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© Volkmar Schulz / Keystone

Stromrechnung: Neue Zähler zeigen den Verbrauch wie eine Zapfsäule

Die Tage der alten schwarzen Stromzähler sind gezählt. Mit dem Jahreswechsel sollen neue intelligente Stromzähler nach und nach deren Platz in deutschen Haushalten einnehmen. Für Neubauten und neu sanierte Gebäude sind sie seit 1. Januar sogar vorgeschrieben.

Alle anderen Verbraucher haben zumindest die Möglichkeit, den alten durch einen neuen ersetzen zu lassen. Im Gegensatz zum alten analogen Ferraris-Zähler, der nur den Verbrauch seit der Installation des Zählers anzeigt, sollen die neuen elektronischen Geräte den tatsächlichen Verbrauch zeitabhängig anzeigen, also mindestens den Tages-, Wochen und Monatsverbrauch. Je nach Modell wird sogar der Viertelstundenverbrauch registriert.

„Der Stromzähler selbst wird selbst keine Energie einsparen“, erklärt Ulrich Kleemann, Energieberater bei der Berliner Verbraucherzentrale. Die sogenannten „Smart Meter“ würden aber für eine bessere Transparenz des eigenen Stromverbrauchs sorgen. „Da kann jeder nachsehen, wie viel Strom er zu welcher Uhrzeit verbraucht, zum Beispiel nachts.“ So könnten bislang unbeachtete Verbrauchsquellen ausfindig gemacht werden.

Wer einen neuen Stromzähler haben möchte, kann sich im einfachsten Fall an seinen Netzbetreiber wenden, dieser ist bislang gleichzeitig auch der sogenannte Messstellenbetreiber. Dabei sollte sich der Interessent über die entstehenden Kosten informieren. So ist zum Beispiel beim Berliner Stromnetzbetreiber Vattenfall der neue Zähler an sich kostenlos, die Montagekosten würden allerdings dem Kunden in Rechnung gestellt, erklärt ein Vattenfall-Sprecher. Wie hoch diese seien, hänge davon ab, ob es sich um ein Ein- oder ein Mehrfamilienhaus handele und wie kompliziert die Montage im Einzelfall sei. Bislang würden die Erfahrungswerte fehlen. Noch sei der Andrang auf die neuen Zähler zudem gering.

Privatleute können also selbstständig einen intelligenten Stromzähler beim bisherigen oder einem anderen Messstellenbetreiber anfordern. Für die Installation verlangten verschiedene Anbieter zwischen 45 und 79 Euro, erklärt Annegret Agricola von der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die Investition kann sich lohnen. Stromfresser im Haushalt können aufgespürt und durch sparsame Geräte ersetzt werden. Manche intelligente Zähler könnten gar mit Elektrogeräten kommunizieren und so deren Verbrauch aufschlüsseln, erklärt Agricola.

Was genau die neuen Geräte können, ist vom Modell abhängig. Sicher ist nur, dass die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt werden. Diese seien allerdings relativ schwammig, erklärt Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Manche Geräte haben einfach eine digitale Anzeige am Gerät, bei anderen Modellen lässt sich der Verbrauch per Internet oder mobiles Endgerät jederzeit auch in der Wohnung oder von einem anderen Ort abrufen. Mit der von Vattenfall derzeit eingesetzten Zählervariante sei dies zum Beispiel bislang erst einmal nicht möglich, so der Vattenfallsprecher.

Bei allen Modellen mit Datenverbindung ist die Frage des Datenschutzes nicht endgültig geklärt. Verbraucherschützer Krawinkel spricht von einer „Regulierungslücke“. Das Datenschutzgesetz gelte zwar, aber es müsse noch konkreter geklärt werden, welche Daten wie an die Netzbetreiber und Stromanbieter weitergeleitet werden dürften. Zudem gelte es, den gläsernen Stromverbraucher zu verhindern. „Es ist technisch durchaus möglich, die Daten anonymisiert zu verwenden“, so Krawinkel. Zudem müssten die Daten ausreichend gegen Zugriffe von Dritten gesichert sein. Noch fehlten da klare Regeln.

Bevor man sich für ein neues Gerät entscheide, solle man sich erst einmal genau informieren, was das Gerät einem biete, rät Energieberater Ulrich Kleemann. Denn eine genauere Anzeige mache ja nur dann Sinn, wenn der Kunde sie auch selbst ablesen könne. Sei der Zähler wie in manchen größeren Wohnsiedlungen in einem verschlossenen Kasten untergebracht, helfe die intelligenteste Anzeige am Gerät nichts. Besser sei es, wenn der Verbrauch im Internet oder mit einem Gerät in der Wohnung angezeigt werde.

Neben dem jeweiligen Netzbetreiber bieten auch manche Stromanbieter wie zum Beispiel die EnBW-Tocher Yello intelligente Stromzähler an. In diesem Fall verfügt das Gerät über einen DSL-Anschluss, so dass sich der Verbrauch jederzeit per Internetverbindung ablesen lässt. Bei solchen Angeboten ist der Zähler mit einem speziellen Tarif und besonderen Dienstleistungen verbunden. Dabei kommt zu den Kosten für den Zähler meist ein höherer Grundtarif hinzu.

Angesichts dieser Kosten lohnt es sich nicht für jeden, der schon einen alten Zähler hat, diesen umrüsten zu lassen. Denn laut Studien lässt sich mithilfe der Informationen der Zähler der Verbrauch um fünf bis zehn Prozent senken. Damit am Ende auch wirklich Geld übrig bleibe, müsse der Verbrauch schon etwa bei 5000 Kilowattstunden und höher liegen, sagt Krawinkel von der Verbraucherschutzbundeszentrale. Der durchschnittliche Verbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts liege dagegen bei rund 3500 Kilowattstunden. Zudem könne sich der Zähler lohnen, wenn im eigenen Haus mit einer Photovoltaikanlage selbst Strom erzeugt werde oder eine Wärmepumpe im Haus installiert sei. Gerade in letzterem Falle sei ein intelligenter Stromzähler von Nutzen, sagt auch Energieberater Kleemann. „Da können Sie sehen, ob die Wärmepumpe optimal läuft oder ob mit Strom zugeheizt wird.“

So richtig zahle sich der Zähler aber sowieso erst aus, wenn auch neue Tarife auf den Markt kämen, so Verbraucherschützer Krawinkel. Der erste Schritt wäre die monatliche Abrechnung, die erst durch solche Geräte möglich werde. Die Stromanbieter sind zudem per Gesetz verpflichtet, bis Dezember 2010 „lastvariable und tageszeitabhängige Tarife“ einzuführen. Damit soll es attraktiver werden, besonders stromfressende Geräte wie Waschmaschine, Wäschetrockner und Geschirrspüler sowie Kühlgeräte in Nebenzeiten laufen zu lassen.

Florian Ernst

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