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In der Verteidigung. Ein alter Sponsorenvertrag bringt Ärger für VW-Chef Martin Winterkorn. Sein Konzern ist Haupteigentümer des VfL Wolfsburg.
© dpa

Korruptionsverdacht: Ermittlungen bei Telekom und VW

Die Telekom und Volkswagen sind erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Der Vorwurf lautet: Korruption.

Ermittelt wird gegen zwei ehemalige Manager und einen früheren Berater der Telekom-Tochter T-Systems sowie zwei noch aktive Mitarbeiter von Volkswagen. Die Vertriebsleute von T-Systems sollen versucht haben, über die Verlängerung eines Sponsorenvertrags mit dem VfL Wolfsburg an Aufträge von Volkswagen heranzukommen. VW ist Haupteigentümer und größter Geldgeber des Fußball-Bundesligisten. Es soll sich dabei um Aufträge im Volumen von mehreren hundert Millionen Euro gehandelt haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart dem Tagesspiegel. Und auch um die Verbesserung der Konditionen bei einem bestehenden Vertrag. „Am Ende ist der ganze Plan nicht aufgegangen“, sagte die Sprecherin.

Es war die Telekom selbst, die nach einer internen Untersuchung zu dem Schluss kam, dass die eigenen Manager sich nicht an die konzerninternen Regeln hielten. T-Systems-Vertriebschef Joachim Langmack musste das Unternehmen daher Ende November vergangenen Jahres verlassen. Dann überließ die Telekom nach eigenen Angaben die Ergebnisse der internen Untersuchung der Staatsanwaltschaft zur Prüfung. Die leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Der Sponsorenvertrag mit dem VfL Wolfsburg lief im Sommer 2010 aus. Er war noch von der Gedas vereinbart worden, der IT-Tochter von VW, die T-Systems 2006 übernommen hatte. Da die Telekom-Tochter aber mit dem VW-Konzern weiter Geschäfte machen wollte, hatte der T-Systems-Vorstand beschlossen, den Sponsorenvertrag mit dem VfL nicht zu verlängern. Im Konzern gebe es eine klare Trennung zwischen Kundenwerbung und Sponsoring, sagte ein Sprecher von T-Systems dem Tagesspiegel. Die inzwischen entlassenen Manager haben offenbar versucht, den entsprechenden Vorstandsbeschluss zu umgehen.

Die Staatsanwälte ermitteln nun wegen Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Dazu muss nicht einmal jemand geschädigt werden. Es ist bereits strafbar, wenn es Verabredungen zu einem Nehmen und Geben gibt und es zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt. Am vergangenen Mittwoch durchsuchten Ermittler im Auftrag der Stuttgarter Staatsanwaltschaft bundesweit acht Objekte: zwei in Stuttgart, drei in Braunschweig, zwei in Frankfurt am Main und die Räume eines Providers in Berlin. „Wir sind fündig geworden und haben einiges an Beweismaterial sichergestellt“, sagte die Sprecherin der Behörde in Stuttgart. Der frühere T-Systems Vertriebschef Langmack hatte in Stuttgart sein Büro.

Während die Telekom bereits personelle Konsequenzen gezogen hat, sind nach Angaben der Staatsanwältin die betroffenen VW-Mitarbeiter noch beim Konzern tätig. Ein VW-Sprecher sagte, den bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten sich „weder einzelne Mitarbeiter noch das Unternehmen bereichert“. Ein Sprecher des VfL Wolfsburg sagte, es gebe keine Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter des Fußballklubs: „Es gibt bei uns keine Anhaltspunkte für Fehlverhalten.“ Corinna Visser

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