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„Wir spüren die angespannte wirtschaftliche Situation“: IG Metall fordert vorerst keine Viertagewoche mehr
Weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich gehört zu den klassischen Forderungen der IG Metall. Nun lässt sie diese jedoch mit Blick auf die schwierige konjunkturelle Lage ruhen.
Stand:
Die IG Metall rückt angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage zunächst von Forderungen nach Einführung einer Viertagewoche ab.
„Eine Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich steht aktuell nicht auf der gewerkschaftlichen Forderungsliste“, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Christiane Benner der „Bild“-Zeitung. Das mache sie aber nicht weniger sinnvoll.
„Wir spüren gerade in vielen Betrieben die angespannte wirtschaftliche Situation“, sagte Benner weiter. Zugleich betonte die Gewerkschafterin: „Es sind die Arbeitgeber, die deshalb die Arbeitszeit verkürzen – auf Kosten der Beschäftigten.“
Benner forderte die neue Bundesregierung zu mehr Investitionen in den Wirtschaftsstandort Deutschland und zu Entlastungen der Beschäftigten auf.
Es brauche „schnell Investitionen von der Politik, Entlastung der Bürger und Standorttreue von den Unternehmen. Wie wir das zügig hinkriegen, muss im Mittelpunkt der Debatte stehen“, sagte die Gewerkschaftschefin.
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte Mitte Mai betont, dass die Menschen in Deutschland mehr arbeiten müssten und Forderungen nach einer Viertagewoche eine Absage erteilt. Später relativierte er seine Aussagen und räumte ein, dass es in einigen Branchen „wirklich eine sehr, sehr hohe Arbeitsbelastung“ gebe.
Ruf nach Investitionen in Wirtschaftsstandort Deutschland
Bei einer flächendeckenden Einführung der Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich sehen Unternehmen negative Effekte für die deutsche Wirtschaft.
Bei einer Umfrage hätten 94 Prozent der befragten 823 Unternehmen gesagt, dass sie dadurch Wertschöpfung verlieren würden, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im März in Köln mitgeteilt hatte. Zudem befürchteten knapp 70 Prozent, dass Arbeit liegen bleibe und Deutschland international den Anschluss verliere.
Die IG Metall hatte zuletzt immer wieder betont, die Unternehmen müssten die Verantwortung für zukunftsfeste Geschäftsmodelle, Investitionen und sichere Arbeitsplätze übernehmen.
„Wir sehen den Ernst der Lage. Aber wir sehen auch, dass in zahlreichen Unternehmen Zukunftsstrategien fehlen und notwendige Investitionen nicht getätigt werden“, hatte Benner moniert. (dpa, AFP)
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