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Wirtschaft: Klaus Zimmermann neuer DIW-Chef

BERLIN / DÜSSELDORF (bag/wmu/HB).Auf seiner persönlichen Homepage ist es nachzulesen: 1998 hat der Arbeitsmarktökonom Klaus F.

BERLIN / DÜSSELDORF (bag/wmu/HB).Auf seiner persönlichen Homepage ist es nachzulesen: 1998 hat der Arbeitsmarktökonom Klaus F.Zimmermann informelle Angebote abgelehnt, an führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten den Präsidentensessel zu übernehmen.Sowohl dem Münchner Ifo-Institut als auch dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin gab er im vergangenen Jahr einen Korb.Um so mehr erstaunt es, daß Zimmermann nun doch die Nachfolge von Lutz Hoffmann an der Spitze des DIW antritt.Die entscheidenden Sitzungen von Berufungskommission und Kuratorium und somit die offizielle Benennung finden zwar erst am heutigen Montag statt.Doch die Würfel sind, wie das Handelsblatt erfuhr, gefallen: Der Bonner Arbeitsmarktforscher hat grundsätzlich zugesagt.Was noch fehlt, ist die Unterschrift des 46jährigen.Er war erst im vergangenen Jahr von der Universität München nach Bonn gewechselt und baut dort seither als Gründungsdirektor das auf Initiative der Deutschen Post AG aus der Taufe gehobene Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) auf.

Die monatelange quälende Suche nach einem Nachfolger für den DIW-Präsidenten Lutz Hoffmann, der sich im September in den Ruhestand zurückzieht, findet so ein überraschendes Ende.Mitte Februar hatte die Berufungskommission eine Wunschliste präsentiert, auf der andere Namen standen: Axel Börsch-Supan (Mannheim), Gert Wagner (Frankfurt/Oder.) und Robert Holzmann (Saarbrücken).Letzterer schied freilich schnell aus dem Rennen, nachdem Kontakte zur FPÖ Jörg Haiders ruchbar geworden waren.Das Veto gegen Börsch-Supan kam aus dem Bonner Finanzministerium: Der bis vor kurzem amtierende Oskar Lafontaine (SPD) wollte einen Nachfrageökonomen an der Spitze Institutsspitze.

Börsch-Supan, so die Furcht in Bonn, aber auch bei der DIW-Mannschaft, hätte aus dem Berliner Institut "ein zweites Kiel" gemacht, es also auf die angebotsorientierte Linie des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel gebracht.Bei Gert Wagner hingegen, der in Frankfurt (Oder) eine Professur für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik innehat, vermißte das Land Berlin eine "breite makroökonomische Basis".Offenbar angesichts dieser Querelen hat sich Zimmermann nun doch erweichen lassen, die DIW-Präsidentschaft zu übernehmen.Darüber, was ihn zu seinem Meinungsumschwung veranlaßt hat, läßt sich nur spekulieren.Offenbar will er jedenfalls auf seinen Chefposten beim IZA in Bonn nicht verzichten.Das läuft auf einen schwierigen Spagat zwischen Berlin und Bonn hinaus.Dem Handelsblatt hatte Zimmermann in der vergangenen Woche erklärt, er wolle am IZA auch den "virtuellen Betrieb" ausprobieren.Vielleicht läßt sich so ja auch die Entfernung zwischen Rhein und Spree überbrücken.Ein ausschließliches "Management by Internet" ist freilich wohl nicht geplant.Vielmehr soll zu Zimmermanns Entlastung am IZA in Bonn ein Geschäftsführender Direktor installiert werden.

Zimmermanns Absicht, sich nicht auf die DIW-Präsidentschaft zu beschränken und mit dem IZA das "eigene" Forschungsinstitut weiterzuführen, erinnert an das vom neuen Ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn in München betriebene Modell.Dieser will das vor allem empirisch arbeitende Ifo-Institut mit dem von ihm an der Münchener Universität aufgebauten, stärker theoretisch orientierten Center for Economic Studies (CES) zu einem Institut neuen Typs zusammenführen.

Daß sich Hoffmanns Nachfolge in Berlin zu einem Politikum entwickelt hat, kam nicht überraschend, steht doch das DIW als einziges der großen Wirtschaftsforschungsinstitute traditionell der Nachfragepolitik nahe.Ein eingefleischter Keynesianer ist Zimmermann gewiß nicht.Das Schubladendenken, das die Ökonomen in Angebots- und Nachfragetheoretiker einteilt, hält er für überholt.Beispielsweise lasse sich seiner Meinung nach die Arbeitslosigkeit nur mittels einer Kombination beider Strategien bekämpfen.Wie sich die Ausrichtung des DIW nun entwickelt, bleibt indes abzuwarten.In der Vergangenheit wurde sie stark von den Abteilungsleitern mitbestimmt, etwa von Heiner Flassbeck, dessen Nachfolge in der Leitung der Konjunkturabteilung noch offen ist.Bei der Wiederbesetzung dieser Stelle dürfte sich der neue Präsident das letzte Wort vorbehalten.

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