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Wirtschaft: Lufthansa kann Swiss übernehmen

Aufsichtsgremien beider Unternehmen stimmen zu

Frankfurt am Main – Der Übernahme der abgeschlagenen Schweizer Fluggesellschaft Swiss durch die Lufthansa steht nichts mehr im Wege. Die Aufsichtsgremien der beiden Unternehmen und die Mehrheit der Großaktionäre unterstützten das Vorhaben, teilte die Lufthansa am Dienstag in Frankfurt mit. Zuvor hatte die Regierung in Bern dem Vorhaben zugestimmt. Für knapp 83 Prozent des Swiss-Aktienkapitals liege bereits eine Zustimmung vor. Der Kaufpreis liegt laut Lufthansa bei bis zu rund 310 Millionen Euro. Der Integrationsvertrag werde noch am Dienstag unterzeichnet.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber erreicht mit der Übernahme der Swiss ein Ziel, dass er schon kurz nach seinem Amtsantritt im Juni 2003 ins Auge gefasst hat. Der Plan mit dem Decknamen „Universe“ erschließt der Lufthansa einen auf den ersten Blick zwar kleinen, aber wegen der in der Regel gut gestellten Klientel attraktiven Markt. Schon als Swissair aufgeben musste und die schweizerische Renommiergesellschaft unter dem Namen Swiss einen Neuanfang wagte, erkannte die Lufthansa die Chancen, die sich im Schweizer Markt auftaten. Folglich wurde die Zahl der täglichen Zubringer-Flüge aus Genf, Zürich, Bern und Basel vor allem nach München aufgestockt, um dort die Lufthansa-Langstreckenflieger zu füllen. Diese Zubringerdienste werden in München und Frankfurt immer wichtiger, weil dort ab 2007 der Airbus A380, das weltgrößte Passagierflugzeug, seine Dienste aufnehmen wird. Die Einbindung der Swiss jimmt deshalb zum richtigen Zeitpunkt.

Der Einstieg ist auch deshalb naheliegender, weil die Swiss heute besser dasteht als noch beim ersten Übernahmeversuch im Herbst 2003. „Die Swiss ist heute viel gesünder, sie steht im reinen Flugbetrieb vor der Gewinnschwelle und die Schuldensituation ist nicht mehr prekär“, sagt der Luftfahrt-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Das Risiko für die Lufthansa ist überschaubar.“ Zudem erschließt sich Lufthansa mit der Swiss attraktive Ziele und Verkehrsrechte im arabischen Raum und in Afrika, an die sie allein nur schwer herangekommen wäre.

Das Geld für die Übernahme hat die Lufthansa: Im Sommer des vergangenen Jahres brachte eine Kapitalerhöhung dem Luftfahrtunternehmen 750 Millionen Euro ein. Dass damit die Finanzierung der 15 bestellten A380 abgesichert werden sollte, wie Mayrhuber behauptete, hat ihm kaum jemand abgenommen. Zumal er nebenbei noch betont hatte, man wolle auf mögliche Veränderungen in der Branche vorbereitet sein. Mayrhuber dokumentiert mit der Übernahme der Swiss jetzt auch seinen Willen, nach der Fusion von Air France und KLM bei der überfälligen Konsolidierung der europäischen Luftfahrt-Szene ein gewichtiges Wort mitzureden.

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