Eon-Blockade: EU will Spanien verklagen
Brüssel hat das Vertragsverletzungsverfahren gegen Spanien weiter verschärft und fordert, die Auflagen gegen Eon für die Endesa-Übernahme zu kippen. Eon meldet indes eine Umsatzsteigerung für 2006 und will die Gaspreise senken.
Stand:
Düsseldorf/Brüssel - Spanien droht wegen der Blockade von Eon bei der Übernahme von Endesa eine Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Das Vertragsverletzungsverfahren werde erneut verschärft, teilte die EU-Kommission mit. Die Regierung in Madrid habe nur sieben Werktage Zeit, die Auflagen zum angestrebten Kauf des spanischen Versorgers Endesa durch Eon zu kippen. Falls das nicht geschehe, könne die Kommission in einem weiteren Schritt Spanien vor dem EuGH verklagen.
Der größte deutsche Energiekonzern Eon will trotz zunehmenden Widerstandes bei der geplanten Milliarden schweren Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa nicht locker lassen. "Wir bleiben bei Endesa am Ball und arbeiten mit unverändertem Nachdruck daran, die Endesa-Aktionäre von den Vorteilen unseres Angebots zu überzeugen", sagte Eon-Chef Wulf Bernotat bei der Bilanzvorlage. Auch nach dem Einstieg des italienischen Energieriesen Enel werde sich Eon nicht vom eingeschlagenen Kurs abbringen lassen.
Bernotat kündigte darüber hinaus für die privaten Haushaltskunden weitere Preissenkungen in diesem Jahr an. So würden die Regionalversorger des Unternehmens die Gaspreise überwiegend zum zweiten Mal in diesem Jahr senken, und zwar um bis zu 8,4 Prozent. Auch die Strompreise sollen günstiger werden, nachdem die Großhandelspreise in den vergangenen Wochen deutlich gesunken seien.
Konzentration auf "größtmögliche Annahmequote"
Nach dem Einstieg von Enel hatte Eon am Dienstagabend erste Konsequenzen aus dem sich zuspitzenden Übernahmekampf gezogen und auf eine Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung von zehn Prozent in den Endesa-Statuten verzichtet. "Aus unserer Sicht kommt es vor allem auf die abschließenden Kapitalverhältnisse bei Endesa an", unterstrich der Eon-Chef. "Wir konzentrieren uns jetzt auf die größtmögliche Annahmequote". Eon bietet für das spanische Unternehmen 38,75 Euro je Aktie beziehungsweise 41 Milliarden Euro in bar. Die Annahmefrist läuft noch bis zum 29. März, bis zum 3. April hat Eon dann Zeit, seine weiteren Pläne bekannt zu geben. Endesa sagte die für den 20. März geplante Hauptversammlung ab.
Fragen nach den Handlungsoptionen für den Fall, dass Eon die angepeilte Mehrheit von 50,1 Prozent an Endesa verfehlt, beantwortete der Vorstandschef ausweichend: "Wir werden eine Entscheidung treffen, wenn wir wissen, wie viele Aktien wir im Tenderverfahren erworben haben". Es sei überhaupt nicht einzuschätzen, auf welche Anteile Eon komme. Bislang hat erst rund ein Prozent der Aktionäre ihre Papiere dem Düsseldorfer Konzern angeboten. Sollte die Kapitalmehrheit scheitern, könnte Eon versuchen, auf anderen Wegen die Mehrheit bei dem umworbenen spanischen Unternehmen zu erreichen. Ein schneller Rückzug aus Spanien erscheint unwahrscheinlich.
Eon will Aufbau eines EU-Energiemarktes unterstützen
Nach dem Ende der Anahmefrist schloss Bernotat Gespräche mit den beiden Großaktionären Enel und Acciona nicht aus, die derzeit 22 beziehungsweise 21 Prozent an Endesa halten. Auch ein Zukauf von Aktien über die Börse sei dann möglich. Das Thema Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung hat Eon keineswegs zu den Akten gelegt. Hierüber muss nach den Worten von Bernotat später entschieden werden.
Im Zusammenhang der Debatte über die Zerschlagung der großen Energiekonzern in Europa durch die Abgabe ihrer Strom- und Gasnetze kündigte Bernotat an, sich für den Aufbau eines europäischen Energiemarktes einzusetzen. Eon habe der EU-Kommission vorgeschlagen, einen Kernmarkt bestehend Frankreich, den Benelux-Staaten, Österreich, der Schweiz und Deutschland zu schaffen.
Erneut zweistellige Zuwächse
Zudem seien der EU-Kommission konkrete Vorschläge zur Gestaltung der Zusammenarbeit der Netzbetreiber und der notwendigen Regulierung gemacht worden. Ein solcher Ansatz wäre einer von der EU favorisierten Abtrennung der Netze von den Energiekonzernen klar überlegen, betonte der Eon-Chef. Nationale Regelungen seien auf dem Energiesektor keine Lösung für die künftigen Herausforderungen.
Angeschoben von den hohen Strom- und Gaspreisen verzeichnete der Konzern im vergangenen Jahr wieder zweistellige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. So erhöhte sich das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) um 12 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro und der Umsatz sogar um 21 Prozent auf 67,8 Milliarden Euro. Dabei schlugen allerdings auch Zukäufe zu Buche. Der Überschuss, der im Vorjahr wegen der Verkäufe des Immobilienunternehmens Viterra und der Ruhrgas Industries außerordentlich hoch war, lag zwar 2006 mit 5,1 Milliarden um 32 Prozent niedriger. Bereinigt um diese Sondereffekte stieg der Reingewinn aber um 20 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Die Dividende soll um 0,60 Euro auf 3,35 Euro erhöht werden. Mit einer Summe von 2,2 Milliarden Euro, gehöre Eon wieder zu den ausschüttungsstärksten Unternehmen im DAX, sagte der neue Finanzvorstand Marcus Schenck. (tso/dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: