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Wirtschaft: Hanns Peter Nerger zieht nicht um

Chef der Berliner Tourismus GmbH muss nicht ins Ludwig-Erhard-Haus

Berlin - Hanns Peter Nerger hat gewonnen. Seit mehr als einem Jahr wehrt sich der Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) gegen einen Umzug ins Ludwig-Erhard-Haus (LEH). Durchaus gewichtige Vertreter aus Wirtschaft und Politik hätten gerne die BTM im Haus der IHK an der Charlottenburger Fasanenstraße gesehen – doch Nerger war dagegen. „Das Haus gefällt mir nicht“, begründet er seine Abneigung. Doch tiefer noch sitzt die Angst, irgendwann mit einer der im LEH ansässigen Institutionen fusioniert zu werden. Oder auch nur als eine unter vielen Einrichtungen der Wirtschaftsförderung gesehen respektive übersehen zu werden. Für den Tourismuswerber unvorstellbar.

Verloren haben die Anhänger eines „Haus’ der Wirtschaft“: Neben der IHK, der Wirtschaftsförderung Berlin, der Partner für Berlin und der Technologiestiftung hätte die BTM gut unter das gemeinsame Dach gepasst, meint zum Beispiel IHK-Präsident Eric Schweitzer. „Wir wollen alle, die für die Wirtschaft ansprechbar sind, in einem Haus versammeln und kurze Wege schaffen.“ Niedrige Beweggründe, nämlich das von der Kammer für viel zu viel Geld gebaute Haus mit einem attraktiven Mieter zu füllen, spielten dabei keine Rolle, behauptete Schweitzer immer wieder. Das könnte sogar stimmen. Nach Angaben der IHK sind gegenwärtig nur noch rund 1000 Quadratmeter frei. Und selbst die könnten von zwei interessierten Anwaltskanzleien annähernd belegt werden.

Wie auch immer: Für Nerger und seine rund 120 Mitarbeiter hätte die Kammer gerne Platz geschaffen. Doch Nerger sperrte sich. Am Montag hatte er schließlich den Aufsichtsrat auf seiner Seite. Der alte Mietvertrag „Am Karlsbad“ in Tiergarten, wo die BTM nach Nergers Angaben bislang 18 Euro für den Quadratmeter zahlte, wird durch einen neuen Vertrag ersetzt. Dem Vernehmen nach zahlt die BTM in den nächsten fünf Jahren nur noch einen einstelligen Preis.

Damit zu konkurrieren wäre der IHK und ihrem Haus schon schwer gefallen. Unmöglich war es nicht. Doch unüberwindbar war ein anderes Problem: Hanns Peter Nerger. In Wirtschaftskreisen ist zu hören, Nerger haben seinem Aufsichtsrat für den Fall eines Umzugs ins LEH mit Rücktritt gedroht. Der BTM-Geschäftsführer wollte sich dazu nicht äußern. Überhaupt verweigerte die Tourismusorganisation, die vom Land Berlin in diesem Jahr gut vier Millionen Euro kassiert, jede Stellungnahme zum Thema Umzug oder Mietvertrag.

Etwas gesprächiger ist Dietmar Otremba. Der Aufsichtsratschef der BTM repräsentiert als Berliner Immobilienunternehmer die Hotellerie, die mit 40 Prozent an der BTM beteiligt ist. Die Verlängerung des Mietverhältnisses Am Karlsbad sei „unter praktischen Gesichtspunkten die beste Lösung“, sagte Otremba auf Anfrage. Ein Umzug sei aufwändig, neue Räumlichkeiten müssten den Bedürfnissen angepasst werden und die Änderung der Adresse verursachte ebenfalls Aufwand. Insgesamt sechs Objekte seien geprüft worden, darunter auch das LEH. Auf Grund der „enormen Verbesserung“ beim Mietpreis habe sich schließlich das alte Domizil durchgesetzt. Otremba betonte, dies sei „keine Entscheidung gegen einen Standort“ gewesen. Allerdings hatte der Aufsichtsrat bereits im September auf die Frage nach einem möglichen Umzug ins LEH geantwortet: „Das können Sie vergessen.“

Am Dienstag wollte Otremba sich nicht dazu äußern, ob Nerger im Verlauf des Verfahrens mit Rücktritt gedroht habe. „Ich beantworte keine Frage dazu.“ Er hoffe jedenfalls, dass Nerger noch lange als BTM-Geschäftsführer agiere. Das sehen viele Befürworter des Ludwig-Erhard-Haus nicht anders. Nerger ist erfolgreich, keine andere Berliner Branche wächst so stark wie die Tourismuswirtschaft. Da sieht man dem eigenwilligen Herrn an der Spitze auch nach, dass „er sich anstellt, als wäre ,Am Karlsbad’ eine weltweit eingeführte Adresse“, wie ein Unternehmer spottet.

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