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Lehrlinge arbeiten mit der Metallfeile an Schraubstöcken in einer Lehrwerkstatt.

© dpa/Jens Büttner

Elf Prozent Gehaltsunterschied: Tariflos Beschäftigte arbeiten durchschnittlich länger für weniger Geld

Eine Studie zeigt, dass immer weniger Betriebe tarifgebunden sind. Das hat vor allem für Beschäftigte in Ostdeutschland negative Folgen.

Stand:

Vollzeitbeschäftigte in Betrieben ohne Tarifvertrag arbeiten einer Studie zufolge pro Woche durchschnittlich 54 Minuten länger und verdienen trotzdem elf Prozent weniger als Beschäftigte vergleichbarer Betriebe mit Tarifbindung.

Neben einem generellen Rückgang der tarifgebundenen Betriebe in Deutschland verzeichnete die am Mittwoch veröffentlichte Studie der Hans-Böckler-Stiftung auch ein West-Ost-Gefälle. Bei den Löhnen sei das Defizit durch tariflose Beschäftigung in Ostdeutschland besonders ausgeprägt.

Der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt mache Tarifbindung jedoch auch für Arbeitgeber zunehmend attraktiv, erklärte der Co-Autor der Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung, Malte Lübker. Das mache einen Arbeitgeber für Arbeitssuchende interessant.

Zudem könne es die Belegschaft davon abhalten, zur tarifgebundenen Konkurrenz abzuwandern. „Wer als Arbeitgeber tarifgebunden ist, bekennt sich klar zu fairen Löhnen und geregelten Arbeitsbedingungen.“

Gefälle besonders im Osten Deutschlands sichtbar

In westdeutschen Bundesländern wie Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen lag der Anteil tarifgebundener Arbeitsplätze der Studie zufolge zuletzt noch zwischen 59 und 55 Prozent, in ostdeutschen Ländern nur noch zwischen 41 und 46 Prozent.

Die Studie ergab, dass Beschäftigte im Osten Deutschlands deutlich weniger verdienten: In Brandenburg etwa bekamen Angestellte tarifloser Betriebe rund 15 Prozent weniger als jene in vergleichbaren Firmen mit Tarifbindung.

Um auf das volle Jahresgehalt eines Kollegen mit Tarifvertrag zu kommen, müssen tariflose Angestellte in Brandenburg demnach also bis zum März des Folgejahres arbeiten.

Auch bei den Arbeitszeiten gibt es der Studie zufolge Unterschiede zwischen tariflos und mit Tarifvertrag Beschäftigten. In Baden-Württemberg etwa lohne sich eine Tarifbindung dahingehend am meisten: Dort arbeiten tariflos Beschäftigte wöchentlich beinahe anderthalb Stunden (87 Minuten) länger.

Für die Studie wurden der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge Daten des repräsentative „IAB-Betriebspanels“ ausgewertet. (AFP)

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