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 Leiter des Ifo-Instituts: Clemens Fuest.

© Imago/photothek/Thomas Köhler

„Das ist eine große Gefahr“: Ifo-Chef Fuest warnt wegen Protektionismus vor neuer Weltwirtschaftskrise

Trump hat den globalen Handel mit seinem Zollkrieg ins Chaos gestürzt. Der Präsident des Münchner Wirtschaftsinstituts sieht große Risiken, vor allem, „wenn alle in die falsche Richtung laufen“.

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Es sei ein Alarmsignal für die gesamte Welt: Das Münchner Ifo-Institut hat angesichts eines sich ausbreitenden Protektionismus vor einer neuen Weltwirtschaftskrise gewarnt. Wenn nun neben den USA auch China und Europa auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik setzen würden, „kann es zu einer großen Krise kommen“, sagte der Leiter des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der „Süddeutschen Zeitung“. „Das ist leider nicht auszuschließen.“

Fuest sagte, es sei eine große Gefahr, vor allem, „wenn alle in die falsche Richtung gehen“. Die USA alleine würden die Weltwirtschaft allerdings nicht in die Krise stürzen.

Was jetzt passiert, ist ein Alarmsignal für die Amerikaner und für die Finanzarchitektur der gesamten Welt.

Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts

Nach Ansicht von Fuest zerstörten die USA „gerade ihre Reputation als zuverlässiger Vertragspartner“. Das sei gefährlich, „weil die USA immer noch die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt sind“, betonte er.

US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Wochen eine Reihe von Zöllen verhängt und damit weltweite Befürchtungen vor einem verheerenden Handelskrieg geweckt. Am Mittwoch vollzog der US-Präsident eine überraschende Kehrtwende und setzte eine Vielzahl von Zollerhöhungen für 90 Tagen aus. Ausgenommen davon waren aber die Strafzölle von 145 Prozent auf Produkte aus China.

China selbst erhöhte seine Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent. Der Zollstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt könnte die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

Als Grund für das Aussetzen zahlreicher US-Zölle für 90 Tage durch Trump sieht Fuest dem Blatt zufolge den Wertverfall bei US-Staatsanleihen. „Was jetzt passiert, ist ein Alarmsignal für die Amerikaner und für die Finanzarchitektur der gesamten Welt“, sagte er.

Ein Händler an der Börse in New York verfolgt skeptisch die Kurse.

© AFP/Timothy A. Clary

„Zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung ist auf dem amerikanischen Aktienmarkt, der Dollar ist die weltweite Ankerwährung. Wenn das alles kippt, hätte das unkalkulierbare Folgen“, sagte Fuest. Dass die EU angesichts der US-Zölle mit einer Reaktion abwarte, anders als China, sei richtig. „Das sorgt für möglichst kühle Köpfe“, sagte der Ifo-Chef.

Trumps Zollpolitik hat bereits zu massiven Börsenturbulenzen geführt. Zuletzt gab es positive Signale von den US-Aktienmärkten. Nach einer Handelswoche mit extremen Kursschwankungen verabschiedeten sie sich mit klaren Gewinnen ins Wochenende. Das Hin und Her der Zollpolitik von Trump war erneut das beherrschende Thema am Markt und dürfte es voraussichtlich auch bleiben. Mit seinen kommentierenden Social Media Posts handelte der US-Präsident sich auch den Vorwurf der Marktmanipulation ein.

Steinbrück sieht bei Trump „Voodoo-Ökonomie“

Ähnlich wie Fuest äußerte sich auch gerade auch der ehemalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Er hält Trumps Zoll-Politik für „Voodoo-Ökonomie“ und sieht darin eine „ungeheure Selbstbeschädigung der USA“. Steinbrück sagte dem „Stern“ mit Blick auf Trump: „Dieser Exzentriker sorgt mit den Zöllen, mit seiner beabsichtigten Steuerpolitik und mit dem Rauswurf von Migranten, die dem Arbeitsmarkt fehlen, für eine steigende Inflation.“

Darauf müsse die amerikanische Zentralbank mit Zinserhöhungen reagieren, „die alle US-Bürger belasten, die Kredite zu bedienen haben“, sagte Steinbrück. Höhere Zinsen machten aber den Kauf von US-Staatsanleihen attraktiver und stärkten so den Dollar.

„Trump will aber eigentlich den Dollar schwächen, um Exporte zu steigern“, so Steinbrück. „Sie sehen also, dass alles, was er macht, schon aus der Sicht eines Erstsemesters Volkswirtschaft keinen Sinn ergibt.“ (lem)

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