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Streik: Lufthansa am Boden

Am Montag beginnt einer der größten Streiks der Lufthansa-Geschichte. Vier Tage soll er dauern. Hintergrund sind die gescheiterten Verhandlungen über neue Tarifverträge und ein Kostensparprogramm.

Frankfurt am Main - Die Lufthansa steht vor einem der größten Streiks ihrer Geschichte. Rund 4000 Piloten der Lufthansa, von Germanwings und von Lufthansa Cargo sind vom kommenden Montag, null Uhr, bis Donnerstag, 25. Februar, Mitternacht, an allen deutschen Flughäfen zum Streik aufgerufen. Gut 93 Prozent der Piloten stimmten bei der Urabstimmung der Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) für den Ausstand.

Hintergrund sind die im Dezember gescheiterten Verhandlungen über einen Mantel- und Tarifvertrag und das Kostensparprogramm „Climb 2011“. Die Piloten hatten zunächst eine Erhöhung der Gehälter um 6,4 Prozent gefordert, dann aber auch eine Verständigung auf eine Null-Runde signalisiert, wenn im Gegenzug die Arbeitsplätze gesichert würden. Die Lufthansa hat bislang noch kein Angebot vorgelegt. „Wir haben uns diesen Streik nicht gewünscht, aber das liegt in der Verantwortung der Lufthansa“, sagte Ilona Ritter, Tarifexpertin der VC am Mittwoch. Man sei grundsätzlich zu Verhandlungen bereit.

Die Lufthansa wies die Vorwürfe von VC zurück, nannte den Streik unangemessen und forderte die Piloten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. VC habe die Forderungen nach Arbeitsplatzsicherheit mit weitgehenden Mitspracherechten bei unternehmerischen Grundsatzfragen und damit einem Eingriff in die Geschäftsführung verknüpft. Dies könne nicht akzeptiert werden. Mit Notfallplänen bereitet sich das Unternehmen auf den Streik vor. Im Schnitt starten in Deutschland jeden Tag rund 1800 Jets der Lufthansa sowie ihrer Tochterunternehmen. Nicht betroffen sind die Ableger Eurowings und Contact-Air.

Ilona Ritter wies darauf hin, dass über den Manteltarifvertrag für die Piloten bereits seit 2006 verhandelt werde, über den Vergütungstarifvertrag seit Sommer 2009. Bis September habe es konstruktive Gespräche gegeben. VC wirft der Lufthansa vor, Absprachen über die Sicherung der Arbeitsplätze gebrochen zu haben. Zudem würden mit dem Kauf von Austrian Airlines oder der Gründung von Lufthansa Italia die Pilotengehälter im Konzern um bis zu 25 Prozent unterlaufen. Bei der Lufthansa liegen die Bruttogehälter zwischen rund 32 000 Euro für einen Berufsanfänger und etwa 230 000 Euro für einen Jumbo-Kapitän in der höchsten Gehalts- und Altersstufe.

Die Gewerkschaft ist zu Zugeständnissen und auch zu einer Null-Runde bereit, wenn die Lufthansa die erreichten Ersparnisse zur Sicherung der Arbeitsplätze der rund 4500 Piloten verwendet, sagt Thomas von Sturm, Sprecher der VC-Tarifkommission. Bei den Regionalgesellschaften gebe es zum Teil schon einen Kahlschlag. Dort hat das Unternehmen die kleineren 50-Sitzer-Maschinen ausgemustert. Bei Contact-Air verlieren deshalb 44 Piloten Ende März ihren Arbeitsplatz. Auch bei Eurowings soll es einen Personalabbau geben. Insgesamt, so Ritter, würden 500 Arbeitsplätze wegfallen.

Das Lufthansa-Management dagegen sieht nur einen Weg aus der Krise, wenn auch die Piloten Zugeständnisse machen und damit zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. „Wenn wir nicht wettbewerbsfähig sind, können wir auch keine Arbeitsplatzsicherheit per Tarifvertrag garantieren“, sagte Lufthansa- Passage-Vorstand Roland Busch. Das Unternehmen wird zwar für das vergangene Jahr wahrscheinlich noch einen Betriebsgewinn verbuchen, unter dem Strich aber möglicherweise in die roten Zahlen rutschen. Gründe sind ein rapider Preisverfall, fehlende Passagiere in der First und Business Class und der starke Druck durch Billigflieger. Die Lufthansa leidet auch darunter, dass die Zahl der Flugreisenden in Deutschland im vergangenen Jahr um rund 4,5 Prozent geschrumpft ist.

Sollte der Streik nicht doch noch abgewendet werden können, drohen von diesem Montag an auf allen deutschen Flughäfen, an denen Lufthansa-Maschinen starten, massive Einschränkungen.

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