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Wertheim-Kompromiss: Kohl verhalf zur Einigung

Die Erleichterung war förmlich zu spüren nach der Übereinkunft zwischen KarstadtQuelle und der Jewish Claims Conference. Alt-Bundeskanzler Kohl hatte zuvor den Kompromiss wesentlich vorangetrieben.

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Düsseldorf - Am Ende lagen sich die beiden einstigen Kontrahenten in den Armen: Nach jahrelangem erbitterten Ringen um eine Entschädigung der von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufmannfamilie Wertheim demonstrierten KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff und der Direktor der Jewish Claims Conference (JCC) Roman Haller den Schulterschluss.

In dem nüchternen Konferenzsaal des Düsseldorfer Kongresszentrum zog KarstadtQuelle-Chef Middelhoff eine emotionale Bilanz: Der Rechtsstreit mit den Vertretern der Holocaust-Überlebenden sei für ihn auch eine gefühlsmäßig sehr schwierige Frage gewesen, bekannte der Manager. Noch am Vortag hatte Middelhoff am gleichen Ort engagiert über den von ihm eingeleiteten Umbau des KarstadtQuelle-Konzerns und die Rückkehr in die schwarzen Zahlen referiert.

"Wir mussten die Interessen der Aktionäre verteidigen. Dabei ging es aber auch um die Betroffenen, denen schreckliches Unrecht widerfahren ist und die immer älter werden", skizzierte Middelhoff den Konflikt des KarstadtQuelle-Managements. Während sich die Auseinandersetzung auch in der Öffentlichkeit immer weiter zuspitzte hatte ein Anruf von Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl schließlich den entscheidenden Anstoß für die Lösung gegeben.

Belastung für die Bundesrepublik

In einem persönlichen Telefonat mit ihm habe Kohl auf eine Einigung gedrungen, da sich die Frage Wertheim zu einer Belastung für die Bundesrepublik insgesamt entwickeln könne, berichtete Middelhoff. "Wir waren gehalten, unserer Verantwortung gegenüber der Geschichte gerecht zu werden", stellte der Konzernchef fest. Es folgten sich über Monate hinziehende Verhandlungen, die erst am Donnerstagabend dieser Woche endgültig abgeschlossen werden konnten.

Für den KarstadtQuelle-Konzern endete damit eine Diskussion, die auf dem Höhepunkt der Krise vor wenigen Jahren von manchen Beobachtern noch als Existenzbedrohung gewertet worden war. Statt der zunächst geforderten 145 Millionen Euro hat das Unternehmen sich nun bereit erklärt 88 Millionen Euro zu zahlen. Dieser Betrag werde das Unternehmen in der Zukunft nicht mehr belasten, da bereits vorsorglich entsprechende Rückstellungen gemacht worden seien, so der Konzernchef. (Von Uta Knapp, dpa)

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