
© dpa/Sebastian Gollnow
„Ich leide an sogenannten Altersdepressionen“: Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp macht Suizidversuch öffentlich
Wolfgang Grupp ist vor zehn Tagen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Bislang war unklar, was passiert war, jetzt äußerte sich der frühere Trigema-Chef persönlich.
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Wolfgang Grupp ist vor zehn Tagen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Bislang war unklar, was dem früheren Trigema-Chef passiert war. In einem Brief des 83-Jährigen an die Belegschaft, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schreibt dieser von einem Suizidversuch: „Ich habe versucht (…) mein Leben zu beenden.“ Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.
Als Erklärung schiebt er nach: „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird.“ Er „bedauere sehr, was geschehen ist und würde es gerne ungeschehen machen“.
Ihm gehe es den „Umständen entsprechend gut“, schreibt er in dem Brief. „Mein großer Dank gilt allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften, die sich um mich kümmern.“ Für die „zahlreichen Genesungswünsche und Nachrichten bedanke ich mich ganz herzlich.“ Und äußert noch eine „Bitte an alle, die an Depressionen leiden: Suchen Sie sich professionelle Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung“.
Polizeieinsatz in Burladingen
Noch am Mittwoch sagte Grupps Tochter Tochter Bonita am Mittwoch der „Schwäbischen Zeitung“, der Vorfall am 7. Juli sei ein Unfall gewesen. Bis dahin hatte Trigema nur einmal kurz den Krankenhausaufenthalt von Grupp kommentiert: Ihm gehe es altersentsprechend gut.
Unabhängig davon hatte die Polizei einen Einsatz in Burladingen, dem Firmensitz von Trigema und Wohnort von Wolfgang Grupp, bestätigt. Demnach wurde ein verletzter Mensch aus einer Privatwohnung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Beamte seien vor Ort gewesen und hätten keine Fremdbeteiligung und keine Straftat festgestellt. Es gebe daher auch keinen Anlass für Ermittlungen.
Lokale Medien berichteten von Schüssen: So schrieb die „Schwäbische“, der Redaktion lägen gesicherte Informationen vor, dass es „im Umfeld der Firma Trigema eine Person mit Schussverletzungen“ gegeben habe. Die „Südwest-Presse“ wiederum schrieb, nach Informationen der Redaktion seien „am frühen Morgen im Umfeld der Firma Trigema Schüsse gefallen“.
Grupp führte Trigema mehr als 50 Jahre
Der Textilunternehmer Wolfgang Grupp wurde 1942 in Burladingen geboren. Die Stadt liegt auf der Schwäbischen Alb (Zollernalbkreis) und hat etwas mehr als 12.000 Einwohner. 1969 übernahm Grupp die von seinem Großvater gegründete Firma. Mit eiserner Hand führte er Trigema aus den roten Zahlen. Trigema ist ein Hersteller von Wäsche, Freizeit- und Sportbekleidung und wirbt damit, zu 100 Prozent „Made in Germany“ anzubieten. 2023 lag der Produktionsumsatz bei 129,3 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl bei gut 1.140.
In seinem Brief schreibt Grupp: „Ich habe versucht mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen. Ich weiß, dass ich oft unbequem war, aber ich bin dankbar für das was ich erreichen und erleben durfte.“
Anfang 2024 räumte Grupp den Chefposten und gab die Geschäftsführung an seinen Sohn Wolfgang Grupp junior und seine Tochter Bonita ab. Beide Kinder waren schon zuvor in der Firma tätig. Grupp junior erklärte die Aufgabenteilung Ende 2024 so: „Meine Schwester kümmert sich ums Personal, E-Commerce und Marketing. Meine Mutter verantwortet die Testgeschäfte. Ich bin zuständig für den B2B-Bereich, Verkauf, Logistik und IT.“
Kultige TV-Spots mit Affe
Grupp senior gilt als einer der profiliertesten und schillerndsten Kaufleute in Deutschland. Er wurde durch kultige Fernsehspots bekannt. In diesen warb ein Schimpanse im weißen Hemd und mit schwarzer Krawatte – verkleidet als Nachrichtensprecher – für T- und Sweatshirts des Mittelständlers. Das lebendige Tier wurde inzwischen von einer Computeranimation ersetzt.
Auch in Talkshows war der frühere alleinige Trigema-Inhaber häufig zu Gast. Dort kritisierte er einen Größenwahn mancher Unternehmer und forderte die persönliche Haftung für alle Bosse: „Wir brauchen wieder Unternehmer mit Verantwortung, Disziplin und Vorbildfunktion.“ (mit Agenturen)
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