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Europäische Zentralbank: Inflation: Kurzfristiger Buckel

Die Europäische Zentralbank sagt einen mäßigen Inflationsdruck für 2011 voraus und lässt den Leitzins bei 1,0 Prozent.

Frankfurt am Main - Die Inflation in den mittlerweile 17 Euro-Ländern wird sich für die meiste Zeit des neuen Jahres auf einem Niveau von zwei Prozent halten oder sogar leicht darüber steigen. Grund dafür sind nach Angaben von Jean-Claude Trichet, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), die gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise. Trotzdem sieht Trichet keine Gefahr für die Preisstabilität, wie er am Donnerstag sagte. „Es gibt kurzfristig einen Buckel, zum Ende des Jahres schwächt sich der Preisdruck wieder ab.“ Dann werde die Inflationsrate in der Eurozone wieder unter die wichtige Marke von zwei Prozent sinken. Den Leitzins von aktuell 1,0 Prozent ließ der EZB-Rat auf seiner ersten Sitzung im neuen Jahr unverändert. Der Satz sei derzeit angemessen. Trichet gab keine Hinweise auf einen Termin für eine mögliche Zinsanhebung. Man beobachte die Entwicklung aber sehr genau.

Der EZB-Chef ließ mit einem Hinweis auf die überraschende Zinserhöhung von Mitte 2008 wegen steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise durchblicken, dass die Notenbank jederzeit kurzfristig reagieren kann. Im Dezember war die Inflationsrate in der Eurozone erstmals seit zwei Jahren mit 2,2 Prozent über die wichtige Zweiprozenthürde gesprungen. Knapp unter dieser Marke sieht die EZB die Preisstabilität gewahrt. Im November hatte die Inflationsrate noch bei 1,9 Prozent gelegen.

Nach Ansicht von Beobachtern hat Trichet seine Rhetorik jetzt verschärft. Im Dezember habe er davon gesprochen, die Zinsen seien „angemessen“, am Donnerstag habe es geheißen, sie seien „noch angemessen“. Trotzdem erwarten die meisten Volkswirte erst Anfang 2012 eine Zinserhöhung. Trichet machte deutlich, dass die geldpolitischen Zügel auch dann angezogen werden könnten, wenn die Sondermaßnahmen zur Stützung der Finanzmärkte (über den Ankauf von Staatsanleihen) noch nicht ausgelaufen seien. Beides habe nichts miteinander zu tun. „Wir können sehr wohl unsere unorthodoxen Maßnahmen zurückführen und die Zinsen erhöhen oder senken. Oder auch umgekehrt“, sagte Trichet. Er forderte alle Euro-Staaten auf, ihr Möglichstes zu tun, um ihre Defizitziele zu erreichen und das Haushaltsdefizit wie auch die Schuldenstandsquote „solide“ nach unten zu führen. Rolf Obertreis

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