
Wettbewerb: Beste Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg 2014: Kein kleiner Unterschied
Beim Berliner Softwarehersteller Projektron haben alle Beschäftigten gleiche Chancen.
„Wenn meine Tochter krank ist, genügt ein Anruf oder eine E-Mail und ich kann zuhause bleiben“, berichtet Janice Kwiatkowski. Sie leitet die Abteilung Beratung und Support der Projektron GmbH mit Sitz in Berlin-Mitte, die Projektmanagement-Software für über 450 Kunden europaweit herstellt. Die Informatikerin ist für ein Team von 15 Mitarbeitern verantwortlich. „Mit dem von der Firma gestellten Laptop kann ich zuhause arbeiten und mich trotzdem um meine Tochter kümmern“, sagt die 30-Jährige, die seit sechs Jahren bei Projektron ist.
Für seine gute Arbeitsplatzkultur wurde das Unternehmen am Dienstag zum zweiten Mal in Folge mit dem Gütesiegel „Bester Arbeitgeber in Berlin Brandenburg“ in der Größenklasse 50 bis 250 Mitarbeiter ausgezeichnet – und räumte außerdem den neu geschaffenen Sonderpreis für „Chancengleichheit & Frauenförderung“ ab.
„Die Auszeichnung steht für ein glaubwürdiges Management, das respektvoll und fair mit den Mitarbeitern zusammenarbeitet, für eine hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Unternehmen und für einen starken Teamgeist“, sagt Andreas Schubert, einer der Geschäftsführer von Great Place to Work Deutschland, den Initiatoren des Wettbewerbs. Mit dem Sonderpreis wird das Engagement von Betrieben gewürdigt, die insbesondere Frauen ermutigen, Führungspositionen zu übernehmen, und diese organisatorisch und strategisch fördern.
Für den beruflichen Wiedereinstieg gibt es viele Modelle
Janice Kwiatkowski schätzt die flexiblen Arbeitszeiten, die es ihr ermöglichen, eine Familie und einen Beruf zu haben. Doch es sind auch das Arbeitsklima, die positive Stimmung und der Umgang miteinander. „Hier zählt man nicht nur als Arbeitskraft, sondern als Mensch“, sagt sie. Es gibt regelmäßige Mitarbeitergespräche und viel Mitbestimmung – ob es nun um die Auswahl neuer Büroräume, die Einrichtung von Ruheecken oder Fortbildungen geht. Bei gemeinsamen Grill- und Spieleabenden sind auch Kinder und Partner eingeladen.
Arbeitnehmer, die nach der Elternzeit oder einem Sabbatical zurückkehren, können wählen: „Junge Mütter arbeiten zwei Stunden am Tag oder zwei Tage in der Firma oder zuhause. Sie können stufenweise einsteigen und so viel arbeiten wie sie möchten“, sagt Patricia Rezic, Personalmanagerin und Controllerin. Die meisten würden mit 20 Stunden pro Woche anfangen. Während der Eingewöhnung oder dem Übergang von der Kita in die Schule greifen Eltern ebenfalls gerne auf das flexible Modell zurück. Um in solchen Phasen mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, können sie vorher Stunden einsparen, sich unbezahlt freistellen lassen oder im Home Office arbeiten.
Auch Quereinsteiger bekommen ihre Chance
Wichtige Besprechungen finden meist vormittags statt. Knapp die Hälfte der 75 Mitarbeiter arbeitet Teilzeit, von sechs Frauen in Führungspositionen sind ebenfalls vier teilzeitbeschäftigt. Insgesamt besteht die Belegschaft zur Hälfte aus Frauen und Männern. „Uns liegt die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter am Herzen, die Basis dafür sehen wir in einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis und gleichen Möglichkeiten für alle“, sagt Dotchka Pentcheva, Personal- und Qualitätsmanagerin.
Eine Software hält alle Arbeitsschritte fest, so dass Kollegen problemlos an den Aufgaben ihrer Büronachbarn weiterarbeiten können, falls diese ausfallen. Auch Qualifizierung ist fester Bestandteil der Personalarbeit. Jeder Beschäftigte hat einen persönlichen „Entwicklungspfad“, auf dem Karriereschritte dokumentiert werden. Zusätzlich haben alle die Möglichkeit, Positionen zu wechseln, um sich weiter zu qualifizieren. Kurse können ganz nach Wunsch besucht werden – vom Schlagfertigkeitstraining bis zur IT-Fortbildung.
Da weniger Frauen als Männer ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium mitbringen, bietet Projektron auch Quereinstern eine individuelle Einarbeitung, um sie für das Softwareunternehmen fit zu machen. So wurde beispielsweise eine Landschaftsgärtnerin Kundenberaterin und Teamassistentin.
Projektron zeige vorbildlich, „wie ein Arbeitgeber der IT-Branche gut ausgebildete Frauen als Fachkräfte an sich binden kann“, sagt Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen (SPD) und Schirmherrin des Sonderpreises „Chancengleichheit & Frauenförderung“. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen liege bei 67 Prozent – im Durchschnitt seien es nur 20 Prozent.