Immobilien: Comeback der Flamingoblume Neue Züchtungen bringen
frische Farben ins Wohnzimmer
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Flamingoblumen (Anthurien) galten bis vor kurzem als altbacken und verstaubt. Jetzt feiern sie, in aufregende Farben und Formen gehüllt, ein rauschendes Comeback. Anthurien zählen – wie auch Philodendron und Zimmercalla – zu den Aronstabgewächsen (Araceae). Mit mehr als 500 Arten ist die Gattung in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas verbreitet. Dort finden bestimmte Vertreterinnen auch als Heil-, Nutz- oder Kultpflanzen Verwendung. Im Reich der Anthurien gibt es zwar zahlreiche Schönheiten mit prächtig gemusterten Blättern, hierzulande aber sind vor allem die Arten bekannt, die mit auffälligen Blütenständen punkten. Botaniker und Forschungsreisende des 19. Jahrhunderts brachten die exotischen Gewächse nach Europa, wo um 1880 erste Kreuzungen entstanden.
Der wissenschaftliche Gattungsname leitet sich von der Form des Blütenkolbens der Flamingoblumen ab (ánthos = Schwanz, ourá = Blüte). In anderen Sprachbereichen riefen die bizarren Blütenstände weniger charmante Assoziationen hervor: In Frankreich heißen Anthurien Schwiegermutterzungen, auf spanisch Teufelsschwanz. Der lange Kolben, auf dem die winzigen und unscheinbaren Blüten sitzen, ragt, gerade oder gebogen, aus einem Hüllblatt hervor.
Gab es Anthurien früher nur in Rot, Weiß und Rosa, lässt die Farbpalette der neueren Züchtungen keinen Wunsch offen. Das Farbenspiel reicht von knalligem Pink und Orange über Zartlila bis hin zu Schoko oder Quietschgrün. Auch zweifarbige und gesprenkelte Varianten sind vertreten. Für die Zimmerkultur haben sich zwei Arten bewährt: die große und die kleine Flamingoblume. Im Handel werden robuste Hybriden dieser Arten angeboten.
Die Große Flamingoblume (Anthurium andreanum) stammt aus Kolumbien und ist nach Edouard Francois André, einem französischen Gartenarchitekten des 19. Jahrhunderts benannt. Sie unterscheidet sich von ihrer kleinen Schwester vor allem durch einen lockeren Wuchs und üppige, bis zu fünfzehn Zentimeter große Blütenstände. Die auf langen Stielen sitzenden lackglänzenden Hochblätter erscheinen dabei wie von Künstlerhand geschaffen. Nicht umsonst hat A. andreanum auch als Schnittblume Karriere gemacht, zumal die kraftstrotzenden Blütenstände in der Vase sehr lange halten.
Anthurium scherzerianum, die Kleine Flamingoblume, zieht vielleicht nicht ganz so viele Blicke auf sich wie ihre divenhafte Schwester, verzeiht dafür aber eher Pflegefehler. Der österreichische Arzt und Botaniker Dr. Karl von Scherzer entdeckte die Tropenschönheit um 1850 in Costa Rica und lieh ihr seinen Namen. Eine Fülle von kleinen Blütenständen mit gewundenem, flamingoähnlichem Blütenschweif krönt eine kompakte Basis aus länglich-schmalen Blättern.
Als tropische Geschöpfe lieben Anthurien eine gleichmäßig feucht-warme Umgebung (18 bis 24 Grad Celsius), wobei die große Flamingoblume anspruchsvoller als die kleine ist. Zu trockene Luft quittieren Anthurien häufig mit eingetrockneten Blattspitzen. Beugen Sie vor, in dem Sie die Blätter regelmäßig mit Wasser besprühen. Sparen Sie dabei jedoch die Blütenstände aus, sie bekommen sonst Flecken. Das Wasser sollte weich und handwarm sein, da die Gewächse empfindlich auf Kalk und Kälte reagieren. Auch feuchtes Moos auf dem Substrat sowie größere mit Blähton und Wasser gefüllte Schalen helfen den Geschöpfen der Neuen Welt, sich wie „zu Hause“ zu fühlen. Die Tropenbewohnerinnen lieben es sehr hell, mögen jedoch keine direkte Sonneneinstrahlung. Als „Sensibelchen“ zeigen sich Flamingoblumen nicht nur bei der Lufttemperatur, sondern auch an den „Füßen“ haben sie es gern warm. Während der Hauptwachstumszeit im Sommerhalbjahr benötigen die Pflanzen reichlich Wasser – temperiert und weich. Auch in der übrigen Zeit sollten Anthurien nie völlig trocken stehen. Stauen darf sich das Nass allerdings nicht, da sonst die Wurzeln Schaden nehmen. Mit guter Drainage und lockerem Pflanzstoff kann dem vorgebeugt werden. Hydrokultur hat sich ebenfalls bewährt.
In der Wachstumszeit sollten Anthurien alle zwei Wochen gedüngt werden, allerdings mit der halben der für sonstige Zimmerpflanzen vorgesehenen Menge – ansonsten genügt ein Mal im Monat. Anthurien verlangen zwar vergleichsweise viel Zuwendung, belohnen uns aber auch mit einem Hauch Extravaganz.
Heike deissler
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