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Berlin ist in. Nicht nur bei Firmengründern und Touristen, aber von diesen Gruppen geht ein besonderer Schwung aus.

© dpa

Berliner Wirtschaft: Hochkonjunktur

Die aktuelle Umfrage der IHK ergibt ein „rasantes Wachstum“. Nur der Fachkräftemangel macht den Firmen Sorgen.

Der Berliner Wirtschaft geht es so gut wie lange nicht, in einigen Branchen ist die Situation „atemberaubend“. So steht es im aktuellen Konjunkturbericht der IHK, den Christian Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer, am Montag vorstellte. „Berlin ist ein Emerging Market mitten in Europa“, meinte Wiesenhütter. Im Vergleich zum Vorjahr hätten die „Personalplanungen an Dynamik noch einmal deutlich zugelegt“. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wende. Und die zu Beginn dieses Jahres aufgrund der Börsenturbulenzen entstandenen Unsicherheiten seien überwunden. Im Dienstleistungsgewerbe, im Handel und im Gastgewerbe sind die Firmen äußerst optimistisch. Belastend wirke sich derzeit vor allem das Problem der Personalbeschaffung aus. Mehr als die Hälfte der gut 400 Unternehmer, die sich an der IHK-Umfrage beteiligten, nannte den Mangel an Fachkräften als größtes Risiko für die künftige Entwicklung ihrer Firma.

Um 2,5 Prozent soll die Wirtschaftsleistung zulegen

Die Gegenwart jedoch ist rosig, die Konjunktur läuft rund. Hinzu kommen die „berlinspezifischen Wachstumstreiber“, wie Wiesenhütter formulierte. „Bevölkerung und Erwerbstätigkeit in unserer Stadt wachsen rasant, und damit auch die Nachfrage“. Bis mindestens in den Herbst hinein rechnet die Kammer deshalb mit viel Schwung in allen Branchen und hat die Wachstumserwartung für das gesamten Jahr deshalb von 1,9 auf 2,5 Prozent erhöht.

Die Berliner Wirtschaft hat nach der Vereinigung strukturelle Verwerfungen vor allem in der Industrie wegstecken müssen. Seit ein paar Jahren geht es aufwärts, und das Wachstum liegt über dem Bundesdurchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf befindet sich indes in Berlin mit 35 627 Euro noch unter dem Bundesdurchschnitt von gut 37 000. Und in Berlin wird für weniger Geld länger gearbeitet, haben die Kammerstatistiker ermittelt. Schließlich sind die Berliner vergleichsweise arm, Einkommen aus Kapital oder Vermögen sind in der Hauptstadt geringer als im Durchschnitt des Landes, staatliche Transfers dagegen höher.

Die Gründerszene ist extrem lebendig

Das alles hängt zusammen mit der besonderen Wirtschaftsstruktur – relativ wenig Industrie auf der einen, viele Dienstleistungsbranchen auf der anderen Seite, die vor allem vom Tourismus und den Hauptstadtfunktionen profitieren. Zunehmende Impulse kommen aus der Gründerszene, vor allem im Zusammenhang mit Digitalisierung. Die IHK spricht in ihrer Studie vom „Aufstieg der Stadt zum Start-up- Hotspot, insbesondere im IT-Bereich, aber auch auf eher technisch-naturwissenschaftlichen Feldern“.

Besonders bemerkenswert sind für Wiesenhütter erste Anzeichen für eine „aufgehellte Investitionslaune“. Knapp die Hälfte der Unternehmen gab als Investitionsmotiv die Ausweitung von Produktionskapazitäten an. Ähnlich positiv waren die Angaben zu diesem Thema zuletzt 2007, also vor der Finanzkrise.

Endlich nimmt die Investitionsneigung zu

Trotz der extrem niedrigen Zinsen ist die Investitionstätigkeit bundesweit schwach. In der wachsenden Stadt Berlin scheint sich das jetzt zu ändern. „In den Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen, die nahezu 95 Prozent der Bruttowertschöpfung in Berlin auf sich vereinigen, erfährt das Investitionsmotiv der Kapazitätsausweitung verglichen mit früheren Konjunkturumfragen einen teils enormen Bedeutungszuwachs“, heißt es in dem Bericht der IHK.

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