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Die alten Gebäude des Güterbahnhofs werden für Events genutzt.

© Reinhart Bünger

Prenzlauer Berg: Bauprojekt am Ernst-Thälmann-Park kommt nicht voran

Investor Christian Gérôme will mindestens 600 neue Wohnungen errichten – und hofft weiterhin auf Unterstützung vom Senat.

Ein typischer Berlin-Event: Bröckelnde Fassaden, stöckelnde Frauen, Pfützen, feine Gastronomie, gute Stimmung, bunte Glühbirnen. Investor Christian Gérôme (Allgemeine Immobilien–Börse) hat am S-Bahnhof Greifswalder Straße 2011 zweifellos ein Kleinod erworben, ein ziemlich großes ehemaliges Güterbahnhofsgelände. Auf 28000 Quadratmetern ist nicht nur Platz für Firmenevents der Berliner Volksbank. Gérôme will hier am Thälmann-Park Wohnungsbau realisieren, doch das Projekt kommt nicht voran. Es geht um 600 neue Wohnungen, mindestens. Ein Teil davon für die städtische Gewobag.

Ein Gespräch mit Lompscher stimme ihn zuversichtlich

Gérôme möchte, dass Bausenatorin Lompscher das Verfahren an sich zieht. Diese verweist auf den Bezirk. Der wiederum spielt den Ball zurück an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auf eine massive Wohnungsnot zulaufen“, sagt Gérôme beim Ortstermin und gibt sich staatsmännisch. Es gebe in Berlin Immobilienvermarkter, die noch Öl ins Feuer gössen und dafür plädierten, die Preise für Wohnungen zu verdoppeln. Es gebe schon Grundstücke in der Stadt, sagt der Projektentwickler. Aber es gebe eben auch immer Bedenkenträger. Und die würden gehört. Wegen dieser Klientel, die von der Partei Die Linke gepflegt werde, müssten hier an Ort und Stelle des Güterbahnhofs 2000 bis 2500 Menschen auf eine Wohnung verzichten, empört sich Gérôme. Zumal: „Es würden ja 250 preisgünstige Wohnungen herauskommen, gemeinsam mit der Gewobag“. Der Bezirk habe die Planungshoheit, doch die Grundeinstellung in Berlin stimme einfach nicht, siehe Flughafen BER. Nichts bekomme man hier fertig. Dabei gebe es „über 600000 Quadratmeter Brachflächen“. Hat Gérôme sich selber ausgerechnet. Doch nun sei Bewegung in seine Angelegenheit gekommen, versichert Gérôme: Vor Weihnachten habe er mit Katrin Lompscher einen Termin gehabt, der ihn zuversichtlich stimme, „dass Frau Lompscher eine Lösung findet und einlenkt“. Wirklich?

Pressesprecherin der Senatsverwaltung dementiert

Nachfrage bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zum Vorhaben ehemaliger Güterbahnhof Greifswalder Straße. Pressesprecherin Katrin Dietl dementiert zunächst einmal Gérômes Aussage gegenüber dem Tagesspiegel: Bau-Staatssekretär Sebastian Scheel habe zwar am 29.11.2017 gemeinsam mit der Senatorin ein Gespräch mit Herrn Gérôme gehabt. Dabei sei es aber jedoch ursprünglich um ein anderes Projekt in einem anderen Bezirk gegangen.

Geplante Wohnbebauung Bahnhofsgelände Greifswalder Straße.
Geplante Wohnbebauung Bahnhofsgelände Greifswalder Straße.

© Tsp

Und zur Anfrage, ob der Staatssekretär (Linke) in der Zuständigkeitsfrage mit der Leitung des Hauses über Kreuz sei, schreibt Dietl: „Am 15.12. fand eine Routinesitzung mit dem Baustadtrat des Bezirkes Pankow ohne Herrn Gérôme statt. Zu keinem Zeitpunkt hat sich Herr Scheel dafür eingesetzt, dass der Senat das Bebauungsplanverfahren an sich zieht. Vielmehr nimmt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die Position der Bezirksverordnetenversammlung Pankow zur Kenntnis. Demnach muss die planungsrechtliche Klärung vor dem Hintergrund des BVV-Beschlusses im Bezirk erfolgen.“

Gérôme: „Ich hoffe auf die Vernunft“

Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Bü90/Die Grünen) lässt dem Tagesspiegel ausrichten, dass es gegen Ende des vergangenen Jahres keinen gemeinsamen Termin von Vertretern des Bezirksamtes Pankow mit Vertretern des Senats (u.a. Staatssekretär Scheel) auf dem alten Güterbahnhofsgelände Greifswalder Straße gab, „um das weitere Verfahren zwischen Stadt und Bezirk mit Blick auf das Bauvorhaben abzustimmen“. Ob und inwieweit Planungsrecht wenigstens für den Bereich der öffentlichen Flächen geschaffen werden könne, werde gegenwärtig mit offenem Ausgang diskutiert. Und dann führt der Bezirk sibyllinisch hinzu: „Gegebenenfalls kann SenStadtWohnen Ihnen dazu Hinweise geben.“

Verstehe das, wer will, wird sich nicht nur Christian Gérôme fragen. „Ich hoffe auf die Vernunft. Was wir jetzt beschließen, würde ohnehin erst in drei Jahren fertig“, sagt er. Könnte Gérôme noch Zugeständnisse machen, um das Wollen und Wirken von Bezirk und Land zu beschleunigen? „Alles, was ich anbieten kann ist, dass ich noch einen Kindergarten unterbringen kann.“ Eine Handhabe Senat oder Bezirk zum Handeln zu zwingen, habe er nicht. Immerhin habe die Berliner Volksbank in den vergangenen Monaten aber 1600 Menschen durch seine Location geschleust. Potentielle Wohnungskäufer dürften auch darunter gewesen sein.

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