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European Sleeper will Verbindung übernehmen: Nachtzug Berlin-Paris bleibt wohl bestehen
Der Nachtzug Berlin-Paris ist fast immer ausgebucht. Trotzdem drohte das Aus. Nun will ein neuer Betreiber die Verbindung fahren. Das hilft auch Brüssel-Reisenden.
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Gute Nachrichten für Berliner Nachtzugfans. Auch künftig können sie über Nacht im Sitz-, Liege- oder Schlafwagen nach Paris fahren. Die österreichische ÖBB gibt ihre Nightjet-Verbindung in die französische Hauptstadt zwar voraussichtlich im Dezember auf. Doch nun hat das niederländisch-belgische Genossenschaftsunternehmen European Sleeper angekündigt, dass es ab März Nachtzüge von Berlin über Brüssel nach Paris fahren lassen will.
Die erste Abfahrt in Paris sei für Donnerstag, den 26. März 2026, geplant, teilte das Unternehmen mit. Dreimal die Woche soll der Zug künftig zwischen der deutschen und der französischen Hauptstadt hin und her fahren.
In Paris soll der Zug laut European Sleeper Sonntag-, Dienstag- und Donnerstagabend losfahren und am nächsten Morgen in Berlin ankommen. Die Rückfahrt von Berlin erfolge am Montag-, Mittwoch- und Freitagabend. „Wir sind stolz darauf, den Betrieb auf dieser wichtigen europäischen Nachtzugstrecke aufzunehmen“, sagte Chris Engelsman, Mitgründer von European Sleeper.
Wir sind stolz darauf, den Betrieb auf dieser wichtigen europäischen Nachtzugstrecke aufzunehmen.
Chris Engelsman, Mitgründer von European Sleeper
Ganz festgezurrt ist die Verbindung aber offensichtlich noch nicht. Man stimme derzeit den endgültigen Fahrplan mit den Infrastrukturbetreibern in den beteiligten Ländern ab, sagte das Unternehmen. European Sleeper hofft, dass „in den kommenden Wochen ein passender Zeitplan bestätigt wird“.
Die ÖBB hatte den Nachtzug Berlin-Paris über Straßburg erst vor zwei Jahren - zusammen mit der französischen Staatsbahn SNCF - mit viel Bohei wiederaufgenommen. Die Deutsche Bahn hatte ihren Nachtzug zwischen beiden Städten bereits 2014 eingestellt. 2016 stieg die Bahn aus dem Geschäft mit den Schlaf- und Liegewagen ganz aus. Die ÖBB übernahm einen Teil der Waggons und inszenierte sich als Retterin des Nachtzugs.
Doch inzwischen gibt es immer mehr schlechte Nachrichten. Nachdem der französische Staat eine Förderung für die Verbindung Berlin-Paris eingestellt hatte, kündigten die Österreicher trotz guter Auslastung der Züge vor einem Monat ihren Rückzug an. Zwar hat der neue SNCF-Chef Jean Castex angekündigt, den Nightjet zwischen beiden Städten retten zu wollen. Doch pünktlich zum aktuellen Fahrplanwechsel wird das wohl nicht mehr gelingen.
Aufgrund der hohen Kosten für den Hotelbetrieb und für die Schienenmaut auf den langen Strecken lassen sich Nachtzüge ohne Zuschüsse kaum profitabel anbieten. Nach eigenen Angaben machen der ÖBB zudem die vielen Bauarbeiten im deutschen Schienennetz zu schaffen. „Wegen dieser vielen Baustellen sind unsere Kräfte irgendwann am Ende“, sagte der Fernverkehrschef Kurt Bauer im Sommer dem Tagesspiegel. Es falle dem Unternehmen zunehmend schwer, Nachtzüge zu betreiben.
Sechsmal die Woche nach Brüssel
Den Nightjet von Berlin nach Brüssel hatte die ÖBB bereits im März aufgegeben – auch wegen der Konkurrenz durch European Sleeper. Das Unternehmen fährt aktuell dienstags, donnerstags und sonntags von Berlin über Amsterdam und Rotterdam nach Brüssel. In Gegenrichtung geht es montags, mittwochs und freitags aus Belgien und den Niederlanden nach Berlin und weiter über Dresden nach Prag. Künftig will European Sleeper mit dem zusätzlichen Zug Berlin-Brüssel-Paris sechs Verbindungen pro Woche von Berlin in die belgische Hauptstadt anbieten.
Das Unternehmen braucht nun eine zweite Zuggarnitur, um die zusätzliche Verbindung neben der bestehenden Strecke Brüssel-Berlin-Prag anbieten zu können. European Sleeper hat deshalb eine neue Finanzierungsrunde gestartet und ruft Interessierte auf, sich mit mindestens 280 Euro am Aufbau des eigenen Nachtzugnetzes zu beteiligen.
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