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Wirtschaft: Jetzt erwarten die Märkte einen langen Krieg

Starke Schwankungen an den Aktienbörsen halten an, der Ölpreis und der Euro steigen weiter

Berlin (Tsp). Der Verlauf des IrakKriegs führt zu heftigen Kursschwankungen am Aktienmarkt. Nach dem massiven Einbruch der Aktien am Montag gaben die Notierungen auch am Dienstag zunächst nach. Doch am Mittag drehte sich der Trend. Der Dax legte deutlich zu und schloss um 3,09 Prozent höher bei 2627 Punkten. Leicht schwächer eröffneten die New Yorker Wall Street und die US-Technologiebörse Nasdaq, legten dann aber zu. Anleger gingen zugleich auf die Suche nach sicheren Häfen: Die Nachfrage nach Gold und Staatsanleihen zog an. Offenbar stellen sich die Investoren nun auf einen langen Krieg ein. Auch der Ölpreis stieg.

Händler sagten, die Lage im Irak werde nun wieder zuversichtlicher gesehen. Allerdings herrsche Nervosität. „Letzte Woche haben die Märkte einen perfekten Krieg in den Kursen berücksichtigt und offenbar ist es anders gekommen. Die US-geführten Truppen werden zwar gewinnen, aber dafür muss ein Preis bezahlt werden“, sagte Alan Wills, Händler bei Forsyth Barr Frater Williams Reuters. Ein Händler ergänzte: „Es macht sich Ernüchterung breit. Es war wohl blauäugig anzunehmen, dass es ein Spaziergang wird.“ Der Aktienstratege Stefan Mitropoulos von der Bankgesellschaft Berlin wies zudem darauf hin, dass die von US-Präsident George W. Bush beantragte Summe von 75 Milliarden Dollar kaum zur Finanzierung der Kämpfe ausreichen werde. „Mit dem Krieg ist es nicht getan“, sagte Mitropoulos. Die anschließenden Besatzungs- und Wiederaufbaukosten würden die Kriegsausgaben um ein Vielfaches übertreffen. Anders als beim ersten Golf-Krieg 1991 müssten die USA dies Kosten nun weitgehend allein zahlen.

Dennoch gab es auch an der Wall Street in New York Kursgewinne. Der Dow Jones kletterte im Handelsverlauf um 1,3 Prozent auf 8322 Punkte, die Technologiebörse Nasdaq erreichte knapp zwei Prozent mehr au 1397 Zähler. Und das, obwohl das Verbrauchervertrauen der US-Bürger im März auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gefallen war. Das Forschungsinstitut Conference Board meldete am Dienstag den neunten Rückgang in den vergangenen zehn Monaten. Die Verbraucher bestreiten mit ihren Käufen zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung.

Berg- und Talfahrt schadet Wirtschaft

Die Kriegsnachrichten sorgten auch für einen Anstieg des Ölpreises. In London wurden am Dienstag für die Nordseesorte Brent zunächst 26,90 Dollar gezahlt, das waren 80 Cent mehr als am Vortagsschluss. Im Tagesverlauf bröckelte der Preis auf 26,55 Dollar ab. Bereits am Montag waren die Rohölpreise wieder gestiegen. Als zusätzlichen Faktor für den Preisanstieg nannten Händler am Dienstag den teilweisen Ausfall der Ölproduktion des Opec-Landes Nigeria. Dort war die Ölproduktion wegen ethnischer Unruhen in den vergangenen Tagen um rund 40 Prozent eingeschränkt worden.

Die Aktienbörse in Tokio hatte in Folge der Vortagsverluste an der Wall Street an Boden verloren. Der Nikkei 225 fiel um 2,33 Prozentpunkte. Dagegen stieg der Eurokurs auf die Marke von 1,0707. Die Feinunze Gold kostete am Dienstag in London mit 333,00 Dollar – 3,25 Dollar mehr als am Vortag. Bereits am Montag war der Goldpreis um knapp drei Dollar gestiegen. Die als verhältnismäßig sichere Anlageform geltenden Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Der Bund-Future zog auf 113,54 Prozent an, die zehnjährige Anleihe des Bundes notierte 41 Basispunkte höher bei 102,71 Punkten.

Luxemburgs Notenbankchef und Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Yves Mersch, äußerte derweil Besorgnis angesichts der Marktschwankungen. Diese seien nicht gut für die Realwirtschaft und spiegelten die Risiken wider. „Die Unwägbarkeiten sind noch groß, und man sollte die Erwartungen nicht übermäßig in die eine oder andere Richtung ändern“, fügte er hinzu.

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