre zuvor. Die Produktivität stieg dabei kontinuierlich, mit Ausnahme des vergangenen Jahres, als trotz steigendem Arbeitsvolumens das Bruttoinlandsprodukt zurückging. (dpa, KNA)
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