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Dow Jones steuert auf schlechtesten April seit 1932 zu: Trumps Attacke auf Fed-Chef Powell schickt US-Börsen weiter auf Talfahrt
Mit neuen Äußerungen über den Notenbankchef verschreckt der US-Präsident zahlreiche Anleger. An den New Yorker Börsen kommt es zu massiven Kursverlusten. Auch der Dax ächzt.
Stand:
Die US-Aktienmärkte sind nach einer neuen Attacke von Präsident Donald Trump auf Notenbankchef Jerome Powell deutlich unter Druck geraten. Anleger sind auf breiter Front verunsichert, an der Wall Street gaben am Ostermontag alle drei wichtigen Indizes deutlich nach.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich am Montag mit einem Minus von 2,5 Prozent (also von fast 972 Zählern) bei 38.170,41 Punkten aus dem Handel.

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Sollte dem Dow Jones keine Kurswende gelingen, droht ihm einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) zufolge eine historisch negative Monatsbilanz. Demnach steuert der Index geradezu auf den schlechtesten April seit 1932 zu.
Zur Erinnerung: US-Präsident Trump hatte den 2. April zum Liberation Day (Tag der Befreiung) ausgerufen und zahlreichen Handelspartnern pauschale – mittlerweile mitunter ausgesetzte – Zölle von 20 Prozent aufgedrückt.
Die drohenden Verwerfungen im internationalen Handel lösen an den Finanzmärkten seither große Sorge aus – auch in den Vereinigten Staaten. So sank am Ostermontag auch der überwiegend mit US-Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 um 2,5 Prozent auf 15.870,90 Zähler.
Beim breit gefassten S&P 500 belief sich das Minus auf 2,4 Prozent, er schloss mit 5158,20 Zählern. Damit ist er in diesem Monat zum sechsten Mal um mehr als 1,5 Prozent gefallen. Das bedeutet die meiste Zahl an Tagen seit Juni 2022, als der S&P ebenfalls sechsmal um 1,5 Prozent absackte, wie das US-Finanzmagazin „Barron’s“ berichtet.
Dem Dollar kehrten die Anleger ebenfalls den Rücken zu. Am Dienstag notierte der Dollar-Index mit 98,3920 Punkten in Reichweite seines zu Wochenbeginn erreichten Drei-Jahres-Tiefs von 97,921 Zählern.
Fehde zwischen Trump und Powell als Marktbremse
Hintergrund für die jüngsten Marktturbulenzen sind neue Verbalattacken von Trump gegen Notenbankchef Powell. Er forderte den Währungshüter am Montag abermals zu einer Zinssenkung auf.

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Zudem bezeichnete Trump den Zentralbanker als „Mr. Zu Spät“ sowie als „großen Loser“. Demnach sei Powell Schuld an einer drohenden nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft, da die Fed den Leitzins entgegen seinen Wünschen nicht gesenkt hat.
Der Fed-Chef hatte mehrfach gewarnt, die von Trump verhängten Zölle gegen weltweite Handelspartner könnten zu höheren Preisen und einem niedrigeren Wirtschaftswachstum in den USA führen. Für eine Leitzinssenkung sei es aber noch zu früh.
Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett zufolge prüft der Präsident, ob er in der Lage sei, den bis Mai 2026 als Fed-Chef amtierenden Powell zu entlassen. Ein US-Präsident kann einen Zentralbankchef nach einem Urteil des Obersten Gerichts aus den 30er Jahren nicht grundlos entlassen.
Der Dax ächzt ebenfalls
Auch bei Dax-Anlegern kommt der Druck auf Powell schlecht an. Der deutsche Leitindex verlor am Dienstag in der Spitze 0,7 Prozent auf 21.064 Zähler. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,4 Prozent, der EuroStoxx gab 0,8 Prozent nach.
Zu den größten Verlierern im Dax zählten Siemens Energy mit einem Abschlag von vier Prozent, nachdem die Titel am Donnerstag vor der Osterpause gut zehn Prozent zugelegt hatten. Auf der Gewinnerseite standen unter anderem die Aktien von Commerzbank und Bayer, die um 2,2 und 1,8 Prozent vorrückten.
Einmal mehr suchten die Anleger ihr Heil in Gold, das in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird. Das Edelmetall erklomm die nächste runde Marke von 3500 Dollar je Feinunze – in der Spitze stieg der Preis um bis zu 2,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 3500,05 Dollar je Feinunze. Auf Jahressicht hat sich Gold bereits um mehr als 30 Prozent verteuert.
Die Anlegerflucht aus US-Anlagen treibe die Rally weiter an, sagte Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus. Die anhaltenden Rekordstände beim Edelmetall Gold unterstrichen die Nervosität an den Märkten, konstatierten auch die Analysten der LBBW.
Erst die Zölle, nun die Fed – US-Präsident Trump wackele beinahe täglich an den Grundfesten der weltwirtschaftlichen Ordnung, konstatierte Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Sollte die Kritik an Powell in einer Entlassung des Fed-Vorsitzenden und anschließender politischer Einflussnahme auf die Geldpolitik der größten Volkswirtschaft der Welt enden, drohe der Wall Street großes Unheil. „Aber auch die anderen Börsen rund um den Globus dürften sich dieser Sogwelle nicht entziehen können“, warnte Molnar. (Reuters, dpa, Tsp)
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