zum Hauptinhalt
Seltener Anblick: In Edeka-Filialen geht der Heinz-Ketchup inzwischen zur Neige.

© REUTERS

Kraft-Heinz: Wie Edeka dazu gezwungen wird, ein neues Ketchup zu entwickeln

Hierzulande spielt der Ketchup-Konzern seine Marktmacht voll aus. Doch die Bilanz 2018 ist miserabel. Selbst Warren Buffett verliert mit Heinz-Kraft Milliarden.

Für Edeka-Kunden gibt es eine gute Nachricht. Sie können bald eine neue Ketchup-Marke im Regal finden. Denn Edeka will pünktlich zur Grillsaison die neue Saucen-Marke Papa Joe’s in die Filialen bringen. Wie die „Lebensmittelzeitung“ berichtet, sicherte sich der Händler die Marke beim deutschen Markenamt Ende 2018 für die Kategorien Tomatenketchup, Mayonnaise und Grillsaucen. Es soll sich dabei ausdrücklich nicht um eine weitere Eigenmarke von Edeka wie Gut und Günstig handeln, sondern um ein gänzlich neu kreiertes Produkt.

Was sich zunächst einmal harmlos anhört, ist das Ende eines harten Preispokers im Hintergrund. Denn Edeka entwickelt das neue Ketchup nicht aus freien Stücken, sondern sieht sich dazu gezwungen, weil seit Monaten ein Streit mit dem Lebensmittelkonzern Kraft-Heinz tobt.

Das fünftgrößte Nahrungsmittelunternehmen der Welt hatte im Januar die Preise im zweistelligen Prozentbereich erhöht; Edeka erklärte sich nicht bereit, den neuen Preis zu zahlen. Daraufhin stellte Kraft-Heinz die Lieferung ein. Trotz anderer Ketchup-Marken etwa von Knorr oder Kühne ist rund die Hälfte der bei Edeka verkauften Ketchup-Flaschen von Kraft-Heinz. Und so geht der Supermarktkette inzwischen das Ketchup aus, in vielen Regalen klaffen bereits Lücken. Deshalb muss nun eine eigene Marke her. Edeka bestätigte die Informationen auf Nachfrage des Tagesspiegels.

Abschreibungen führen zu Milliardenverlust

Dass Kraft-Heinz auf dem deutschen Ketchup-Markt einen Anteil von 46,7 Prozent hat und hier seine Macht voll ausspielen kann, dürfte für das Unternehmen und seine Aktionäre allerdings nur ein kleiner Trost sein. Denn aktuell hat Kraft-Heinz eigentlich ganz andere Sorgen.

Dass das Unternehmen Probleme hat, war bereits bekannt; seit am Donnerstag nach Börsenschluss die Bilanz für das Jahr 2018 vorgestellt wurde, ist jedoch klar, dass es um den Konzern noch schlechter steht als von Experten angenommen. Aus den Zahlen geht hervor, dass die Marken des Konzerns dramatisch an Wert verloren haben und Kraft-Heinz 2018 deshalb circa 16 Milliarden US-Dollar abschreiben musste.

Zusammen mit steigenden Rohstoffpreisen führte das zu einem Jahresverlust von 10,3 Milliarden Dollar. 2017 hatte der Konzern noch einen Gewinn von elf Milliarden Dollar verzeichnet. Zudem teilte das Unternehmen mit, dass die US-Börsenaufsicht SEC bereits seit Oktober die Rechnungslegung und die internen Kontrollen des Konzerns untersuche. Die Aktie brach daraufhin nachbörslich um rund 20 Prozent auf ein Rekordtief ein. Und Besserung ist nicht in Sicht. „Wir erwarten 2019 Rückschritte“, gestand Finanzchef David Knopf ein.

Warren Buffetts könnte sich verzockt haben

Der Absturz von Kraft-Heinz ist auch für Investorenlegende Warren Buffett ein herber Schlag. Nach der Bank of America und Apple ist Kraft-Heinz die größte Position im seinem Portfolio. Der 88-Jährige übernahm Heinz 2013, zwei Jahre später schloss das Unternehmen sich mit Kraft zusammen. Über seine Investitionsgesellschaft Berkshire Hathaway ist Buffett mit 325 Millionen Aktien größter Anteilseigner von Kraft-Heinz – er hält 26,7 Prozent des gesamten Unternehmens.

Doch ob sich diese Investition, die sogenannte Ketchup-Wette, von Buffett auszahlt, ist aktuell fraglich. Schon im vergangenen Jahr hatte die Aktie von Kraft-Heinz rund 30 Prozent ihres Werts verloren.

Neben Buffett gehören weitere prominente Namen der Finanzwelt zu den Shareholdern bei Kraft-Heinz, denen man eher ein energisches Gewinnstreben denn ein übermäßiges Interesse an der Nahrungsmittelversorgung der Welt nachsagt. So sind die Vermögensverwalter Blackrock und Vanguard mit 2,1 beziehungsweise 3,8 Prozent beteiligt. Größter Aktionär nach Buffett ist die der brasilianische Investor 3G Capital Partners. In den vergangenen Jahren hatte Kraft-Heinz mit einer riskanten Unternehmenspolitik für Aufsehen gesorgt, die auf schuldenfinanzierten Übernehmen und drastischen Sparmaßnahmen beruhte. Der Preispoker mit Edeka ist wohl Teil dieser Strategie.

Zur Startseite