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Wang Jian: Als Zeichen der Trauer färbte das Unternehmen HNA seine Website in Grau ein.

© Eric Piermont/AFP

Deutsche-Bank-Großaktionär: HNA-Mitgründer Wang Jian in Frankreich tödlich verunglückt

Offenbar wollte er für ein Foto eine Mauer erklimmen und nahm zu viel Schwung: Bei einem Ausflug mit seiner Familie in die Provence verunglückt der 57-jährige Wang Jian tödlich.

Der Chef des chinesischen HNA-Konzerns, Wang Jian, ist in Südfrankreich tödlich verunglückt. Das Unternehmen teilte am Mittwoch mit, der 57-Jährige sei auf einer Geschäftsreise in der Provence gestürzt. Er habe bei dem Sturz schwere Verletzungen erlitten und sei am Dienstag „unglücklicherweise gestorben“. Nach Angaben der französischen Gendarmerie stürzte Wang Jian im malerischen Dorf Bonnieux nördlich von Aix-en-Provence etwa zehn Meter in die Tiefe. Es sehe nach einem Unfall aus, erklärte die französische Polizei laut "Handelsblatt". Wang habe sich auf eine Mauer gestellt, damit seine Familie ein Foto von ihm machen könne. Er sei dann 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Die genaue Todesursache solle eine Autopsie klären.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf einen französischen Polizeibeamten, dass Wang im südfranzösischen Bonnieux „versuchte, eine niedrige Mauer zu erklimmen, um die Aussicht zu genießen und Fotos zu machen“. Weil Wang dies aber beim ersten Mal nicht gelungen sei, habe er Anlauf genommen und sei auf die Mauer zugerannt. Danach sei er von der Mauer gefallen. Im Internet kursieren unterdessen wilde Spekulationen, dass es sich bei dem Vorfall nicht um einen Unfall gehandelt haben könnte, schreibt das "Handelsblatt" weiter.

"Außergewöhnlich talentierter Anführer und Vorbild"

Wang verantwortete als Verwaltungsratschef die Strategie und das Tagesgeschäft, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. "Wir beklagen den Verlust eines außergewöhnlich talentierten Anführers und Vorbilds, dessen Vision und Werte weiterhin ein Leuchtfeuer für alle sein werden, die das Glück hatten, ihn zu kennen", schrieb der Konzern in der Mitteilung über Wangs Tod.

Der überraschende Tod des HNA-Chefs platzt in eine Zeit der Ungewissheit für den Mischkonzern, der sich in den vergangenen drei Jahren mit milliardenschweren Zukäufen offenbar übernommen hatte. HNA gehört zu den 500 größten Unternehmen der Welt und ist unter anderem mit 7,8 Prozent Großaktionär der Deutschen Bank.

Die Chinesen hatten für schätzungsweise 30 Milliarden US-Dollar (aktuell 25,75 Mrd Euro) weltweit Firmen und Immobilien zugekauft, dabei aber einen größeren Schuldenberg angehäuft. Der Konzern arbeitet nun daran, die Geldnöte über milliardenschwere Immobilien- und Anteilsverkäufe zu lindern.

Ihm sollen 15 Prozent von HNA gehört haben

Wang Jian war eine Schlüsselfigur der Expansion. Neben dem Gründer Chen Feng stand er an der Spitze des Konglomerats und war zuletzt Vorsitzender des Verwaltungsrats von HNA International. Die Eigentürmerstruktur des Firmenkonstrukts gilt als undurchsichtig, aber Mitbegründer Wang Jian sollen 15 Prozent gehört haben.

„Zusammen trauern wir über den Verlust eines außergewöhnlich begabten Führers und eines Vorbilds, dessen Vision und Wertvorstellungen weiter ein Leuchtturm für all jene bleibt, die das Glück hatten, ihn zu kennen“, teilte HNA in einer Stellungnahme mit.

Eine Sprecherin der französischen Gendarmerie sagte, nach ersten Ermittlungsergebnissen scheine es sich um einen Unfall zu handeln. Wang Jian habe wohl versucht, auf eine Mauer zu steigen, um „von der Landschaft zu profitieren“ - es sei möglich, dass er ein Foto machen oder sich fotografieren lassen wollte. Dabei habe er wohl zuviel Schwung genommen und sei gestürzt.

1990 gründete er die Fluggesellschaft Hainan Airlines

Wang Jian kam aus der Luftfahrtbranche und gründete mit Chen Feng in den frühen 1990er Jahren Hainan Airlines, das Flaggschiff des Konzerns und heute die viertgrößte chinesische Fluggesellschaft. HNA kaufte im vergangenen Jahr auch Anteile von 82,5 Prozent des defizitären Lokalflughafens Frankfurt-Hahn für 15 Millionen Euro.

Dass HNA in eine brenzlige Lage geraten ist, hängt auch mit der neuen Politik Pekings zusammen. Jahrelang finanzierten Chinas Staatsbanken bereitwillig die Kauforgien chinesischer Konzerne im Ausland und pumpten immer neue Milliarden nach. Doch damit war plötzlich Schluss - auch aus Sorge vor Kapitalabflüssen.

Beteiligung an der Hilton-Hotelkette soll verkauft werden

Die Regierung will nun, dass sich die heimischen Firmen bei Übernahmen im Ausland auf Hochtechnologie konzentrieren, womit die industrielle Modernisierung des Landes vorangetrieben wird. Konzernen wie HNA, die sich in erster Linie für Immobilien und Finanzbeteiligungen interessieren, wird dagegen rigoros der Geldhahn abgedreht. Neben HNA sind so zuletzt auch der Immobiliengigant Wanda und der Versicherungskonzern Anbang in schwierige Fahrwasser geraten.

HNA hatte im April seinen Anteil an der Deutschen Bank von 9,9 auf 7,9 Prozent reduziert und angekündigt, seine 26-prozentige Beteiligung an der Hilton-Hotelkette in Höhe von mehr als sechs Milliarden US-Dollar ganz oder teilweise verkaufen zu wollen.

Wang schrieb in einer E-Mail von "Verschwörung"

Wang hatte vor einigen Monaten in einer E-Mail an die Mitarbeiter eine "Verschwörung" gegen die Kommunistische Partei und Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping für die Probleme des Konzerns verantwortlich gemacht. Zuletzt erhielt der Konzern Medienberichten zufolge Rückendeckung vom Staat. Bei einem Treffen mit der chinesischen Zentralbank seien Kreditgeber angewiesen worden, die Anleihen von HNA zu "unterstützen", hatten die Nachrichtenagentur Bloomberg und die "Financial Times" vergangenen Monat berichtet. (Tsp/dpa/Reuters)

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