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Konjunktur

© dpa

Weltwirtschaft: Hoffnung für die Konjunktur

Die Konjunkturerwartungen in Deutschland waren zuletzt nicht gerade rosig. Wegen der sinkenden Preise für Öl und Euro werden Börsenexperten jedoch wieder ein wenig zuversichtlicher. Ist der Abschwung bald vorbei?

Die Konjunkturerwartungen in Deutschland haben sich nach Ansicht von Finanz- und Börsenexperten in den vergangenen vier Wochen wieder leicht gebessert. Das Konjunkturbarometer, das das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) allmonatlich durch Umfragen ermittelt, stieg im August um 8,4 auf 55,4 Punkte. Der Außenhandelsverband BGA forderte, zur Stimulierung der Wirtschaft den Solidaritätsbeitrag abzuschaffen, den jeder Steuerzahler aufbringen muss.

Das ZEW-Barometer entfernte sich im August unerwartet deutlich von seinem Rekordtief aus dem Juli. Die Experten gingen von einer zwar schwächeren, „aber alles in allem robusten Konjunkturentwicklung aus“, sagte ZEW-Chef Wolfgang Franz. Sie befürchteten keine Rezession. Für den Index befragt das Institut 300 Analysten zu ihren Einschätzungen für das kommende Halbjahr. Trotz der besseren Zahlen sanken die Kurse der 30 größten deutschen Konzerne. Der Deutsche Aktienindex Dax verlor bis zum späten Nachmittag 1,8 Prozent auf 6318 Punkte.

Begünstigt wird die Stimmung der ZEW-Analysten vom Rohstoff- und Devisenmarkt: Der Ölpreis hat seit seinem Rekordhoch von 147 Dollar je Barrel Mitte Juli um 35 Dollar nachgegeben. Auch der Euro liegt mit 1,4650 Dollar weit unter der Rekordmarke von 1,60 Dollar.

Falls sich beim Öl und beim Euro die Entwicklung fortsetze, „dürfte eine Rezession in Deutschland weniger wahrscheinlich werden“, erwartet Arnd Schäfer von der WestLB. Ein baldiges Ende des Abschwungs aber sei gerade wegen der weltweiten Unsicherheiten in Kürze nicht zu erwarten. „Für eine Trendwende nach oben ist es noch zu früh“, befand auch Matthias Rubisch von der Commerzbank. Für einen neuen Aufschwung müssten nicht nur Öl und Euro billiger werden, auch die Zentralbankzinsen müssten sinken.

Keine Unterstützung dürfte es dagegen vom Außenhandel geben. Der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels rechnet mit einem spürbar schwächeren Geschäft im kommenden Jahr. „Es wird deutlich weniger werden als 2008“, sagte BGA-Präsident Anton Börner am Dienstag in Berlin. Er warnte allerdings vor zu großem Pessimismus. Der Export deutscher Waren werde in diesem Jahr immerhin noch um sechs Prozent zulegen. Im Großhandel dürften 13 000 neue Arbeitsplätze entstehen, prognostizierte Börner. 2009 werde das Wachstum der Gesamtwirtschaft allerdings spürbar schwächer ausfallen. Börner rechnet mit einer Rate von weniger als einem Prozent – nach etwa 1,7 Prozent, die er für dieses Jahr in Aussicht stellte. „Das ist immer noch Wachstum, keine Katastrophe“, appellierte er.

Gleichwohl müsse es jetzt „einen Wachstumsimpuls aus dem Inland“ geben. Er schlug vor, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen – also den Aufschlag von 5,5 Prozent auf die Einkommensteuerschuld. Dieses Geld ist vorgesehen für den Aufbau in den neuen Bundesländern. „Der Staat hat einen Großteil des Aufschwungs abgeschöpft“, sagte Börner. Das zeige sich an erwarteten 554 Milliarden Euro Steuereinnahmen in diesem Jahr – das seien 102 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2005. Davon müssten auch Arbeitnehmer und Unternehmen profitieren. Börner rechnete vor, dass mit dem Wegfall des Solidaritätszuschlages sich die Staatseinnahmen um etwa 12,3 Milliarden Euro verringern würden. Das sei für den Fiskus verkraftbar.

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