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Wirtschaft: Frankreichs Linke ist selbst schuld

Eine gern bemühte Weisheit ist, dass Demonstrationen Teil der Demokratie sind. Auf einem anderen Blatt steht, dass Demonstrationen der Demokratie zuweilen schaden können, vor allem in Situationen in denen sie Überhand nehmen.

Eine gern bemühte Weisheit ist, dass Demonstrationen Teil der Demokratie sind. Auf einem anderen Blatt steht, dass Demonstrationen der Demokratie zuweilen schaden können, vor allem in Situationen in denen sie Überhand nehmen. Daher wären die Franzosen, die in immer größeren Protestzügen durch die Straßen ziehen, gut beraten, wenn sie auf ihren ehemaligen Premier Eduard Balladur hörten. Der rief die Leute dazu auf, das Demonstrieren einzustellen - zumindest bis zur letzen Runde der Präsidentschaftswahlen am 5. Mai, um "jedes Risiko von Ausschreitungen und Gewalt zu vermeiden". Die öffentliche Meinungsäußerung kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, politische Ideen auszutauschen. Vor dem Zeitalter der Massenmedien war dies für die Kandidaten beliebtes Mittel, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Doch was seit dem Einzug von Jean-Marie Le Pen in die letzte Wahlrunde in den Städten Frankreichs vorgeht, hat wenig mit dieser Art Meinungsaustausch zu tun. Zirka 20 Prozent der Wähler stimmten für fremdenfeindliche Kandidaten, weitere zehn Prozent für den linken Rand. Zusammen stehen sie für den nicht unbedeutenden Teil der französischen Bevölkerung, der sich von den Vorteilen der Globalisierung ausgeschlossen fühlt und diesen Prozess umkehren möchte. Diese Verärgerung treibt so manchen auf die Straße. Doch nur weil die griechische Vokabel demos mit dem Wort Volk übersetzt wird, bedeuten große Ansammlungen von Menschen nicht unbedingt auch viel Demokratie. Der wirkliche Wille der Menschen tritt an den Wahlurnen zu Tage, nachdem die Debatte gelaufen ist. Die Tausenden, die jetzt auf die Straßen gehen, hadern mit dem Ausgang der Wahl. Angesichts von Le Pens offenem Rassismus und seinen Bemerkungen zum Holocaust, ist der Unmut der Menschen verständlich. Doch die Wahl verlief fair und sein Erfolg ist nun einmal die Kehrseite der Demokratie. Der Groll der Demonstranten ist unangebracht, denn laut Umfragen haben die meisten von ihnen entweder gar nicht oder für Parteien am linken Rand gestimmt. Sie hätten ahnen müssen, dass Lionel Jospin keine Chance haben würde, wenn man ihm die Stimme versagt. Die Linke hat verloren, weil sie sich nicht auf eine einheitliche Aussage einigen konnte.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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