Wirtschaft: Eon kämpft vor Gericht um Endesa
Der Düsseldorfer Energiekonzern verklagt die Konkurrenz und erhöht erneut das Angebot für den spanischen Versorger
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Berlin/Madrid - Der Übernahmekampf um den spanischen Stromkonzern Endesa wird verbissener. Der Düsseldorfer Eon-Konzern erhöhte sein Angebot und leitete mehrere juristische Verfahren gegen Enel und Acciona ein, die ebenfalls Endesa übernehmen wollen. Diese wiederum kündigten am Montag an, ihrerseits das neue Eon-Angebot übertreffen zu wollen. Damit kommt Tempo in die im September 2005 begonnenen Übernahmebemühungen um den größten spanischen Energieversorger.
Unterstützung erhält Eon vom Endesa-Vorstand, der mitteilte, man empfehle den Aktionären die Annahme des Angebots aus Deutschland. Mit dem drittgrößten Endesa-Anteilshaber, der Sparkasse Caja Madrid, konnte Eon schon einen Kompromiss aushandeln. Das Finanzinstitut ist nun bereit, seinen Anteil von 9,9 Prozent in zwei Jahren an Eon zu verkaufen. Bis dahin will Caja Madrid nach eigenen Angaben die Stimmrechte in den Endesa-Führungsgremien behalten.
Der deutsche Marktführer Eon war im Februar 2006 in den Bieterwettstreit eingestiegen. Damals belief sich das Eon-Angebot auf 29,1 Milliarden Euro. Nachdem sich zwischenzeitlich der spanische Baukonzern Acciona mit zehn Prozent an Endesa beteiligt hatte, erhöhte Eon im September auf 37 Milliarden Euro. Im Februar legten die Düsseldorfer noch einmal nach auf insgesamt 41 Milliarden Euro. Nach der Aufstockung vom gestrigen Montag beträgt das Eon-Angebot nun 42,3 Milliarden Euro, das entspricht 40 Euro je Aktie. Am Montag notierte Endesa mit gut 40 Euro um rund 3,7 Prozent über dem Stand vom Freitag.
Die jüngste Erhöhung kostet mit 1,3 Milliarden Euro immerhin so viel „wie ein brandneues Kohlekraftwerk“, sagte Matthias Heck vom Bankhaus Sal. Oppenheim auf Anfrage. Trotzdem sei es eine „vernünftige Maßnahme um der Sache willen“, also um die Übernahme insgesamt zu erreichen.
Bedenken und Kritik an der Eon-Strategie kamen von Aktionärsschützern und Energieverbrauchern. „Die Bauchschmerzen werden deutlich größer durch die Aufstockung des Angebots“, sagte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger der Deutschen Presseagentur. Der betriebswirtschaftliche Sinn gerate außer Sicht. „Wir bezahlen die Expansionsstrategie“, klagte Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Die Eon-Kunden müssten im Endeffekt für Endesa zahlen. Ferner sei es ein „Irrglaube“, dass größere Unternehmen Effizienzvorteile hätten, meinte Peters. Eon selbst begründete am Montag die Erhöhung des Angebots sowie die Klagen gegen die Mitbewerber in einer Pressemitteilung. „Wir sind überzeugt, dass unser verbesserter Angebotspreis das einzige Angebot auf längere Sicht für Endesa bleibt“, erklärte darin Eon-Chef Wulf Bernotat. Er forderte die Eon-Aktionäre auf, ihre Aktien bis zum Ende der Angebotsfrist am 3. April in Spanien und am 6. April in den USA an Eon zu verkaufen.
Eon durfte sein Angebot nach einer Intervention der spanischen Börsenaufsicht erhöhen. Diese hatte Acciona und die italienische Enel gezwungen einzuräumen, Endesa gemeinsam übernehmen zu wollen. Beide Unternehmen hatten solche Pläne stets bestritten. Zusammen halten Acciona/Enel inzwischen gut 45 Prozent an Endesa, während Eon nach der Anmeldung der Übernahme keine Anteile erwerben durfte.
Eon-Chef Bernotat begrüßte das Vorgehen der spanischen Börsenaufsicht, die das Verhalten von Acciona und Enel als rechtswidrig eingestuft habe. „Das kann aber nur der Beginn weiterer Verfahren und Ermittlungen mit entsprechenden Sanktionen sein“, meinte Bernotat. Acciona und Enel hätten versucht, die Endesa-Aktionäre zu täuschen und den Preis der Aktie zu manipulieren. mit dpa
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