DIW: Führungskrise sorgt für Finanzchaos
Der Streit um Ex-Chef Klaus Zimmermann hat Kunden verschreckt – nun schreibt das Institut rote Zahlen.
Berlin - Gert Wagner, der neue Vorstandschef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), muss sich gleich bei Arbeitsbeginn mit Finanzproblemen herumschlagen. Durch die anhaltenden Querelen um den abgetretenen Präsidenten Klaus Zimmermann ist das Institut ins Minus gerutscht und muss nun sparen, wie die neue DIW-Spitze am Freitag erklärte. Der Fehlbetrag, der bis Ende 2010 aufgelaufen ist, werde sich auf eine knappe Million belaufen, hieß es. Zum einen muss das Berliner Institut Zuschüsse zurückzahlen, die es vom Bund und vom Land Berlin erhalten hatte. Außerdem seien im Zuge der Auseinandersetzung wichtige Kunden abgesprungen, sagte Bert Rürup, Vorsitzender des Kuratoriums und früher Chef des Sachverständigenrats. Stellenstreichungen sind aber nicht geplant, auch die Qualität der Forschung soll nicht leiden. Man sei gerade dabei, die Finanzlage zu prüfen, hieß es. Existenzbedrohend sei die Situation aber nicht, versicherte Wagner. Geprüft werden soll in diesem Zusammenhang auch die Zukunft der umstrittenen Dependance in Washington.
Rürup präsentierte am Freitag die neue Führungsspitze des Hauses. Das Kuratorium, gewissermaßen der Aufsichtsrat, hatte zuvor einstimmig für Gert Wagner (58) und Georg Weizsäcker (37) als Vizechef votiert. Beide sollen bis Ende 2012 das DIW leiten, für die Zeit danach werde eine Kommission einen dauerhaften Nachfolger suchen. Die beiden neuen Vorstände hätten keine Ambitionen, das Amt dauerhaft auszuüben, unterstrich Rürup. Zimmermanns Vertrag endet formal am 30. Juni, eine Abfindung für seinen eigentlich bis 2014 laufenden Vertrag werde es nicht geben, betonte Rürup. Er gehe davon aus, dass die Personalentscheidungen für einen Motivationsschub sorgen werden. Die Funktion des Geschäftsführers übt vorerst Cornelius Richter aus, der bereits zuvor in der DIW-Verwaltung gearbeitet hatte.
Die Führungskrise hatte Ende 2009 begonnen, als der Landesrechnungshof dem Haus vorwarf, Mittel falsch und zu großzügig ausgegeben zu haben. Zudem war Zimmermanns Führungsstil intern als autokratisch kritisiert worden, viele Forscher wollten nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Vergangene Woche hatte der Ökonom auf Betreiben Rürups seiner Demission zugestimmt. Er hatte seit 2000 an der Spitze gestanden. Auch Vizepräsident Alexander Kritikos, ein Vertrauter Zimmermanns, zog sich zurück.