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Auch der Fuhrpark soll grün sein. CSR-Verantwortliche versuchen, ihr Unternehmen rundum klimaneutral und sozial aufzustellen.

© Matthias Balk/dpa

Interner Berater: Mehr Öko, bitte!

CSR-Manager:innen sorgen in Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit. Einen klassischen Weg in den Beruf gibt es nicht, aber viele Möglichkeiten.

Unternehmensintern Impulse geben, beraten, empfehlen – so sieht der Arbeitsalltag von Stefan Kauß aus. Der 44-Jährige ist Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Sicherheit der Bitburger Braugruppe. Täglich beschäftigt er sich damit, wie es in dem Unternehmen umweltfreundlicher, klimaneutraler und sozialer zugehen könnte – sprich: nachhaltiger. Es geht etwa um den Einsatz von Grünstrom oder die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. „Auch wenn in Sachen Nachhaltigkeit schon einiges erreicht ist, es gibt immer noch Luft nach oben“, sagt Kauß.

Nicht nur bei der Bitburger Braugruppe, auch in anderen Firmen gibt es zunehmend Abteilungen für Corporate Social Responsibility (CSR), in denen Nachhaltigkeitsmanager arbeiten.

Joachim Rasche von der IHK Nürnberg für Mittelfranken schätzt, dass derzeit noch in weniger als fünf Prozent der mittelständischen Unternehmen CSR-Verantwortliche etabliert sind.

„Betrachtet man aber Teilbereiche von Nachhaltigkeitsthemen, wie Umwelt-, Ressourcen- und Qualitätsmanagement, Verantwortung für Arbeitssicherheit und familienfreundliche Arbeitsbedingungen oder faire Beschaffung, dann sind sicherlich deutlich mehr Menschen in diesen Themenfeldern beschäftigt.“ Die vielfältigen Facetten von Nachhaltigkeit waren der Grund, warum Stefan Kauß sich für seine Tätigkeit entschieden hat. „Im Alltag muss man sehr kommunikativ sein und viel Überzeugungsarbeit leisten“, erzählt er. Dann müsse man viele gute Gründe parat haben, warum es beispielsweise eine andere Verpackung für ein Produkt sein sollte.

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Veränderungen von Bestehendem und Bewährtem im Sinne von mehr Nachhaltigkeit sind oft ein zeitlich aufwendiger Prozess. „Letztendlich können und wollen wir als Nachhaltigkeitsteam nichts bestimmen, sondern wollen mit Fakten überzeugen und Empfehlungen aussprechen“, sagt Kauß. Die Entscheidung falle auf Fachabteilungs- oder Geschäftsführungsebene. Neben Kauß sind in der Bitburger Brauereigruppe 15 Nachhaltigkeitsmanager tätig, die in den einzelnen Fachabteilungen das Thema Nachhaltigkeit in den Blick nehmen und umsetzen.

Der Beruf ist kein klassischer Lehrberuf, viele Ausbildungswege führen zum Ziel: Nachhaltigkeitsmanager oder CSR-Manager. Zum einen gibt es spezielle Studiengänge. Die Leuphana Universität in Lüneburg etwa bietet den Studiengang Nachhaltigkeitswissenschaft an, die Hochschule für Internationales Management in Heidelberg das Studium Nachhaltigkeitsmanagement.

Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement im Master

Andere Hochschulen setzen einen ersten Studienabschluss voraus, bei ihnen ist also Nachhaltigkeitsmanagement ein Aufbaustudium. Die Hochschule Eberswalde etwa bietet den Master „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“ an, die Hochschule Fulda den Studiengang Sustainable Food Systems, in dem es um nachhaltiges Wirtschaften in der Lebensmittelbranche geht. Die Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin setzt bei ihrem Studiengang Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement ebenfalls ein bereits abgeschlossenes Studium voraus.

Doch auch mit einer „grünen“ Berufsausbildung bieten sich gute Chancen für den Einstieg ins Nachhaltigkeitsmanagement. Daneben ist eine Weiterbildung für Quereinsteiger denkbar. Einen solchen Lehrgang, der nebenberuflich in rund vier Monaten absolviert werden kann, bietet die IHK Nürnberg für Mittelfranken an. Er kostet rund 3400 Euro. „Die Teilnehmer kommen aus allen Berufsgruppen und aus ganz Deutschland“, sagt IHK-Experte Raschke. Sie seien in Bereichen wie Personal, Beschaffung, Organisation und Umwelt tätig oder im Marketing und in der Kommunikation.

Weiterbildung für Führungskräfte und Selbstständige

Geschäftsführer, Führungskräfte und Selbstständige ließen sich in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement ebenso schulen wie Mitarbeiter aus klein- und mittelständischen Betrieben bis hin zu großen Konzernen, zunehmend auch aus Non-Profit-Organisationen. Die Teilnehmer:innen befassen sich während der Weiterbildung mit Themen wie Klimaneutralität und Verantwortung in der Wertschöpfungskette. Im Betrieb haben Nachhaltigkeitsmanager ein Auge darauf, dass es keine Zulieferer mit problematischen Arbeitsbedingungen gibt. Auf Personalebene treten sie beispielsweise für mehr Videokonferenzen statt Dienstreisen ein und geben bei nötigen Dienstreisen Bahnfahrten statt Flügen Vorrang.

In der Bitburger Braugruppe werden schon Auszubildende zu Nachhaltigkeitsbotschaftern geschult. Auch diesen Impuls gab Kauß: „Unsere Azubis nehmen regelmäßig an Nachhaltigkeitsworkshops teil und säen zum Beispiel Blühwiesen auf dem Brauereigelände aus.“dpa

Sabine Meuter

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