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Wirtschaft: Karstadt-Quelle kämpft ums Überleben

Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff kündigt tiefe Schnitte und einen schmerzhaften Personalabbau an

Berlin – Zur Sanierung des angeschlagenen Handelskonzerns KarstadtQuelle hat Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff „tiefe Schnitte“ und „weit reichende Schritte“ angekündigt. In allen drei Kernbereichen des Konzerns – im stationären Einzelhandel, im Versandhandel sowie bei den Dienstleistungen – sei die Lage „sehr ernst“, sagte Middelhoff in einem Gespräch mit dem „Spiegel“. „Es geht ums Überleben. Es geht für alle Beteiligten um alles.“ Was nicht Kerngeschäft sei, davon müsse sich der Konzern trennen. Über die Details der Sanierungsmaßnahmen wollte Middelhoff keine Angaben machen. Der Vorstand werde dazu eine „schonungslose und schmerzhafte Bestandsaufnahme liefern.“ Nach Zeitungsberichten ist offenbar der Abbau von 8500 Arbeitsplätzen im Konzern geplant.

Über die Sanierung von Europas größtem Warenhaus- und Versandhandelskonzern wird der Aufsichtsrat an diesem Montag beraten. Am Tag darauf will der seit Juni amtierende Vorstandschef Christoph Achenbach die Pläne der Öffentlichkeit vorstellen. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres verbuchte Karstadt- Quelle beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) ein Minus von 346 Millionen Euro. Der Konzernumsatz war im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um sechs Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gesunken. Auch für das Gesamtjahr hatte Achenbach einen Umsatzrückgang und rote Zahlen beim Ergebnis angekündigt. Karstadt-Quelle leidet unter anderem unter der schwachen Handelskonjunktur im Inland – und kann dies im Gegensatz zu anderen Handelskonzernen nicht durch ein starkes Auslandsgeschäft kompensieren.

Der Konzern hat bereits den Abbau von rund 500 Stellen in Call- und Servicezentren des Versandhandels – Quelle und Neckermann – angekündigt. Im Warenhausbereich sollten die Personalkosten um einen Betrag gesenkt werden, der etwa 4000 Stellen entspricht. Nun sei aber von einem Abbau von 6000 Vollzeitarbeitskräften die Rede, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Laut „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ muss Karstadt fünf Kaufhausfilialen komplett schließen, weitere zehn sind von der Schließung bedroht, wenn nicht Käufer oder Partner gefunden werden. Die „WAZ“ und der „Spiegel“ berichteten, dass 77 der zurzeit 180 Warenhäuser ausgegliedert werden sollen.

Dem „Spiegel“ sagte Middelhoff, „alles was nicht Stammgeschäft ist, steht zur Disposition.“ Den 50-prozentigen Anteil am Reisekonzern Tomas Cook nannte er dabei Stammgeschäft, die Textilhauskette Sinn Leffers dagegen, heiße nicht Karstadt. Auch die Kooperation mit der Kaffeehauskette Starbucks könne er sich „ohne ein gemeinsames Unternehmen vorstellen“. Bekannt ist, dass sich der Konzern von seiner Hypothekenbank-Tochter trennen wird. Spezialversand, internationales Geschäft und E-Commerce sollen dagegen ausgebaut werden, kündigte der Aufsichtsratschef an. Die Neupositionierung des Konzerns sei mit einem „schmerzhaften Personalabbau verbunden“, sagte Middelhoff und forderte „einen echten Solidarpakt von Mitarbeitern wie Führungskräften, Gesellschaftern und Banken“. vis

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