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Wirtschaft: Manager rühmen den Sozialstaat

Führungskräfte: Marktwirtschaft ist ausgewogen

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Berlin - Die Mehrheit der deutschen Führungskräfte (84 Prozent) ist nach einer aktuellen Umfrage nicht der Meinung, dass in unserer Marktwirtschaft „die sozialen Aspekte zu stark betont werden“. Anders als zwei Drittel der Bevölkerung bewerten die Topentscheider das deutsche Sozialsystem sehr positiv: 72 Prozent sagen, dass der Sozialstaat dem Land über die Jahrzehnte mehr Nutzen als Schaden gebracht hat. Auch das Niveau der Sozialleistungen hält die Mehrheit für angemessen.

Das geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Umfrage unter 646 Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung hervor, die das Allensbach-Institut für das Wirtschaftsmagazin „Capital“ erhob. Befragt wurden unter anderem 122 Chefs von Firmen mit mehr als 5000 Beschäftigten sowie 42 Ministerpräsidenten und Minister aus Bund und Ländern. Allensbach erstellt das „Elite-Panel“ seit 20 Jahren.

Obwohl 77 Prozent der Führungsspitzen glauben, dass die Gesellschaft ausreichende Aufstiegschancen bietet, macht sich die Elite Sorgen um den Zusammenhalt des Gemeinwesens. So fürchten 78 Prozent, dass sich eine Unterschicht herausbildet, die sich sozial und wirtschaftlich vom Rest der Gesellschaft abkoppelt. 48 Prozent erwarten zudem, dass die Zahl der Globalisierungsverlierer steigt. Die Spannungen zwischen Migranten und Deutschen (35 Prozent) sowie Jung und Alt (34 Prozent) halten die Befragten für die größten Konfliktpotenziale.

Die Arbeit der Bundesregierung wird höchst unterschiedlich bewertet. Während 59 Prozent der Befragten Angela Merkel (CDU) für eine starke Kanzlerin halten (20 Prozentpunkte mehr als im Oktober 2006), erhält die große Koalition insgesamt schlechte Noten. 63 Prozent haben den Eindruck, dass die Regierung „in wesentlichen Fragen uneinig ist“. Zwar „wächst die Zustimmung zur Wirtschaftspolitik mit dem Aufschwung“, wie die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), Renate Köcher, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Umfrage sagte. 65 Prozent der Topentscheider sind von der bisherigen Arbeit der Koalition aber weiterhin enttäuscht (Oktober 2006: 77 Prozent).

Auch die Chance, dass bis zur Bundestagswahl 2009 noch wichtige Reformen durchgeführt werden, beurteilen die Spitzenmanager skeptisch: 69 Prozent halten dies für unwahrscheinlich. Unter den politischen Führungskräften sind es 39 Prozent. „Kaum jemand liebt große Koalitionen, da sie zu permanenter Kompromisssuche zwingen“, erklärte Allensbach-Chefin Renate Köcher. Als „Anwälte des sozialen Ausgleichs“ werden an erster Stelle SPD-Chef Kurt Beck (22 Prozent), Angela Merkel (21 Prozent) sowie Vizekanzler und Sozialminister Franz Müntefering (SPD) mit 20 Prozent gesehen.

Ganz im Trend liegen die Führungskräfte bei ihren Konjunkturerwartungen: 56 Prozent rechnen mit einem kräftigen, dauerhaften Aufschwung. Noch vor einem halben Jahr teilten nur 29 Prozent den Konjunktur-Optimismus. mot

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