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Blickfang. Das Paul-Emisch-Haus in der Lichterfelder Curtiusstraße.

© Caro/Muhs

Im Schatten von Wannsee: Raum für Visionäre

Alte und neue Projekte in Lichterfelde.

Wer den Namen Lilienthal hört, denkt zuerst an den Flugpionier Otto Lilienthal (1848–1896). Doch der hatte einen jüngeren Bruder namens Gustav (1849– 1933). Dieser hat nicht nur die aerodynamischen Experimente seines Bruders unterstützt, sondern auch Lichterfelde- West seinen Stempel aufgedrückt: In der Paulinenstraße, der Marthastraße und der Potsdamer Straße errichtete er als Architekt die „Burgen von Lichterfelde“ – mit Zinnen geschmückte Villen, die zum Teil bis heute erhalten sind (so zum Beispiel das Haus Marthastraße 5, in dem Lilienthal selbst lebte).

Die Burgen sind nur eine der Sehenswürdigkeiten des Ortsteils, der oft im Schatten von Wannsee, Dahlem und Zehlendorf steht. Dabei hat Lichterfelde noch weitere bemerkenswerte Gebäude zu bieten – zum Beispiel die ehemalige Preußische Hauptkadettenanstalt in der Finckensteinallee, die heute vom Bundesarchiv genutzt wird. Auch die Lebensqualität in Lichterfelde sei hoch, sagt Steffen Schnoor, dessen Maklerhaus am S-Bahnhof Lichterfelde-West seit 1902 im schmucken Emisch-Haus mit seiner auffälligen Fassadenmalerei residiert. Kein Wunder, dass Schnoor das Zentrum rund um den Bahnhof als seinen persönlichen Lieblingsort in Zehlendorf und Lichterfelde bezeichnet.

Zu verdanken ist die Entwicklung von Lichterfelde-West dem Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn (1822–1896), der den Weg Berlins zur Großstadt wesentlich mitprägte. Er kaufte 1865 die Güter Lichterfelde und Giesensdorf und setzte dort das Konzept einer Villenkolonie um, die dank der Bahn gut an das Berliner Zentrum angebunden war. Der Erfolg machte von Carstenn jedoch nicht glücklich: Er starb verbittert in einer Nervenheilanstalt in Schöneberg.

Auch heute lockt Lichterfelde wieder Unternehmerpersönlichkeiten an. Der Berliner Projektentwickler Klaus Groth hat sich mit seiner Groth-Gruppe vorgenommen, in Lichterfelde-Süd an der Grenze zu Brandenburg ein neues Stadtviertel zu errichten. 2012 erwarb die Gruppe den 96 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsplatz Parks Range vom österreichischen Immobilienunternehmen CA Immo. Laut einer im April unterzeichneten gemeinsamen Absichtserklärung mit dem Bezirksamt Steglitz- Zehlendorf sollen 39 Hektar des riesigen Areals bebaut und 57 Hektar als Landschaftspark gestaltet werden. Geplant sind 2200 bis 2700 Wohnungen mit durchschnittlich 78 Quadratmetern Wohnfläche. Dabei liegt die Latte hoch: Der Bezirk erwarte, heißt es in der Erklärung, dass „qualitativ hochwertiger, ökologisch nachhaltiger, moderner sowie zugleich kostengünstiger und wirtschaftlicher Wohnungsbau entsteht“.

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