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Fischkutter in der Nordsee

© imago/blickwinkel/Hecker/Sauer/Archiv

Update

EU-Fischereiminister legen neue Fangmengen fest: Deutsche Fischer dürfen künftig weniger Hering aus der Nordsee ziehen

Um viele Fischbestände in europäischen Meeren steht es schlecht. Zugleich wird emsig gefischt. Nun haben die EU-Staaten neue Fangmengen definiert. Kritik gibt es von Umweltschützern.

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Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering und mehr Scholle aus dem Meer ziehen. Darauf einigten sich die Fischereiministerinnen und -minister der EU in der Nacht zum Mittwoch in Brüssel.

Für den seit Jahren gefährdeten Aal gilt demnach weiter eine Schonzeit von sechs Monaten im Jahr, in der die Tiere nicht gefischt werden dürfen. Zudem sinkt die zulässige Beifangmenge den Angaben zufolge um 17 Prozent, beide Maßnahmen sollen auch 2026 gelten.

Gemessen an der jährlichen Fangmenge in Tonnen macht der Hering den größten Anteil an der europäischen Nordsee-Fischerei aus. Die deutsche Fangquote für den Hering, den meistgefangenen Nordseefisch, liegt 2025 bei rund 35.600 Tonnen und damit 27 Prozent niedriger als in diesem Jahr, wie aus den neuen EU-Fangquoten hervorgeht.

Somit sinkt die erlaubte Hering-Fangmenge für deutsche Fischer nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums um gut ein Viertel. Auch die erlaubte Menge für Schellfisch sinkt der Einigung zufolge im kommenden Jahr.

Auch die Fangmenge beim Kabeljau wird um 22 Prozent auf etwa 1700 Tonnen sinken, die der Makrele sogar um 32 Prozent auf gut 9600 Tonnen. Gleichzeitig erhöhten sich die deutschen Fangquoten für Seelachs und Scholle um jeweils elf Prozent auf circa 6600 beziehungsweise 6000 Tonnen.

Dorschfangverbot im Kattegat bleibt

Die zuständigen Minister beschlossen unter anderem, ein Verbot der gezielten Dorschfischerei im Kattegat bei Dänemark und Schweden beizubehalten, wie die EU-Staaten mitteilten. In der restlichen Nordsee sinkt die erlaubte Fangmenge um rund ein Fünftel. In der Nordsee heißt der Dorsch Kabeljau.

Nach Einschätzung des Landwirtschaftsministeriums reicht das allerdings nicht aus, um den Kabeljau zu schützen. „Der Wiederaufbau des südlichen Bestandes könnte hierdurch verzögert werden“, kritisierte die zuständige Staatssekretärin Silvia Bender.

Hintergrund der Beschränkungen ist, dass viele Bestände in europäischen Meeren in einem schlechten Zustand sind. Überfischung, Klimawandel und andere Faktoren setzen den Tieren zu. 

Die EU-Kommission erarbeitet jedes Jahr auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen Fangmengen, die so angelegt sein sollen, dass die Bestände nicht unter zu großen Druck geraten. Dabei verhandelt sie auch mit Großbritannien und Norwegen, die ebenfalls in der Nordsee fischen. Insbesondere beim Hering und bei der Makrele werfen mehrere EU-Staaten den beiden Nachbarn Überfischung vor.

Greenpeace kritisiert Özdemir für fehlende Kursänderung

Der Deutsche Fischerei-Verband begrüßte die Einigung der EU-Minister. „Es zeigt sich erneut, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der letzten Jahre Früchte trägt“, erklärte der Verband und sprach von „stabilen Perspektiven für die deutsche Frischfischfischerei“.

Umweltverbände schätzten die vereinbarten Fangmengen hingegen als zu hoch ein. „Die meisten der beschlossenen Fangquoten gehen auf das Maximum, das die Wissenschaft empfohlen hatte“, erklärte die Fischereiexpertin beim BUND, Valeska Diemel, mit Blick auf die Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Sie warf den Fischereiministern ein „gefährliches Spiel“ mit bedrohten Arten vor.

Franziska Saalmann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte: „Die Überfischung in der Nordsee geht auch 2025 nahezu ungebremst weiter.“

Zudem sagte sie, es gebe ein einmonatiges Schlupfloch für die Fischerei auf den Aal und die geringeren Fangmengen beim Dorsch reichten nicht aus. Fischereiminister Cem Özdemir (Grüne) habe die Chance für eine Kursänderung verstreichen lassen. (AFP, dpa, KNA)

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