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Familienunternehmer rechnen vor: „Weniger Teilzeit bringt 1,7 Millionen Vollzeitstellen“
Die Stiftung Familienunternehmen hat ausrechnen lassen, wie das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland gesteigert werden kann. Die Lösung: weniger Teilzeit und die Einschränkung der Rente mit 63.
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Es gibt viele Menschen, die mehr arbeiten könnten, aber die Rahmenbedingungen lassen das nicht zu oder setzen falsche Anreize. „Realistisch betrachtet könnten Millionen Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken“, findet die Stiftung Familienunternehmen. Wenn zum Beispiel von derzeit teilzeitbeschäftigten Frauen ohne betreuungspflichtige Kinder „nur 50 Prozent so viel arbeiten würden wie die Männer der entsprechenden Altersgruppen, stünden dem Arbeitsmarkt rechnerisch 1,7 Millionen zusätzliche Vollzeitkräfte zur Verfügung“, teilte die Stiftung mit.
Die Familienunternehmen haben das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) beauftragt, Maßnahmen zur Aktivierung des Arbeitskräftepotenzials zu identifizieren. Hintergrund ist der Umstand, dass Deutschland im internationalen Vergleich „einen der höchsten Anteile an Arbeitsstellen hat, die nicht besetzt werden können“. Zugleich werde weniger als in fast allen anderen Industrienationen gearbeitet.
Qualifizierung wirkt
Besonders wirksam ist dem IAW zufolge eine Verbesserung der beruflichen Qualifikation um je eine Niveaustufe, also etwa vom Handwerksgesellen zum Meister: 1,175 Millionen Vollzeitäquivalente könnten dadurch entstehen. Der Zugang zur Weiterbildung sei jedoch schwierig, ebenso die Finanzierung. Vorbildlich sei in diesem Zusammenhang das Fachkräftestipendium in Österreich, das gering und wenig qualifizierte Arbeitskräfte adressiere und das Beschäftigungsvolumen deutlich erhöht habe.
Allein durch die bessere Unterstützung und Förderung von Menschen ohne Berufsabschluss könnte ein Potenzial von 609.000 Vollzeitkräften entstehen. „Für diese Gruppe brauche es mehr individuelle Begleitung und Mentorings.“
Bei Personen mit Migrationshintergrund sei ein Beschäftigungszuwachs von 432.000 zusätzlichen Vollzeitkräften möglich, „bei älteren Arbeitnehmern ab 50 Jahren steht eine zu hebende Reserve von 414.000 Vollzeitkräften bereit“, teilten die Familienunternehmen mit. Dazu sollte die Politik die „Rente mit 63“ einschränken und die Bundesagentur für Arbeit ältere Arbeitnehmer, die nach dem Rentenalter befristet weiterarbeiten möchten, bei der Jobsuche unterstützen.
Um die Beschäftigung von teilzeitbeschäftigten, kinderlosen Frauen zu erhöhen, empfehlen die Forscher vor allem Änderungen bei den steuerlichen und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen. Ferner sollten Minijobs eingeschränkt werden, um mehr reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen. Rund sieben Millionen Menschen arbeiten hierzulande geringfügig als Minijobber. Auch die steuerlichen Vorteile für verheiratete Paare müssten sich ändern.
Schließlich sei der sparsame Umgang mit knappen Arbeitskräften auch eine Aufgabe für die öffentliche Verwaltung, „denn die dort stetig wachsende Zahl der Beschäftigten steht der Wirtschaft nicht zur Verfügung“.
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