
Strategie bei der Geldanlage: Fragen kostet nichts
Viele Verbaucher setzen auf eine gute Beratung durch ihre Bank. Mitunter hat der Experte aber nicht nur das Wohl der Kunden im Blick.
Sichere Festgeldkonten, solide Staatsanleihen oder ein risikoreicher Fonds: Wer Geld übrig hat, dem eröffnen sich schier unendlich viele Möglichkeiten, dieses anzulegen. Weil der Dschungel an Produkten als Laie kaum durchschaubar ist, machen viele Sparer einen Termin mit ihrem Bankberater. Der ist aber nicht ohne Tücken. „Kunden sollten sich immer vergegenwärtigen: Im Zweifel sitzt ihnen eigentlich kein Berater gegenüber, sondern ein Verkäufer“, sagt Markus Feck, Finanzjurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer nicht über den Tisch gezogen werden will, sollte sich deshalb gut auf den Termin vorbereiten.
Doch bevor sich Sparer überhaupt darüber Gedanken machen, wie sie ihr Geld anlegen, sollten sie prüfen, ob sie noch einen Kredit laufen haben. „Die beste Geldanlage ist die Reduzierung von Verbindlichkeiten“, sagt Feck. Denn in der Regel zahlt man höhere Kreditzinsen, als man bei einer Geldanlage bekommen würde. Auch sei es ratsam, eine „eiserne Reserve“ in der Höhe von drei Nettogehältern zurückzulegen – für den Fall, dass eine Autoreparatur teurer wird als gedacht oder die Waschmaschine den Geist aufgibt. „Erst wenn man dann noch Geld zur Verfügung hat, kann man längerfristig etwas anlegen“, sagt Feck.
DIE VORBEREITUNG
Vor dem Termin mit dem Bankberater muss man sich über seine eigene Risikobereitschaft klar werden. „Wer schlaflose Nächte bekommt, wenn der Wert einer Geldanlage stark schwankt und auch mal heftig ins Minus rutscht, der sollte die Finger von risikobehafteten Produkten lassen“, sagt Renate Daum, Expertin für Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und Steuern bei der Stiftung Warentest. Gleichzeitig könnten sicherheitsorientierte Menschen nicht mit hohen Renditen rechnen. Wichtig ist an dieser Stelle auch, wofür das Geld angespart wird: Ist es für ein neues Auto, die Enkelkinder, das eigene Haus oder die eigene Altersvorsorge? „Je älter ich werde, desto risikoärmer müssen die Produkte sein“, sagt Feck. Kurz vor der Rente wolle man sein Erspartes schließlich nicht komplett verlieren.
Daum rät zudem dazu, vor dem Gespräch mit dem Berater eine Aufstellung darüber zu machen, wie viel Geld monatlich zum Sparen oder Anlegen zur Verfügung steht. „Bei der Höhe der Lebenshaltungskosten sollte man realistisch bleiben und lieber etwas mehr einrechnen“, sagt sie. Wichtig ist zudem, ob in den kommenden Jahren größere Anschaffungen anstehen, für die Geld zur Verfügung stehen muss. Das kann ein neues Auto oder das Auslandssemester des Kindes sein. „Wer das schon absehen kann, muss sich keine Anlage über zehn Jahre empfehlen lassen.“ Um den Überblick über all diese Fakten zu behalten, ist es durchaus sinnvoll, einen Spickzettel vorzubereiten.
IM GESPRÄCH
Zum Termin mit dem Bankberater sollte man einen Freund oder den Partner mitnehmen. „Der Person muss bewusst sein, dass er als potenzieller Zeuge infrage kommen kann“, sagt Markus Feck. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Begleitperson nicht selbst Vertragspartner werde. Während des Gesprächs könne sich derjenige Notizen machen oder selbst ein kleines Protokoll anlegen. „Das Beratungsprotokoll, das vom Bankberater ausgefüllt wird, strotzt oft vor Allgemeinplätzen und spiegelt nicht unbedingt das wider, was tatsächlich behandelt worden ist“, so Feck. Dieses muss der Anleger nicht unterschreiben und sollte das auch nicht. Falls darin nämlich Dinge stehen, die nie besprochen wurden, hat er später keine Chance mehr, Beratungsfehler zu reklamieren.
Im Gespräch wird ein guter Bankberater nach genau den Punkten fragen, über die sich der Anleger auch im Vorfeld Gedanken gemacht hat: Verbindlichkeiten, Lebensplanung, laufende Kosten. Tue er dies nicht, könne er keine maßgeschneiderte Beratung anbieten, sagt Daum. Versteht man die Funktionsweise eines empfohlenen Produktes nicht, sollte man immer wieder nachfragen. „Bei vielen Produkten gibt es zudem zwei- bis dreiseitige Kurzinformationsblätter. Wenn man aber schon die zu kompliziert findet, ist das Produkt möglicherweise nicht das Richtige“, sagt Daum. Sehr wichtig sei zu klären, welche Risiken und Pflichten mit der Anlage verbunden sind. Auch die Frage nach den Kosten des Produkts dürfen Anleger nicht vergessen. Dazu zählen laufende Kosten – bei Aktienfonds etwa Ausgabeaufschläge, Verwaltungs- und Managementgebühren sowie die Provision, die der Bankberater für den Verkauf einstreicht.
„Skepsis ist angebracht, wenn die Provision des Bankberaters sehr hoch ist. Das gilt auf alle Fälle für Provisionen im zweistelligen Bereich“, sagt Verbraucherschützerin Renate Daum. Der Bankberater müsse stets offenlegen, wie viel sein Institut am Verkauf des Produkts verdient. Auch sollte man sich laut Feck erkundigen, ob das Produkt eine bestimmte Laufzeit habe und mit welchen Verlusten man rechnen muss, wenn man schon vor deren Ablauf über das Geld verfügen will.
NACHSORGE
Auf keinen Fall sollten Anleger sofort unterschreiben. Ratsam ist es auch, Angebote von anderen Geldinstituten einzuholen – beim Kauf eines Autos betreibe man schließlich auch einen Preisvergleich, so Feck. Ein unabhängiger Honorarberater, der nicht an ein bestimmtes Institut gebunden ist, könne ebenfalls eine gute Option sein. Laut Daum müssen seit kurzem auch Banken angeben, in welchen Filialen man Honorarberater finden kann. „Wenn einen dieser vor einer Fehlinvestition bewahrt, dann waren 200 Euro für die Beratung gut angelegtes Geld“, sagt Feck.