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Karstadt-Krise. Die erste Aufsichtsratssitzung nach der Komplett-Übernahme durch René Benke wirft ihre Schatten voraus.

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Karstadt in der Krise: Karstadt-Aufsichtsrat warnt vor Kosten bei Filialschließungen

Vor der wegweisenden Karstadt-Aufsichtsratssitzung bringen sich alle Seiten in Stellung. Arno Peukes, der für Verdi im Kontrollgremium sitzt, kündigt im Tagesspiegel schon einem seinen Widerstand gegen "Kahlschlag" an. Auch an dem Konzept von Eigentümer René Benko lässt Peukes nicht viel Gutes.

Von Maris Hubschmid

Karstadt-Aufsichtsratsmitglied Arno Peukes hat vor hohen Kosten bei einer harten Sanierung der Warenhauskette gewarnt. "Ein Haus zu schließen, kostet viel Geld. Zehn bis 15 Millionen Euro allein für Sozial- und fortlaufende Immobilienverträge", sagte Peukes dem Berliner "Tagesspiegel" (Montagsausgabe) in einem Interview. Das mache bei 20 bis 30 Häusern mindestens 300 Millionen Euro. "Dieses Geld steckt man besser in die Erhaltung der Standorte, statt Tausende Arbeitsplätze zu vernichten", sagte Peukes. Der Leiter des Fachbereichs Einzelhandel bei der Gewerkschaft Verdi vertritt die Arbeitnehmerseite im Karstadt-Kontrollgremium. 

Peukes sprach sich zudem für eine Wiedervereinigung der traditionellen Karstadt-Filialen mit den Premium- und Sporthäusern aus. „Ich halte es aus wirtschaftlicher Sicht für sinnvoll, wenn alle an einem Strang ziehen.

Der bisherigen Führung war er massive Fehler vor. „In den letzten Jahren ist bei Karstadt Missmanagement betrieben worden“, sagte er. „Die Politik ging an den Bedürfnissen vorbei.“ Umfangreiche Filialschließungen werde er deshalb nicht akzeptieren. „Wehrlos werden weder Verdi noch der Betriebsrat einen Kahlschlag hinnehmen“, sagte Peukes weiter.

Er fordere mehr Gestaltungsspielraum für die einzelnen Karstadt-Filialleitungen. „Es hat dem Konzern nicht gut getan, dass fast alles von der Zentrale in Essen aus gesteuert wurde“. Die jeweiligen Häuserchefs bräuchten mehr Gestaltungsspielraum.

Auch das Modell, Karstadt zum Mittelpunkt von Einkaufszentren zu machen, wie Eigentümer René Benko es offenbar am Berliner Kurfürstendamm plant, ist nach Peukes Ansicht „kein Modell für alle Häuser“. „Karstadt muss für sich allein gesunden“.

Der nächste Karstadt-Geschäftsführer sollte nach seiner Auffassung deutsch sprechen. „Karstadt braucht einen Chef, der Deutschland kennt. Er sollte auch deutschsprachig sein – sonst ist es schwierig, ein Gespür für die Mitarbeiter zu bekommen“, sagte Peukes. Zuletzt hatte mit Eva-Lotta Sjöstedt eine Schwedin an der Spitze des Konzerns gestanden, davor der Brite Andrew Jennings.

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