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Dieses Studentenwohnheim wird in der Storkower Straße in Lichtenberg gebaut.

© Promo/Berlinovo

Neue Studentenwohnheimplätze: Auch mit kleinen Mieten lässt sich bauen

Studierende sind eine große Zielgruppe – das wird inzwischen auch in Berlin erkannt.

Endlich hat die Stadt reagiert. Bis 2020 werden in Zusammenarbeit mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften und der Berlinovo 5000 neue Studentenwohnheimplätze geschaffen. Wie berichtet, sollen dazu jetzt geeignete Grundstücke vom Land zur Verfügung gestellt werden.

Darunter für zwei Projekte der Berlinovo in Lichtenberg. In der Storkower Straße sind 141 und in der Franz-Jacob-Straße 156 Apartments geplant. Auch in Pankow an der Prenzlauer Promenade will das landeseigene Unternehmen ein Wohnheim mit 325 Plätzen errichten. Hell und freundlich sollen sie werden.

„Wir haben einige Projekte in Planung“, sagt Stefan Siebner, Sprecher der landeseigenen Berlinovo. „Wobei wir nicht nur möblierte Ein-Zimmer-Apartments anbieten werden, sondern auch WG-taugliche Wohnungen mit rund 72 Quadratmetern.“ Dafür sei etwa ein Grundstück in der Walter-Friedländer-Straße in Pankow vorgesehen, wo es auch Gewerbe geben soll.

Insgesamt will die Berlinovo bis 2020 nicht nur 2500 neue Studentenapartments bauen, sondern eben auch 300 WG-Wohnungen. „Preislich befinden wir uns im Niedrigpreissegment mit einer Warmmiete von 315 Euro für ein Apartment und 245 Euro für einen WG-Platz“, verspricht Siebner. Das werde vor allem für Studierende attraktiv sein, die als Stipendiaten oder im Rahmen eines Auslandssemesters in Berlin sind.

270 und 290 sozialverträgliche Euro im Monat kostet ein Platz im Studentenheim

Aber auch Regelstudenten werden von den neuen Wohnheimplätzen profitieren. Denn in jüngster Zeit ist die Zahl der Studierenden in Berlin förmlich explodiert. „Derzeit sind etwa 170 000 Studenten an Berliner Hochschulen immatrikuliert“, sagt Jürgen Morgenstern, Sprecher des Studentenwerks. „Bei 9500 Wohnheimplätzen wird die Infrastruktur der Nachfrage nicht mehr gerecht.“

Aber das Studentenwerk kann selbst keine neuen Wohnheime bauen. Die politischen Rahmenbedingungen lassen es nicht zu. Lediglich ein Ergänzungsbau im Wohnheim in der Charlottenburger Mollwitzstraße mit 58 neuen Plätzen ist möglich. Es wird voraussichtlich zum Wintersemester 2016 bezugsfertig sein und zwischen 270 und 290 sozialverträgliche Euro im Monat kosten. Da kommen die aktuellen Pläne des Senats also gerade recht.

Zwar möchte nicht jeder im Wohnheim wohnen, aber auf dem freien Markt sind kaum noch bezahlbare Wohnungen zu finden. „Das war vor vier oder fünf Jahren noch anders“, sagt Morgenstern. „Da konnte man im Prenzlauer Berg, Wedding, Friedrichshain oder in Kreuzberg noch eine Wohnung oder einen WG-Platz für unter 400 Euro im Monat finden. Heute gibt es hier fast nichts mehr.“

Das kann Tobias Eßer bestätigen. Der 19-Jährige studiert an der Dekra-Hochschule in Friedrichshain und lebt seit einem Jahr in Marzahn. „Neben den Studiengebühren habe ich monatliche Fixkosten von 640 Euro. Das meiste davon ist Miete.“ Jetzt hat er gemeinsam mit einem Kommilitonen eine Wohngemeinschaft gegründet. Nach sechs Monaten Suche sind sie in Friedrichshain fündig geworden, für 750 Euro warm. „Dafür haben wir wöchentlich Besichtigungen mit dreißig und mehr Mitbewerbern hinter uns“, klagt Eßer. „Das war kein Spaß.“

Möblierte Apartments inklusive W-Lan im "The Fizz"

Studenten sind also eine relevante Zielgruppe auf dem Berliner Immobilienmarkt – vor allem die 20 bis 25 Prozent, die mehr als 1000 Euro im Monat zur Verfügung haben. Das belegt etwa The Fizz, das zum Wintersemester 2014 in Kreuzberg mit 212 Wohnungen eröffnete. Das private Studentenwohnhaus vermietet möblierte Apartments, inklusive W-Lan und Nebenkosten für 500 bis 600 Euro pro Monat, je nach Lage im Haus.

„Durch die Einführung des Bachelors und der damit verkürzten Studienzeit suchen Studenten heute meist eine fertige Wohnlösung“, sagt Roman Diehl, Vorstandsmitglied der International Campus AG, Betreiber von The Fizz. „Außerdem profitiert man hier von den persönlichen Netzwerken, die man aufbauen kann.“ Man lerne seine Mitbewohner in der Lounge, in der Gemeinschaftsküche oder im Seminarraum kennen. The Fizz bietet außerdem einen sogenannten House Manager, der Pakete entgegennimmt, Events organisiert und mit Rat und Tat zur Seite steht. The Fizz ist voll vermietet und die Warteliste lang.

Im ehemaligen Bundesbauamt können besser verdienende Eltern ihre Kinder unterbringen

Dieses Studentenwohnheim wird in der Storkower Straße in Lichtenberg gebaut.
Dieses Studentenwohnheim wird in der Storkower Straße in Lichtenberg gebaut.

© Promo/Berlinovo

Studentenwohnungen haben also in Berlin Konjunktur. Daher baut Cresco Capital derzeit das ehemalige Bundesbauamt am Frankfurter Tor in ein „Studenthouse“ um. Zielgruppe sind hier Kinder besser verdienender Eltern, die 20 Euro pro Quadratmeter zahlen können. Aber auch die Groth-Gruppe plant bei ihren Bauvorhaben in der Lehrter Straße und am Mauerpark insgesamt 500 Studentenwohnungen ein. Rund 20 Quadratmeter groß, möbliert mit einer Pantry-Küche.

Außerdem wird es Gemeinschaftsflächen geben, darunter eine Lounge, einen Wäscheraum und einen abschließbaren Fahrradplatz. „Die Apartments werden voraussichtlich 350 bis 400 Euro im Monat kosten, inklusive W-Lan“, erklärt Anette Mischler, Sprecherin der Groth-Gruppe. Ein Betreiber, der die Wohnungen übernimmt, wird noch gesucht.

„Der Mehrwert liegt in den Gemeinschaftsflächen“, erklärt Udo Schloemer, CEO des Start-up-Campus Factory Berlin. „Man trifft andere Leute, lernt gemeinsam, erweitert den Horizont und nutzt sein Apartment nur als Rückzugsort.“ Aber eine Community entsteht nicht automatisch, sondern müsse gepflegt werden, etwa durch soziale Netzwerke. „Das Handy ist in der Generation Y allgegenwärtig“, ergänzt Beate Appel, Geschäftsführerin der Bau-Medien-Agentur e-wohnen. „Insofern geht es heute nicht mehr nur um ein Haus, sondern um ein Lebensgefühl.“ Und dafür zahlt man dann eben 10 oder 15 Prozent mehr Miete.

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