Wirtschaft: Eon muss wieder Kräfte sammeln
Konzern-Chef Johannes Teyssen sieht den Energiekonzern vor zwei schwierigen Jahren. Vor allem Ruhrgas macht Sorgen
Düsseldorf - Die größte Baustelle von Eon-Chef Johannes Teyssen steht in Essen: Die Probleme des einstigen Gewinnbringers Ruhrgas haben das Ergebnis des Energiekonzerns im vergangenen Jahr gedrückt, werden es 2011 verhageln – und nur, wenn sich die Margen des Gasimporteurs wieder verbessern, wird sich Eon 2012 wieder stabilisieren können. „Die nächsten zwei Jahre werden wirtschaftlich schwierig für uns“, räumte Teyssen am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in der Düsseldorfer Zentrale ein.
Unter anderem wegen Abschreibungen von 2,6 Milliarden Euro auf Zukäufe in Südeuropa brach der Gewinn 2010 um 30 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro ein. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf knapp 93 Milliarden Euro. 2011 erwartet Eon ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 11,2 bis 11,9 Milliarden Euro nach 13,3 Milliarden in 2010. Erst 2013 werde es wieder die Marke von 13 Milliarden überspringen.
Dafür gibt es zwar mehrere Gründe. Die neue Brennelementesteuer belastet den Konzern pro Jahr mit rund einer Milliarde Euro und im Stromgroßhandel sind die Gewinne auch nicht mehr so üppig, weil die Preise während der Wirtschaftskrise gedrückt wurden. Das größte „operative Risiko“ ist aber Eon Ruhrgas, wie Finanzvorstand Marcus Schenck einräumt. Im Gasgroßhandel war das Ergebnis im vierten Quartal um einen dreistelligen Millionenbetrag eingebrochen und 2011 rechnet Eon hier sogar mit einem Verlust von bis zu einer Milliarde Euro. Die Probleme hat Eon schon länger. Seit Mitte 2008 ist der europäische Gasmarkt aus den Fugen. Während Eon auf langfristigen Verträgen mit den Produzenten, insbesondere dem russischen Gazprom-Konzern sitzt, in denen die Preise an den wieder steigenden Ölpreis gekoppelt ist, bleiben die Notierungen im europäischen Spotmarkt im Keller. Konkurrenten können sich hier günstiger eindecken als Ruhrgas. Seit zwei Jahren verhandelt Ruhrgas mit den Produzenten über neue Konditionen. Gerüchten, Eon könnte sich angesichts der aktuellen Probleme zumindest in Teilen von Ruhrgas trennen, trat Teyssen entgegen. Dafür gebe es keine Pläne.
Geplant ist aber, Telekom-Chef René Obermann in den Aufsichtsrat zu holen. Das Kontrollgremium werde der Hauptversammlung am 5. Mai vorschlagen, den Manager zu wählen, teilte Eon mit. Obermann verfüge über eine Managementerfahrung aus einer Branche, in der sich Regulierung und Wettbewerb ähnlich wie im Energiegeschäft entwickelt haben, erklärte Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann. Jürgen Flauger (HB)/dpa
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Jürgen Flauger (HB), dpa