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Wirtschaft: Fonds greifen durch

KAI-UWE RICKE Bis kurz vor seinem Abgang malte Kai-Uwe Ricke den Zustand der Telekom in rosaroten Tönen. „Klar auf Kurs“ liege das Unternehmen, es habe gerade „die beste Tarifreform aller Zeiten“ im Festnetzbereich gestemmt, gab sich der Vorstandsvorsitzende Anfang November 2006 noch optimistisch.

KAI-UWE RICKE

Bis kurz vor seinem Abgang malte Kai-Uwe Ricke den Zustand der Telekom in rosaroten Tönen. „Klar auf Kurs“ liege das Unternehmen, es habe gerade „die beste Tarifreform aller Zeiten“ im Festnetzbereich gestemmt, gab sich der Vorstandsvorsitzende Anfang November 2006 noch optimistisch. Die meisten Aktionäre waren weniger euphorisch. Hinter Rickes Rücken bereiteten die Investoren im Aufsichtsrat seinen Rausschmiss vor. Die Bundesregierung zog dabei offenbar die Strippen und hatte den US-Finanzinvestor Blackstone auf ihrer Seite. Anders als Siemens-Chef Kleinfeld scheiterte Ricke an den von ihm verantworteten und für die Anteilseigner unbefriedigenden Zahlen. Das Unternehmen verlor schon damals hunderttausende Festnetzkunden pro Quartal. Der Aufsichtsrat unter Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel traute Ricke schließlich nicht mehr zu, die Erlösausfälle zu kompensieren. Ähnlich wie tausende Kleinaktionäre ärgerte sich Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) über den dahindümpelnden Aktienkurs. Ein geplanter Teilverkauf von T-Aktien kam deshalb nicht zustande. Und auch Blackstone hatte sich seinen 4,5-Prozent-Einstieg für 2,6 Milliarden Euro im April 2006 bei der Telekom anders vorgestellt. Als sich schließlich René Obermann bereit erklärte, seinen Freund Ricke zu beerben, besiegelte der Aufsichtsrat dessen Ende. Den dramatischen Kundenschwund hat allerdings auch Obermann bis heute nicht stoppen können. nso

WERNER SEIFERT

Die Musik spielt für Werner Seifert längst nicht mehr an der Börse. Sie spielt auf CDs und in Konzertsälen. Und der 58-jährige Schweizer steht dabei im Mittelpunkt, an der Hammondorgel in seiner Band Jazz-X-Change. Nicht gerade freiwillig ließ sich Seifert im Frühjahr 2005 auf dieses Leben ein. Dass es so weit kam, „verdankt“ er einem Mann aus London, der gerade die Großbank ABN Amro in andere Hände treibt: Chris Hohn mit seinem Hedgefonds TCI hatte sich im Herbst 2004 als Aktionär bei der Deutschen Börse eingekauft. Deren Chef Werner Seifert steckte gerade in intensiven Übernahmeverhandlungen mit der Londoner Börse. Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Jahren. Hohn ist gegen die Fusion und schart andere Hedgefonds um sich. Sie wollen lieber Kasse machen, die Deutsche Börse soll ihre zu Milliarden angehäuften Gewinne ausschütten statt für den Kauf des Konkurrenten auszugeben. Seifert, ein Verfechter des freien Kapitalmarktes, stemmt sich monatelang gegen Hohn und dessen Mitstreiter. Am Ende ohne Erfolg, auch weil er die Börseneigner in London von seinem zukunftsweisenden Vorhaben nicht überzeugen kann. Seifert, ein oft arrogant auftretender Manager, verliert wie Aufsichtsratschef Rolf Breuer die Unterstützung der Aktionäre und nimmt schließlich im März – versüßt mit einer Abfindung von zehn Millionen Euro – seinen Hut. ro

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