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Eine Frau ist an ihrem Schreibtisch im Homeoffice während einer Videokonferenz zu sehen.

© stock.adobe.com/Drazen

Musk will US-Beamten Homeoffice verbieten: Kommt die Büropflicht auch in Deutschland?

Trump-Vertrauter und Milliardär Elon Musk will als US-Beauftragter für Ausgabenkürzungen Beamten das Homeoffice verbieten. Kann eine solche Maßnahme Arbeitnehmern in Deutschland auch drohen?

Von
  • Jean-Victor Alipour
  • Andrea Hammermann
  • Steffen Hahn

Stand:

Elon Musk soll unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zum Sparkommissar werden. Eine Maßnahme, die er bereits verkündet hat: Er will Bundesbediensteten die Arbeit im Homeoffice verbieten. Seine Argumentation: Eine Büropflicht werde mutmaßlich zu massenhaft Kündigungen führen, was zu begrüßen sei und den Bürokratieapparat entlaste. Außerdem stärke eine solche Maßnahme die heimische Wirtschaft und senke den Leerstand bei Büroimmobilien.

Auch in Deutschland hat sich mobiles Arbeiten seit der Corona-Pandemie verfestigt – und soll nach dem Willen der Beschäftigten eine feste Möglichkeit bleiben. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Büroangestellten in Deutschland würde nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov kündigen, wenn ihr Arbeitgeber die Möglichkeit von Homeoffice vollständig abschaffen oder stark einschränken würde.

Doch wird es auch hierzulande flächendeckende Verbote geben? Drei Experten geben Einschätzungen. Weitere Folgen des Formats 3 auf 1 finden Sie hier.


Homeoffice ist eine beidseitige Vereinbarung

Der Tech-Oligarch und designierte Trump-Berater Elon Musk macht derzeit noch mehr Schlagzeilen als sonst. Sein Vorhaben, das Homeoffice zu verbieten, schlägt hohe Wellen.

In Deutschland gibt es keinen Anspruch auf Homeoffice. Allerdings hat sich seit der Covid-Krise gezeigt, wie vorteilhaft das Homeoffice für die Beschäftigten und zugleich die Wirtschaft wie auch Verwaltung ist.

Rechtlich ist hierfür die souveräne Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erforderlich – entweder mit dem Betriebsrat als Betriebsvereinbarung oder individuell durch Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag. Und das ist der Punkt. Homeoffice ist eine beidseitige Vereinbarung. Sie entspringt dem Konsens beider Parteien. Es ist insofern befremdlich, wenn Vertreter der freien Marktwirtschaft entsprechende Regelungen verbieten möchten. Mit Bürokratieabbau hat dies nichts zu tun. In Deutschland sollten die politischen Parteien dieser Einsicht folgen.


Wer mehr Präsenzzeit einfordert, sollte die Beweggründe offenlegen

Als während der Covid-19-Pandemie Unternehmen ihre Homeofficemöglichkeiten drastisch erweiterten, ging es um möglichst viel Arbeiten auf Distanz zum Infektionsschutz und weniger um mehr Flexibilität beim Arbeitsort. Genau das wünschen sich aber viele Beschäftigte heute.  

Ob zu Hause oder im Betrieb produktiver gearbeitet werden kann, lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht pauschal beantworten. Dafür sind die personen-, tätigkeitsbezogenen und organisatorischen Voraussetzungen zu unterschiedlich. Entscheidender als die Arbeit des Einzelnen ist häufig, wie Menschen in der Organisation zusammenarbeiten und kommunizieren.  

Ein Trend zu einer völligen Abkehr von Homeoffice ist sehr unwahrscheinlich, denn Unternehmen, die die Homeoffice-Regelungen wieder verschärfen wollen, ziehen sich häufig den Unmut ihrer Belegschaft zu. Dabei geht es meist gar nicht um 100 Prozent Präsenz. Wer mehr Präsenzzeit einfordert, sollte die Beweggründe offenlegen und die Arbeit vor Ort so gestalten, dass der Betrieb als Innovationsraum und sozialer Ort auch wahrgenommen wird.  


Beschäftigte sind mit Homeoffice glücklicher

Effizienz steigern! So lautet der Auftrag, den der bekannte Homeoffice-Gegner Elon Musk erfüllen soll. Ob eine Präsenzpflicht für US-Bedienstete diesem Ziel dient, ist fraglich. Studien belegen, dass hybrides Homeoffice, die Produktivität der Beschäftigten nicht vermindert und teilweise steigert. Das gilt sogar im öffentlichen Dienst, wo Job-Unsicherheiten gering sind und keine Leistungsentgelte gezahlt werden. Beschäftigte sind mit Homeoffice glücklicher. Und der Arbeitgeber Staat ist attraktiver, was ihm im Wettbewerb um die besten Fachkräfte zugutekommt.

Es geht Musk also um eins: freiwillige Kündigungen forcieren, um Personalkosten schnell zu reduzieren. Doch dieser Plan ist riskant: Neben dem Wegfall der positiven Homeoffice-Effekte ist entscheidend, wer bleibt und sich der Präsenzpflicht beugt. Erfahrungsgemäß sind dies eher männliche, jüngere, und weniger leistungsstarke Beschäftigte. Fazit: eine fragwürdige Strategie, die kaum als Vorbild für Deutschland taugt.

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