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Wirtschaft: Energiewald im Wüstental

Dieser Flecken Erde erinnert an eine Mondlandschaft. Die Leute aus dem Studio Babelsberg könnten dort mal einen Film drehen: „Planet Lauchhammer“ oder so.

Dieser Flecken Erde erinnert an eine Mondlandschaft. Die Leute aus dem Studio Babelsberg könnten dort mal einen Film drehen: „Planet Lauchhammer“ oder so. Die Gemeinde mit diesem Namen liegt eineinhalb Autostunden südlich von Berlin am südlichsten Zipfel Brandenburgs. Am Rande der Stadt im Ortsteil Kostebrau liegt eine Grube, die so groß ist, dass man, wenn man an ihrem Rand steht, nicht sagen kann, wo genau sie endet. Kein Vogel singt, es riecht nach nichts, der Mensch fühlt sich dort winzig klein.

Braunkohle wurde dort gefördert, seit dem 18. Jahrhundert bis kurz nach der Wende. Die hat man verfeuert und Strom produziert. Das war nicht gut für die Luft, gab der Gemeinde aber Arbeit und ihren Stolz. 1912 wurde in Lauchhammer die erste Hochspannungsleitung der Welt mit über 100 Kilovolt errichtet – hinüber ins sächsische Riesa. 1964 lebten dort fast 33 000 Menschen von Kohle, Strom und der energieintensiven Metallindustrie, mit der Wiedervereinigung 1990 waren es noch 27 000. Heute zählt Lauchhammer rund 18 000 Seelen. Vor allem die jungen Leute sind weg.

Theoretisch könnte man die Grube fluten, die verbleibenden Einwohner würden Ausflugslokale betreiben, aber derer gibt es schon so viele in der Lausitz, dem alten Braunkohlerevier. Daher ist es für Lauchhammers Bürgermeisterin Elisabeth Mühlpforte auch keine Option: „Wir waren immer ein Energiestandort und werden es weiter sein“, sagt sie. Zweckoptimismus ist dabei, sicher. Aber warum nicht? In einem Teil der Grube wachsen heute auf 200, bald auf 400 Hektar Pappeln, Weiden und Robinien. Diese recht anspruchslosen Bäume sind derzeit nur kniehoch, ab 2012 sollen sie mit Maschinen, die wie Mähdrescher aussehen, kurz über dem Boden abgeerntet werden. Das schnellwachsende Holz aus diesem „Energiewald“ kann man trocknen, verfeuern oder in modernen Anlagen verstromen.

Technisch wäre das möglich. Doch Bürgermeisterin Mühlpforte wird noch viele Stunden verhandeln müssen, zu welchen Bedingungen ihre Gemeinde den Strom, den man aus dem Energiewald gewinnen kann, auch für die Stadt nutzen darf. Denn der Wald gehört ausgerechnet der Bergbau-Verwaltungsgesellschaft LMBV, deren Vorläuferin die Riesengrube ausgehoben hat. kph

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