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Wirtschaft: IG Metall kommen die Tränen

Lohnangebot der Arbeitgeber über drei Prozent zurückgewiesen / Weihnachtsgeld soll künftig schwanken

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Berlin - Als „Augenwischerei“ hat die IG Metall das Lohnangebot der Arbeitgeber zurückgewiesen. Der baden-württembergische Gewerkschaftschef Jörg Hofmann fühlte sich ans Zwiebelschneiden erinnert: „Ist die Schale weg, kommen einem die Tränen.“ Dabei hatten die Arbeitgeber im Südwesten am Dienstag ein so hohes Angebot wie seit Jahren nicht mehr vorgelegt: 2,5 Prozent mehr Lohn zuzüglich einer Einmalzahlung von 0,5 Prozent. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, erläuterte in Berlin das Angebot und sprach von einer „Win-win-Situation für Betriebe und Mitarbeiter“. Es handle sich um einen „überzeugenden Lösungsvorschlag für einen zügigen Abschluss der Tarifrunde“.

Er sei „stolz darauf, einen solchen Lösungsvorschlag machen zu können“, sagte der Arbeitgeberpräsident, da die Metallindustrie mit ihren rund 3,3 Millionen Beschäftigten ihre Schwierigkeiten überwunden habe. Weil das so ist und der überwiegende Teil der Firmen wieder gut verdient, fordert die IG Metall 6,5 Prozent mehr Geld.

Mit dem nun im Tarifgebiet Baden- Württemberg vorgelegten Angebot beginnt die heiße Phase des Tarifkonflikts, der, wenn es nach Kannegiesser geht, möglichst schnell beendet sein soll. „Wir wollen nicht den üblichen Teppichhandel.“ Ein Abschluss noch vor Ende der Friedenspflicht Ende April sei durchaus möglich. Die erste Reaktion der IG Metall lässt diesen Schluss allerdings nicht zu. „Das Angebot passt in die Welt von gestern, aber nicht zur wirtschaftlichen Entwicklung von 2007“, schimpfte Hofmann. „Auch in dieser Tarifrunde arbeiten die Arbeitgeber mit Taschenspielertricks und versuchen mit schönem Schein zu blenden.“

Kannegiesser dagegen bezeichnete den Vorschlag der Arbeitgeber als „saubere und faire Sache“. Die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen bleibe gewährleistet, und gleichzeitig würden die Arbeitnehmer von der „insgesamt günstigen konjunkturellen Situation des Jahres 2007“ profitieren. Dazu will Gesamtmetall einen „Konjunkturbonus“ in Höhe von 0,5 Prozent des Jahreseinkommens den Mitarbeitern einmalig zahlen. Für Kannegiesser ist das eine „faire Beteiligung der Beschäftigten“ an der positiven Konjunktur und den hohen Erträgen der Firmen. Hofmann dagegen sprach von einer „Entgelterhöhung mit Verfallsdatum, für die die IG Metall nicht zu haben ist“.

Den Vorschlag der Arbeitgeber, die Höhe des Weihnachtsgeldes künftig je nach Ertragslage des Betriebes schwanken zu lassen, lehnte Hofmann gleichfalls ab. „Hinter dem Vorschlag versteckt sich der Versuch, das Mindestniveau des Weihnachtsgeldes um 15 Prozent nach unten zu drücken.“ Bislang beträgt das tarifliche Weihnachtsgeld 55 Prozent eines Monatseinkommens im Westen und 50 Prozent im Osten. Die von den Arbeitgebern vorgeschlagene Schwankung soll „Chancen und Risiken gerecht zwischen Unternehmen und Beschäftigten verteilen“, argumentiert Kannegiesser. Betriebsräte und Geschäftsführungen würden sich demnach im Rahmen einer Bandbreite, die im Tarifvertrag festzuschreiben wäre, jedes Jahr neu auf die Höhe des Weihnachtsgeldes verständigen.

Eine solche Differenzierung wäre Kannegiesser zufolge „ein weiterer Baustein auf dem Weg, den Flächentarif zu modernisieren und zukunftsfester zu gestalten“. Eine flexible Ausgestaltung der Sonderzahlung hatte vor anderthalb Jahren auch IG-Metall-Chef Jürgen Peters ins Gespräch gebracht. Anschließend einigten sich die Parteien dann aber auf eine variable Einmalzahlung. Damals hatte das erste Angebot der Arbeitgeber 1,8 Prozent betragen. Am Ende stand dann eine Lohnerhöhung um drei Prozent sowie eine (variable) Einmalzahlung von 310 Euro pro Arbeitnehmer.

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