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Nachts noch am Laptop: Viele Menschen arbeiten länger als sie müssten.

© Getty Images/iStockphoto/Jun

Oft unbezahlt, Männer mehr als Frauen: 4,4 Millionen Beschäftigte machen Überstunden

11 Prozent der Arbeitnehmenden arbeiten länger als vertraglich vereinbart, die meisten aber nur wenige Stunden pro Woche. In diesen Branchen sind Überstunde besonders verbreitet.

Stand:

Knapp 4,4 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben im vergangenen Jahr Überstunden gemacht – auch unbezahlt. Das heißt, sie arbeiteten durchschnittlich mehr, als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart war.

Das entsprach einem Anteil von 11 Prozent der insgesamt 39,1 Millionen Beschäftigten, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Mit einem Anteil von 13 Prozent arbeiteten Männer etwas häufiger mehr als Frauen mit 10 Prozent.

Für die meisten Beschäftigten war der Umfang der Mehrarbeit auf wenige Stunden pro Woche begrenzt, wie es hieß. 45 Prozent gaben an, durchschnittlich weniger als fünf Überstunden geleistet zu haben.

Bei 73 Prozent waren es weniger als zehn Stunden. Insgesamt 15 Prozent hatten dagegen mindestens 15 Stunden Mehrarbeit in der Woche.

Fast ein Fünftel bekommt Mehrarbeit nicht bezahlt

Von den Personen, die 2024 mehr gearbeitet hatten als vertraglich vereinbart, leistete knapp jede oder jeder Fünfte (19 Prozent) unbezahlte Überstunden, wie die Statistiker mitteilten. 16 Prozent wurden für ihre Überstunden bezahlt,

71 Prozent nutzten ein Arbeitszeitkonto. Mehrarbeit lief teilweise auch über eine Kombination der drei Möglichkeiten.

Am weitesten verbreitet war Mehrarbeit laut Statistik in den Bereichen Finanz- und Versicherungsleistungen und Energieversorgung. Dort machten 17 beziehungsweise 16 Prozent der Beschäftigten Überstunden.

Am niedrigsten war der Anteil im Gastgewerbe mit 6 Prozent, gefolgt von der „Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ wie Wach- und Sicherheitsdienst- oder Reinigungsdienstleistungen (8 Prozent).

Warnung vor Gesundheitsgefahren

Dass knapp jede oder jeder Fünfte für Mehrarbeit keine Bezahlung bekommt, stieß auf Kritik bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Die Daten zeigen, dass es gut ist, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften heute einen Sozialpartnerdialog beginnen, um über die Gestaltung der Arbeitszeiten zu sprechen“, erklärte Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung.

Arbeitgeber forderten zum Beispiel eine Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit und die Einführung einer Wochenhöchstarbeitszeit. Das könnte dazu führen, dass Beschäftigte bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiteten, monierte Kohlrausch.

Schon jetzt seien viele Ausnahmen von der täglichen Höchstarbeitszeit möglich. Das schade nicht zuletzt der Gesundheit von Beschäftigten. (KNA)

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